Albanische Riviera
In Berat geht uns beim Abendesssen kochen just das Gas aus. Wir haben zwar schon befürchtet, dass das passieren könnte, aber auch gehofft, dass dem nicht so ist. Als Notlösung hängen wir eine Reserve-Gaskartusche an, aber auf die Dauer brauchen wir was anderes. Iris schaut, ob uns die Overlander-Tipps in park4night weiterhelfen, und siehe da. Jemand meint, dass es in Qark Fier, keine Stunde von Berat, einen Gasladen gibt, der eine Campingaz-Flasche sogar auffüllt, was eine Sensation ist, da man die Flaschen in Europa (und auch da nicht überall) eigentlich nur für einen horrenden Preis tauschen kann. Tags darauf fahren wir also nach Qark Fier, wir finden den Laden und wirklich. Für nur 7 Euro wird die Flasche vollgemacht und unser Gasproblem gelöst. Glück muss man haben!
Nach einem Einkaufs- und Kaffeestopp in der ziemlich mondänen Hafenstadt Vlora fahren wir über den Llogara-Pass weiter Richtung Albanische Riviera. Der von Vlora bis Saranda reichende Küstenabschnitt ist bekannt für seine malerischen Buchten, relativ menschenleeren Strände und das zerklüftete Ceraunische Gebirge im Hinterland.
Die erste Freisteh-Nacht in Albanien verbringen wir am Strand von Drimadhë. Keine 50 Meter vom Wasser entfernt können wir unsere "Zelte" aufschlagen, neben uns nur ein paar wenige andere Overlander und ein paar mehr herumstreunende Hunde. Tagsüber sind sie ganz lieb und zutraulich. In der Nacht rauben sie uns mit ihrem Gebell leider eine gute Portion Schlaf.
Sogar Yven stört sich daran, also geht es tags darauf weiter. Vorbei an dem am Hang gelegenen Örtchen Dhermi fahren wir zum mittlerweile nicht mehr ganz unbekannten Gjipe Beach.
Hier geht es wirklich schon etwas touristischer zu. Wir lassen unseren Bulli an einem Bezahl-Parkplatz stehen, packen unsere Badesachen zusammen und starten zu Fuß Richtung Strand. Ein ausgewaschener Weg, der definitiv nur mit 4x4 befahrbar ist führt in etwa 20 Minuten zur Küste hinunter. Leider fällt Yven kurz bevor wir da sind auf dem steinigen Weg hin und schlägt sich ein Knie ziemlich arg auf. Wir tragen ihn das letzte kurze Stück hinunter und zum Glück hilft uns eine sehr nette Frau von einem der Strandrestaurants, indem sie gleich was zum Desinfizieren und Verbinden holt. Dazu bekommt Yven einen Erdbeersaft und dann fängt er langsam an, sich zu beruhigen. Ins Wasser möchte er danach nicht mehr, aber Wolfgang und Iris springen schon mal rein. Es ist schon sehr schön hier.
Im Hinterland des Gjipe Beachs liegt der Vuno-Canyon mit seinen charakteristischen, ockerfarbenen Felswänden. Besonders reizend ist auch das kleine, aus etwa 200 Steinhäusern bestehende Dörfchen Vuno, wo wir gerne einen Kaffee-Stopp machen. Weniger hübsch, aber dafür sehr interessant ist der bei Porto Palermo gelegene U-Boot-Bunker, den der sozialistische Führer Enver Hoxha während seiner Herrschaft errichten ließ.
Unser Ziel für den heutigen Tag ist der Borsh Beach. Dort soll man ebenfalls gut direkt am Strand stehen können, also nichts wie hin. Von Norden kommend gibt es direkt an der SH8 einen Aussichtspunkt, von wo man die gesamte, sehr weitläufige Bucht überblicken kann - und die kann sich wirklich sehen lassen. In ein paar Jahren sieht die Sache sicher schon anders aus, aber bis dato geht es hier noch sehr geruhsam zu. Es wird hier noch sehr wenig gebaut und der Borsh Beach ist auf seiner gesamten Länge frei zugänglich. Im Hintergrund ragen die Berge in den Himmel und in Strandnähe leben immer noch frei laufende Ziegenherden und Pferde. Das ist ja wirklich paradiesisch hier. Wir genießen das Strandleben und die minimale touristische Infrastruktur in Form. Bis dato existierenden hier wirklich nur ein paar vereinzelte Lokale. Im Luna Mare essen wir hervorragende Pasta und dazu gibt es sogar Cocktails.
An einem anderen Tag machen wir auch nochmal Halt am südlicheren Ende des Borsh Beach, und hier ist es ebenfalls ziemlich einsam, die Adria blitzt richtig blau und Yven traut sich schön langsam mit seinem Schwimmreifen auch ins Meer. Die Wellen sind noch neu und ungewohnt für ihn.
Von Borsh aus sieht man außerdem auch schon die Nordküste der griechischen Insel Korfu. Von Albanien ist sie nicht erreichbar, da müsste man über die Grenze nach Igoumenitsa, von wo es eine Fährverbindung gibt. Nett ist aber, dass wir hier unten schon ins griechische Mobilfunknetz kommen und das EU-Datenvolumen nützen können.
Noch ein kleines Stück weiter südlich liegt der Buneci Beach. Im Vergleich zum Borsh Beach ist hier nochmal weniger los, was vielleicht auch daran liegen mag, dass man nur über eine unasphaltierte Straße (mit toller Aussicht ins hügelige HInterland - dothin kommt. Für uns und den Bulli auf jeden Fall kein Problem, und auch der Buneci Beach ist noch ein kleines, relativ unberührtes Fleckchen an der Albanischen Riviera.
Dass es auch anders geht, beweist und schlussendlich der Pulëbardha Beach. Der liegt zwischen Saranda und Kamil - beides nicht mehr ganz unbekannte Badeorte - und da geht es schon fast adriatypisch zu. Es ist eine Herausforderung einen Parkplatz und auf dem Strand Platz mit ausreichend Abstand zu den anderen Badegästen zu finden. Außerdem sind hier viele deutsche Urlauber, und es ist gar nicht so angenehm, auf einmal wieder jedes Wort verstehen zu können. Wir kühlen uns hier also nur kurz ab und weiter geht's.