Gazi Husrev-Beg Moschee

Sarajevo

31.03.2024
Roadtrip

Auf der Rückreise unseres 2023er Balkan-Trips kommen wir fast zwangsläufig durch Bosnien durch. Schnell ist es beschlossene Sache, dass wir vor der ultimativen Heimreise noch einen kurzen Stopp in Sarajevo einlegen. Vor 9 Monaten waren wir im Winter bereits in Mostar, was uns ausgesprochen gut gefallen hat. Mal sehen wie die bosnische Hauptstadt im Vergleich abschneidet. 

Von Montenegro kommen wir über den winzigen Grenzübergang bei Metaljka nach Bosnien. Die Straße dorthin führt durch dichten Wald und ist kaum als zweispurig zu bezeichnen. Nach dem Grenzer muss man extra klingeln, für die paar Autos die sich hierher verirren, bleibt er nicht neben dem Schlagbaum stehen.

In Goražde - dessen Name uns noch aus der Zeit des Bosnienkriegs bekannt ist - trinken wir noch einen Kaffee, spielen eine Runde UNO und dann geht es weiter nach Sarajevo.

Nach etwas Recherche stellen wir aber leider fest, dass die Stadt mit guten Camping-Möglichkeiten nicht gerade gesegnet ist. Die verfügbaren Plätze sind sehr weit außerhalb des Zentrums und für langes Hin- und Herfahren fehlt uns irgendwie schon die Zeit. Es dauert ziemlich lang, bis wir endlich auf die Idee kommen, dass wir ja nicht unbedingt campen müssen. Auf booking.com finden wir dann auch sehr schnell ein günstiges Hotel unweit der Altstadt und - das ist natürlich schon wichtig - mit einer Parkmöglichkeit für unseren Bulli. Das Zimmer unterm Dach ist wirklich schnuckelig und Yven hat sogar ein eigenes Bett in einer über eine Leiter erreichbaren Nische. Er ist überglücklich damit!

Wolfgang und Iris sind überglücklich mit der Lage des Hotel Boutique 36, das nur ein paar hundert Meter vom Baščaršija - einem im 15. Jahrhundert angelegten Marktplatz und historisches Zentrum Sarajevos - entfernt liegt. Auf dem Platz befindet sich der Sebilj, ein öffentlicher Brunnen, der zusammen mit Heerscharen an Tauben, die ihn umflattern, zum Wahrzeichen Sarajevos wurde.

Gleich daneben liegt die Baščaršija Moschee mit einem dieser ganz schlanken Minarette, die wir schon aus Mostar kennen. Toll, dass sich auch Sarajevo in Teilen sein osmanisches Stadtbild erhalten konnte. Die Straßenzüge mit ihren vielen Cafés und kleinen Läden verströmen jede Menge orientalisches Flair - ein Stück Morgenland im Herzen von Europa.

An den Gebäuden entlang der durch Sarajevo fließenden Miljacka ist unverkennbar der Einschlag aus der Zeit der österreich-ungarischen Herrschaft zu erkennen. Auch das eine oder andere Jugendstilgebäude findet man hier - ein krasser Gegensatz zum orientalisch geprägten Stadtteil Baščaršija. Über die Miljacka spannt sich die Lateinerbrücke, eine osmanische Steinbogenbrücke, auf der am 28. Junie 1914 das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, verübt wurde, das als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt. Das Auto, in dem Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie ermordet wurden, ist übrigens im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ausgestellt. 

Die Gazi Husrev-Bey Moschee ist die größte Moschee Bosniens und wurde um 1530 errichtet. Vor allem der schattige Hof mit seinem Šadrvan (Moscheebrunnen) ist wunderschön. Yven spielt mit Begeisterung an den Wasserauslässen und wir beobachten inzwischen die vielen Gläubigen, die hierher zum Gebet komme

 Nicht weit von der Gazi Husrev-Bey Moschee liegt der Gazi-Husrev-Beg-Bezistan, auch "Alter Bezistan“ oder "Große Bezistan“ genannt. Er ist eine der am besten erhaltenen osmanischen Markthallen in Europa. Wir erwarten uns atmosphärisch eine kleine Version des Großen Bazars in Istanbul, womit wir aber enttäuscht werden. Der Hauptbazar ähnelt eher einem modernen Einaufszentrum, die umliegenden Straßen wirken mit ihren mobilen Verkaufsständen aber authentischer. 

Von der Baščaršija gehen wir auch ein Stück weiter nach Westen -vorbei an der Kathedrale Herz Jesu, der Mariä-Geburt-Kathedrale und dem Stadtmarkt bis zur Ewigen Flamme. Dieser Stadtteil ist moderner und auch sehr gepflegt, besitzt aber ehrlicherweise lange nicht so viel Charme wie der ältere osmanische Teil.

Zum Abendessen gehen wir in ein Cevape-Lokal, wo ausschließlich das bosnische Nationalgericht (gegrillte Hackfleischröllchen mit Fladenbrot, Kajmak und Zwiebeln und/oder Kraut) serviert wird. Ziemlich reichhaltig ist das, aber hin und wieder kann man sich das schon genehmigen.

Kurz vor Sonnenuntergang streifen wir durch die sehr engen Gassen hinter der Baščaršija Moschee. Es gibt hier viele kleine Läden, die Schmuck, Teekannen aus Messing, Töpfe aus Kupfer, Gläser und vieles mehr verkaufen. Das Angebot ist durchwegs sehr geschmackvoll, wir widerstehen aber der Versuchung, unseren Hausstand zu erweitern und erstehen nur einige Packungen Kaffee in der traditionsreichen Rösterei Tucana Kahva Šehar. 

In der hereinfallenden Dämmerung wirkt das Viertel schon sehr wie ein Märchen aus 1001 Nacht. So ein schöner Tagesabschluss!

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch sehr gut in einer Bäckerei gegenüber vom Baščaršija und machen danach einen Spaziergang zur Žuta Tabija (Gelbe Bastion). Der Blick über die Stadt ist toll und es gäbe noch ein paar coole Sachen, die man sich in Sarajevo ansehen könnte, wie zum Beispiel einen ausgedienten Eiskanal von der Olympiade 1984, in dem man herumspazieren kann. Unsere Reise ist aber nun zu Ende. Wir treten endgültig die Heimreise an, werden aber definitiv wiederkommen.