Island - Getting There

25.03.2023
Getting there

Unsere Sommerreise im Jahr 2022 stellt in mancherlei Hinsicht eine Premiere dar. Da wir seit sechs Monaten stolze Besitzer eines VW California Coast sind, werden wir in dieses Abenteuer mit den eigenen vier Rädern starten. Die Idee, Island zu bereisen, haben wir schon länger. Dass es sich dabei um einen Inselstaat handelt, wird das außerdem unsere erste Schiffsreise. Es gibt eine einzige Fährverbindung vom europäischen Festland nach Island, welche von der Smyril Line mit dem Schiff MS Norröna betrieben wird. Die färöische Reederei verbindet einmal wöchentlich den Hafen Hirtshals in Dänemark mit den Färöer Inseln und Island. Im Sommer legt das Schiff Samstag Nachmittag in Hirtshals ab und erreicht Sonntag Abend die Färöer Inseln. Nach einem dreitägigen Stopover geht es am Mittwochabend weiter nach Island, wo am Donnerstag früh in Seydisfjödur im Osten der Insel angelegt wird. 

Da die Anreise von Linz nach Hirtshals mit über 1.400 km ziemlich lang ist, starten wir bereits am Donnerstag um 16:30. Wir geraten in Linz gleich in den Feierabendverkehr, komme dann aber gut voran und fahren an diesem Tag mit nur kurzen Pausen über Passau - und ab Regensburg auf einem landschaftlich schönen Autobahnabschnitt - bis Thierstein nahe der tschechischen Grenze. Dort übernachten wir auf einem am Ortsrand gelegenen Wohnmobilstellplatz mit schöner Sonnenuntergangsstimmung, Windrädern und ländlich-rustikaler Duftkulisse.

Am Freitag wollen wir den Großteil der Strecke zurücklegen und so rollen wir um 7:30 Uhr schon wieder zur Autobahn A9 zurück. Es geht weiter nordwärts, vorbei an Leipzig, Magdeburg und Braunschweig. In Peine legen wir einen Einkaufs- und Tankstopp ein, dann sind wir schon wieder auf der Autobahn. Bislang verläuft die Fahrt planmäßig, zwischen Hannover und Hamburg herrscht dann aber dichter Verkehr und wir geraten in einige Staus, der größte davon kurz vor dem Elbtunnel. Hier lassen wir mindestens eine Stunde liegen, können durch die geringe Fahrgeschwindigkeit aber einen guten Blick auf die gigantischen Containerschiffe erhaschen, die vor dem Elbtunnel linker Hand im Waltershofer Hafen liegen. 

Hinter dem Elbtunnel flutscht der Verkehr dann wieder, wir brauchen aber dringend eine längere Pause und so machen wir einen ausgiebigen Abendessen-Stopp in Quickborn auf dem Parkplatz des Hagebaumarkts. Der ist sehr schattig und eigentlich ziemlich schön. 

Danach wollen wir unbedingt noch bis Dänemark fahren. An der Grenze muss kurz gewartet werden und auch unsere Pässe werden angeschaut. Wir bekommen freie Fahrt und düsen dann noch bis zu einem in park4night empfohlenen Parkplatz bei einer alten Mühle oder Textilfabrik, die heute als Kulturzentrum genutzt wird (Torning Molle). Dort ist es wirklich ausnehmend schön und auch ruhig, so dass einer weiteren angenehmen Nacht nichts im Wege steht.

Die letzten (paar hundert) Kilometer bis nach Hirtshals radeln wir am nächsten Tag ebenfalls noch ohne Komplikationen herunter. Die Autobahnen in Dänemark sind gut ausgebaut, komplett flach und im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier kaum Verkehr. Nach einem Frühstücks-Stopp bei einer Raststation kommen wir dann schon kurz nach Mittag an unserem Ziel am nördlichsten Spitzel Dänemarks an. Wir haben noch genug Zeit unseren Bulli umzuräumen, die Sachen für die Fährfahrt herzurichten und zu tanken, was auf dem dänischen Festland immer noch günstiger sein soll als auf den Inseln.

Um 13:30 sind wir dann schon beim Check-in für die Fähre. Wir müssen nur kurz warten, bis unsere Buchungsbestätigung geprüft ist und wir am Check-in Schalter gleich unsere Cabin Keys ausgehändigt bekommen. Anschließend bekommen wir auf dem riesigen Parkplatz am Fähranleger eine Parkspur zugewiesen, in der abgesehen von uns noch ca. 30 andere Bullis stehen. Wir sind definitiv nicht die einzigen, die mit dem Schiff nach Island wollen. Da wir davon ausgehen, dass wir hier ein Weilchen rumstehen werden, kochen wir uns nochmal Kaffee. Wolfgang kann den seinen allerdings gar nicht mehr fertig trinken, da kurze Zeit später schon die Verladung beginnt.

Yven ist total begeistert von der Tatsache, dass wir mit dem Auto in den Bauch des Schiffs fahren und dann auch noch über eine große Rampe auf das obere Autodeck. Dort werden wir genau eingewiesen, müssen ein paar Schleifen fahren und dann passgenau und mit nur wenig Luft zwischen zwei anderen Bullis parken. Zum Glück haben wir unsere Sachen für die Überfahrt schon beieinander, ein Öffnen des Kofferraums wäre jetzt definitiv nicht mehr möglich. Zwischen den eng geparkten Autoreihen suchen wir uns den Weg zum Stiegenhaus, wobei uns auffällt wie sehr es hier im Schiff nach Fisch riecht. Yven will gleich wissen, was hier so stinkt. Die Geruchskulisse ist insofern nicht ungewöhnlich, als die MS Norröna nicht nur ein Passagierschiff ist. Mit ihr werden auch lebenswichtige Güter von und zu den Färöer gebracht, und Lachs ist eines der Hauptexportgüter der Inseln.

Unsere Innenkabine auf Deck Nummer 5 ist rasch gefunden und eigentlich auch ganz gemütlich. Trotzdem bleiben wir nicht, sondern starten zu einem ausgiebigen Schiffsrundgang, den wir auf den oben liegenden Freidecks starten. Solange wir noch im Hafen stehen ist es hier windstill und es lässt sich gut aushalten. Ziemlich pünktlich laufen wir gegen 15:30 aus. Unserer erste Schiffsreise beginnt!

Später erkunden wir den Rest der Norröna, kaufen uns in einem der Café/Restaurants einen Kaffee und im Duty-free-Shop 2 Dosen färöisches Bier. Dieses genehmigen wir uns zusammen mit unseren mitgebrachten Sandwiches und ein paar Nüssen in einer Sitzecke mit Blick auf die spiegelglatte Nordsee. Eigentlich wollen wir dann noch einen Sprung in die gemütliche Bar auf Deck 5 gehen, allerdings macht Yven da nicht mehr mit. Der Tag ist bereits lang und für ihn anscheinend so aufregend gewesen, dass er - ganz untypisch - gegen 20:00 schon fast im Sitzen einschläft. Wir ziehen uns also eher bald in unsere Kabine zurück und Yven schlummert tatsächlich gleich weg. 

Iris geht um ca. 23:00 noch einmal auf das Oberdeck. Wie bereits vermutet, ist es immer noch hell und die Sonne gerade im Begriff unterzugehen. Die Stimmung ist einzigartig. So toll, wie das Schiff ganz ruhig auf der See dahingleitet und die Sonne den fast wolkenlosen Himmel in sämtlichen Tönen färbt. Leider ist die Sonne nicht das einzige glühende Objekt in dieser wunderbaren Nacht. Yven fängt im Schlaf zu fiebern an.  

Auch am darauf folgenden Morgen ist er total schlapp und mag nicht einmal aufstehen. Leider haben wir das Nureflex, das wir jetzt dringend brauchen, im Auto gelassen. Wolfgang fragt an der Rezeption, ob es eine Möglichkeit gibt, etwas aus dem Auto zu holen und es wird wirklich eine Ausnahme gemacht. Ein Mitarbeiter der Smyril Line begleitet Wolfgang auf das Autodeck und so kommen wir an das heiß ersehnte Ibuprofen. Nachdem er das genommen hat und nochmal eine Runde geschlafen, geht's ihm dann aber schlagartig besser. Wolfgang und Iris gehen trotzdem mal getrennt und hintereinander zum Mittagessen ins Café Noatun. Um die Zeit fährt das Schiff ganz nah an den Shetland Inseln vorbei, so dass es hier wieder etwas zu sehen gibt und - zur Freude vieler Passagiere - die Möglichkeit, sich ins britische Mobilfunknetz einzuloggen.  

Der Nachmittag verläuft relativ unspektakulär. Yven geht es mit dem Nureflex eigentlich ganz gut und gegen 21:00 müssen wir auch schon die Kabine räumen. Die restliche Zeit bis zum Einlaufen in Tórshavn verbringen wir wieder im Café Noatun, von wo wir hervorragend das gesamte Anlegemanöver beobachten können. Yven ist besonders von der großen Klappe, durch die die Fahrzeuge ins Schiff fahren, angetan. Während wir Warten tratschen wir außerdem recht nett mit einer dänischen Dame, die mit ihrer Familie lange auf den Färöer Inseln gelebt hat, und jetzt dort Verwandte besucht. Nachdem das Schiff im Hafen zum Stillstand gekommen ist, gehen wir aufs Autodeck runter, suchen unseren Bulli und rollen nach einer weiteren kurzen Wartezeit von Bord.

Der Stopover auf den Färöer dauert drei Tage, so dass wir uns am Mittwoch Abend wieder am Hafen in Tórshavn einfinden, um die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Das Prozedere ist uns nun schon vertraut und mit 30 Minuten Verspätung legen wir ab und sagen den Färöer Inseln Lebewohl. Wir sind keine 20 Minuten auf dem Meer und zack: Yven schläft schon wieder im Sitzen - und noch dazu während des Verspeisens einer Portion Pommes - ein. Nun ist es uns relativ klar, was mit ihm los ist: Er ist tatsächlich seekrank. Da das letzte Stück der Fährfahrt nur mehr über Nacht geht, ist das jetzt nicht weiter schlimm. Er bekommt wieder seine Ration Nureflex, aber für die Rückfahrt müssen wir uns definitiv etwas überlegen.

Die letzte Etappe verläuft mit mäßig rauerer See reibungslos und so erreichen wir Island an seiner Ostküste im Hafen von Seyðisfjörður am Donnerstag morgen - eine Woche nachdem wir zu Hause in Linz weggefahren sind. Klar, war da ein 3-tätiger Stopover auf den Färöer dabei, aber trotzdem: So lange hat die Anreise noch nie gedauert!