Dubrovnik
Auf unserem winterlichen Kroatien-Trip zum Jahreswechsel 2022/2023 haben wir Dubrovnik ja links liegen gelassen und lieber Mostar besucht. Im Herbst 2023 holen wir das aber nach – Dubrovnik wird die erste und nördlichste Station auf unserem großen Balkan-Trip. Von zu Hause fahren wir erst mal bis etwa Šibenik durch, übernachten dort auf einer Autobahn-Raststation mit großartiger Aussicht auf einen weit ins Land eingeschnittenen Meeresarm, und kommen tags darauf gegen Mittag in Dubrovnik an. Vor allem der letzte Abschnitt, der nicht mehr auf der Autobahn verläuft, ist landschaftlich sehr schön und spaßig zu fahren.
Kurz hinter Dubrovnik bekommt man von der Küstenstraße Jadranska Magistrala auch bereits den ersten tollen Blick auf die „Adriaperle“. Wir sind noch nicht mal da und schon das erste Postkartenmotiv!
Tipp: Postkartenmotiv
Zum Campen haben wir uns das Camping Kate in Mlini ausgesucht und dort auch – es ist schließlich immer noch Hochsaison – reserviert. Übermäßig viel Platz bietet das Areal nicht, aber man kann über einige Treppen zu Fuß zur Bucht runtersteigen und von dort mit dem Boot nach Dubrovnik rübertuckern. Da der Boots-Fahrplan aber nicht so viele Verbindungen bietet, nehmen wir lieber den Bus. Der ist sowieso schneller und auch viel günstiger.
Bereits am Morgen fahren wir also nach Dubrovnik, wobei der Bus nicht direkt zur Altstadt fährt, sondern irgendwo an der Hauptstraße stehenbleibt. Nach einem Fußmarsch den Hügel runter erreichen wir aber das Pile-Tor an der Westseite der Altstadt. In puncto Menschenmassen sind wir prinzipiell vom Schlimmsten ausgegangen und somit mehr als erfreut, dass man auch innerhalb der Stadtmauer durchaus normal gehen kann und nicht geschoben wird. Es ist nicht gerade wenig los, aber wir haben‘s uns definitiv schlimmer vorgestellt. Bevor wir uns aber ins übliche Getümmel schmeissen, kaufen wir gleich die Tickets für die Begehung der Stadtmauer. Die sind mit 35€ echt kein Schnäppchen, aber Kinder sind zumindest gratis und wenn wir schon mal hier sind, gehört das einfach dazu.
Vorerst wollen wir uns sozusagen aber mal das Nullniveau der Stadt ansehen. Der Onofrio-Brunnen gleich hinter dem Pile-Tor ist Teil des 1438 fertiggestellten Trinkwasser-Versorgungssystems und bis heute ein beliebter Punkt zum Abhängen. Total verständlich, denn der Platz als Ganzes ist unglaublich schön. Typisch kroatisch, wurde alles – Pflaster, Fassaden, Baudenkmäler – einheitlich aus dem gleichen hellen Kalkstein gearbeitet. Durch enge Gassen laufen wir weiter zum Gundulić-Platz und auch dort sowie auf dem Weg dorthin präsentiert sich die Stadt Ton in Ton. Wirklich sehr schön und es wird schnell klar, warum hier so viele Außenszenen von Game of Thrones gedreht wurden. Abgesehen von den - leicht wegräumbaren – Gastgartenmöbeln kann man sich hier leicht ins Mittelalter zurückversetzt fühlen.
Wir kaufen uns einen Kaffee zum Mitnehmen und ein paar Snacks, die wir auf einer Treppe unweit des Gundulić-Platzes verspeisen. Ein optimaler Ort ist es nicht dafür, da sich gerade hier jede Menge Touristengruppen tummeln. Die sind auch ziemlich aufgeregt, die Führer gestikulieren wild und wir checken überhaupt nicht, was es gerade hier so außergewöhnliches zu sehen gibt. Mit Hilfe von ein paar aufgeschnappten Wortfetzen klingelt es bei Wolfgang dann aber doch: Unser Snackstopp ist genau dort, wo Cersei Lannisters den berüchtigten „Walk of Shame“ antreten musste- wahrscheinlich der Höhepunkt einer jeden „Game of Thrones“-Führung. Zu Iris‘ Verteidigung sei gesagt, dass sie keine einzige Folge der Serie gesehen hat und für sie somit nur schwer draufzukommen war. Am oberen Ende der Jesuitentreppe befindet sich die Kirche des Heiligen Ignatius, von wo man einen schönen Blick auf das nun allgemein bekannte Ensemble hat.
Vorbei an der Kathedrale von Dubrovnik geht es anschließend weiter Richtung Meer. Hier ist es nochmal eine Ecke ruhiger, und da die riesigen Kreuzfahrtschiffe viel zu viel Tiefgang für den "Alten Hafen" haben und draußen bleiben müssen, hat auch dieser sich sehr viel Authentizität bewahrt. Die Restauratoren und Denkmalpfleger haben in Dubrovnik wirklich ganze Arbeit geleistet. An vielen Hauswänden hängen Tafeln, auf denen die Bombeneinschläge markiert sind, die die Altstadt zwischen 1991 und 1992, getroffen haben. Es ist ein Wunder, dass die Stadt - ohne überrestauriert zu sein - so aussieht, wie sie heute aussieht.
Anschließend bummeln wir Durbrovniks Hauptstraße Stradun entlang. Sie ist gesäumt von einigen tollen Gebäuden , wie dem Sponza-Palast und der Kirche des Heiligen Blasius. Die vielen Fußgänger haben das Kalksteinpflaster so glatt geschliffen, dass es sogar ein wenig spiegelt. Anfang und Ende der Stradun markieren 2 prominente Türme - der Glockenturm im Osten und der Turm der Franziskanerkirche im Westen.
Sehr interessant ist das Viertel nördlich der Stradun, das sich immens steil an einem Hügel hochzieht und nur über ebenso steile Treppen erreichbar ist. Tolle Ausblicke ergeben sicht entlant der engen Häuserschluchten, und Yven ist außerdem gerade hochmotiviert und stürmt mit Freude die Treppen rauf und runter.
Nachdem wir uns mit ein paar Grillgemüse-Sandwiches gestärkt haben, starten wir am Nachmittag zum ulimative Sightseeing-Highlight - den Stadtmauern von Dubrovnik. Die Befestigungsanlagen der Stadt gehören zu den am besten erhaltenen in Europa und sind ein außergewöhnliches Zeungnis mittelalterlicher Baukunst.
Auf einem 2 Kilometer langen Rundgang wird man an 5 Festungen und 16 Türmen vorbeigeschleust und bekommt die Premium-Perspektive von oben auf die Altstadt. Wir starten am Pile-Tor und gehen dann gegen den Uhrzeigersinn. Vielleicht liegt's an der Hitze, aber jetzt am Nachmittag sind wir fast allein auf der Stadtmauer. Wer hätte das gedacht.
Wir bekommen einen wunderbaren Ausblick auf die außerhalb der Stadtmeuer gelegene Festung Lovrijenac, außerdem auf die tiefblaue Adria.
Der Rundgang ist sehr abwechslungsreich. Entlang des Wegs gibt es viele kleine Ausgucktürme, in denen sich Yven verstecken kann und manchmal wird die Mauerkrone so schmal, dass man bei "Gegenverkehr" auch schon mal warten muss.
Alles in allem ist der Mauerrundgang wirklich ein echtes Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Ob 35€ dafür gerechtfertigt sind, sei mal dahingestellt. Der hohe Eintrittspreis ist aber vielleicht auch für das Fehlen von Besuchermassen verantwortlich, so gesehen geht das natürlich in Ordnung. Kleinlich finden wir hingegen die Regelung, dass das Mauer-Ticket ein Single-Entry-Ticket ist. Verlässt man die Stadtmauer an einem der 3 möglichen Zugänge darf man nicht wieder hinein. Dass diese Policy streng eingehalten wird, bekommen wir beim Eingang Schifffahrtsmuseum mit, wo 3 Touristen vergeblich darüber diskutieren, ob sie nach einer WC-Pause wieder rauf dürfen.
Zum Abschluss gehen wir auch noch zur Festung Lovrijenac – wieder über allerhand Treppen. Es ist ein Wunder, wie gut Yven heute durchhält, wir sind selbst schon ordentlich fertig. Auch auf der Festung und dem unterhalb gelegenen, kleinen Hafen wurden einige Szenen von Game of Thrones gedreht. Der Blick zurück auf die Altstadt Dubrovniks ist der Wahnsinn. Allein dafür hat sich das Treppensteigen gelohnt!