Bootsfahrt zurück

Divjaka-Karavasta NP & Kruje

03.05.2024
Roadtrip

Auf dem weiteren Weg nach Norden folgen wir erst dem Drinos- und dann einamal mehr dem Vjosa-Flusstal. Auch der Abschnitt nördlich von Tepelena ist sehr beeindruckend. Die Vjosa weitet sich hier noch mehr auf und mäandert ungezähmt, die enome Breite des Tals beanspruchend, dahin.

Unser heutiges Ziel ist der Divjaka-Karavasta Nationalpark, der küstennah so ziemlich auf dem halben Weg zwischen Vlora und Durrës liegt. Erst schauen wir einen Sprung an den Strand, aber der ist leider ziemlich enttäuschend. Es wird jede Menge Plastikmüll aus der Adria herangeschwemmt, der - obwohl der Strand in geschütztem Gebiet liegt - offenbar nie oder bei weitem nicht oft genug entsorgt wird. Das ist tatsächlich die erste Ecke in Albanien, die wirklich zugemüllt ist, und so belassen wir es bei einem recht kurzen Strandspaziergang in dieser trostlosen Gegend.

Zum Nationalpark gehört auch die über 200.000 Quadratkilometer große Lagune von Kravasta. Bei einem Parkplatz an der schmalen Zufahrtsstraße sollen - wie wir unserem Reiseführer entnehmen - Bootstouren durch die Laguen starten. Wir warten noch einen Regenguss ab und fahren dann zu dem eingetragenen Punkt. Der Parkplatz und der Bootsanleger schauen erst verlassen aus, aber es hat schon seine Richtigkeit so. In dem kleinen Holzhüttchen ist jemand da, der uns die Tickets verkauft. Wir warten noch kurz und dann kommt uns auch schon ein kleines Boot abholen.

Sanft gleiten wir in die Lagune hinaus und bewundern dabei die eigenwillige, ruhige, verwunschen wirkende Landschaft. Die Bäume, die hier wachsen, sind teils 400 Jahre alt und scheinen wie im Märchen zu schlafen. 

Ganz exklusiv sind wir allein mit unserem albanisch und italienisch sprechenden Kapitän unterwegs. Da keiner von uns auch nur eine der beiden Sprachen im Ansatz beherrscht, sind wir gezwungen auf nonverbale Kommunikation auszuweichen. Das klappt aber auch ganz gut. Auf einer Vogelbeobachtungsinsel, bei der wir anlegen, zeigt uns der Kapitän Flamingos, die wir ohne ihn sicher nicht entdeckt hätten. Sie sind zwar schon sehr weit weg, aber immerhin.

Nach der Vogelinsel kommt ein bisschen die Sonne heraus, was zusammen mit den dunklen, blau bis violetten Gewitterwolken und der spiegelglatten Wasseroberfläche eine sehr ungewöhnliche Stimmung erzeugt. Die Bilder der wundersam wachsenden Bäume werden von dem Spiegelsee perfekt identisch zurückgeworfen. Wirklich zauberhaft ist es hier! 

Zurück am Bootsanleger laufen wir noch über einen neu angelegten Bohlenweg, von dessen erhöhter Position man ebenso einen tollen Blick auf den Märchenwald bekommt. Lange können wir leider nicht mehr bleiben, denn es wird schon dunkel.

Wolfgangs Eltern haben in einer Reisedoku einen Beitrag über ein Weingut gesehen, wo auch Overlander willkommen sind. Da es ganz in der Nähe des Divjaka-Karavasta Nationalparks liegt, beschließen wir, dort die Nach zu verbringen. Leider sind wir damit nicht die Einzigen. Wir haben sogar Schwierigkeiten, auf dem für die Overlander vorgesehenen Areal noch genügend Platz für unser bescheiden großes Reisgefährt zu finden. Das Weingut Albanica ist wahrlich kein Geheimtipp mehr. Obwohl wir es uns lauschiger vorgestellt haben, bleiben wir für die eine Nacht und genehmigen uns in dem an das Weingut angeschlossenen Restaurant ein Achterl. Damit Yven nicht leer ausgeht, bestellen wir uns außerdem eine Nachspeise mit Eis und stellen dabei fest, dass wir wohl das einzige uns bekannte Kind haben, das mit der gefrorenen Köstlichkeit nichts anfangen kann, da die Kälte "so in der Nase wehtut". Es gibt nichts was es nicht gibt.

Tags darauf geht es weiter nordwärts. Unterwegs tanken wir an einer Kastrati-Tankstelle. Das ist eine der wenigen Marken - mit bemerkenswertem Namen wie wir finden - die uns in Albanien öfter unterkommmt. Es gibt in dem kleinen Land eine riesige Vielfalt an Tankstellen - darunter wohl sogar einige aus China - und von keiner haben wir je zuvor gehört. Immerhin sind sie so ziemlich einzigen Unternehmen, wo man mit Kreditkarte zahlen kann. Ansonsten wird durchwegs ausschließlich Bargeld akzeptiert.

Kruja ist die nächste und fast letzte Station im Albanien-Teil unserer Reise. Das kleine Städtchen liegt an einem Hang des Skanderbeg-Gebirges und besteht seit dem Frühmittelalter als größere Ansiedlung. Im 15. Jahrhundert wurde es dann von den Osmanen eingenommen und ab da ca. 400 Jahre lang von ihnen beherrscht. In den wenigen erhaltenen, eng verwinkelten Gässchen, die sich durch den Basar winden, sieht man das heute noch. 

Nachdem wir Kaffee und Yven seinen obligaten Erdbeersaft getrunken haben, gehen wir auch gleich noch was essen. Danach fühlen wir uns gestärkt, um den Burgberg zu erklimmen. Der Blick über die Abhänge des Gebirges und Richtung Meer ist nicht schlecht, die alten Gemäuer haben definitiv schon bessere Tage gesehen. Wir schauen uns hier oben eine Weile um, lassen das Skanderberg-Museum aus und kaufen und dafür in der nach George W. Bush benannten Bäckerei am Beginn der Altstadt noch Brot und was Süßes. Der prominente Namensgeber besucht 2007 während seiner zweiten Amtszeit die Nähe Jruje gelegen Stadt Fushë-Kruja. Die Albaner haben den US-Präsidenten den Fotos  nach zu urteilen herzlichst empfangen. Den Preis für die überbordende Gastfreundschaft bezahlte er in Form seiner Armbanduhr, die ihm dabei angeblich gestohlen wurde.

Die letzte Nach auf albanischem Boden - bevor wir wieder nach Montenegro zurückkehren - verbringen wir am Shkodra- oder Skader-See. Das Lake Shkodra Resort wurde uns zum Campen wämstens empfohlen. Bezogen auf die Wassertemperaturen in den Waschräumen können wir das im wahrsten Sinne des Wortes nachempfinden. Ansonsten ist uns die Anlage aber zu touristisch. Jede Menge deutsche Langzeitcamper und die luxuriöse Ausstattung des Platzes passen so gar nicht zu dem Albanien, das wir in den letzten 2 Wochen kennengelernt haben. Der Sonnenuntergang an diesem Abend ist allerdings herausragend schön, wir gehen noch ausgiebig am See spazieren und mit diesem Bild verabschieden wir uns vorerst aus dem Land der Adler, wie Albanien auch genannt wird.