Kotor Bucht

Bucht von Kotor

04.04.2024
Roadtrip

Die große Balkan-Reise 2023 führt uns das erste Mal nach Montenegro, keiner von uns ist je in dem Land gewesen. Obwohl es nicht zur EU gehört, ist die Einreise unkompliziert. In einem Einkaufszentrum nicht weit hinter der Grenze kaufen wir uns eine lokale SIM-Karte, die eine Stunde nach Aktivierung schon einsatzbereit ist. Dann kann es ja losgehen. 

Wir fahrend durch Herceg Novi durch und dann der Küste entlang weiter, entfernen uns so aber weiter und weiter vom offenen Meer. Wie kann das sein? Die Straße folgt dem Ufer der Kotor Bucht, die sich an der dalmatinisch-montenegrinischen Adriaküste fjordartig weit ins Landesinnere zieht. Sie besteht aus 4 nur über schmale Meerengen miteinander verbundenen Buchten und wird dramatisch umrahmt von steilen Bergflanken. Dort wo die E65 nach Westen abbiegt gibt es einen ersten tollen Aussichtspunkt mit Blick auf die Bucht und das am gegenüberliegenden Ufer liegende Städtchen Perast.

In Perast machen wir einen Stopp, denn es als gilt als einer der pittoreskesten Ort Montenegros. Zeitweise unter venezianischer Herrschaft, entwickelte es sich im 18. Jahrhundert zu einem bedeutenden, maritimen Zentrum, wo bis zu 100 Handelsschiffe ihren Heimathafen besaßen. Interessant ist, dass es keine Stadtbefestigung besaß, sondern von 9 Türmen aus verteidigt wurde. Von der Uferpromenade aus lassen sich auch 2 winzige vor Perast liegende Inseln erkennen: Auf der einen liegt die Kapelle St. Marien auf den Felsen, auf der anderen der örtliche Friedhof. 

Am Nachmittag geht es für uns weiter nach Kotor. Die wunderschön am Ende der Bucht gelegene Handels- und Hafenstadt zählt aufgrund ihrer kulturhistorischen Bedeutung und der extravaganten Lage zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Hafen ist auch nach wie vor von großer Bedeutung, heute aber eher für Kreuzfahrtschiffe, die Unmengen von Touristen in die Kotor-Bucht schippern. Die riesigen Schiffe können an einer langen Mole direkt neben der Stadtmauer festmachen. Wir schätzen uns allerdings überglücklich, dass zum Zeitpunkt unseres Besuchs kein Schiff da ist, und wir die Altstadt Kotors ziemlich ruhig und beschaulich vorfinden. Die engen, schattigen Gassen und Plätze sind wirklich entzückend, die vielen historischen Gebäude sehr beeindruckend - wirklich ein sehr stimmiges Stadtbild!

Im Gegensatz zu Perast besitzt Kotor sehr wohl eine Stadtmauer, und zwar eine sehr beeindruckende. Sie ist sage und schreibe 4,5 Kilometer lang und umschließt nicht nur die Altstadt, sondern zieht sich auch bis zur hoch über der Stadt liegenden Festung San Giovanni hoch. Da es ziemlich warm ist und wir Yven nicht überstrapazieren wollen, gehen wir dort nicht hinauf, sondern kaufen uns lieber ein Eis. 

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Kotor auch als "Katzenstadt" gilt. Seit jeher gehören die flauschigen Vierbeiner zum Stadtbild. Früher sorgten sie auf Schiffen dafür, die Rattenpopulation überschaubar zu halten, heute sind sie nett anzusehende "Dekorationselemente", die sich ihrerseits ordentlich vermehren. Hundert Katzen leben in Kotor auf öffentlichen Plätzen und werden von Einheimischen und Touristen gleichermaßen gefüttert. Sogar Futterautomaten gibt es!

Zum Übernachten haben wir einen vielversprechenden Spot in park4night gefunden. Hoch über der Kotor Bucht soll es ein Privatgrundstücke geben, dessen Besitzer das Freistehen erlaubt. Der Weg dorthin führt über die Kotor Serpentinen, die auf Google Maps schon mal interessant aussehen. Die Straße ist wirklich nicht ganz ohne, ziemlich eng und mit kaum Ausweichmöglichkeiten. Ein paar Mal kommt uns sogar ein Reisebus entgegen und das Aneinander-vorbei-manövrieren wird zur Millimeterarbeit. Sehr langsam schrauben wir uns Haarnadelkurve um Haarnadelkurve höher, bis wir schließlich auf knapp 1000m Seehöhe den angesteuerten Punkt erreichen. 

Was soll man sagen? Die park4night-Rezensenten haben nicht übertrieben. Vor uns liegt - in atemberaubende Sonnenuntergangstöne getaucht - die gesamte Kotor-Bucht. Der Anblick ist unglaublich, ein recht viel besseres Panorama kaum vorstellbar. Das Sahnehäubchen aber ist die Tatsache, dass wir hier die einzigen "Campinggäste" sind. Der Betreiber eines kleinen Standes, an dem flüssige Obsterzeugnisse (vor allem Schnaps und Liköre) verkauft werden, ist der Grundbesitzer, und er erlaubt (noch) das kostenfreie Übernachten an diesem besonderen Ort. Als Gegenleistungen kaufen wir ihm ein paar kleine Flaschen Likör ab. Das erste Stamperl wird bereits beim Abendessen verkostet.

Auch im grellen Tageslicht ist die Aussicht auf die blitzblaue, ins Gebirge eingebettete Kotor-Bucht unvergleichlich schön. Die paar Kreuzfahrtschiffe stören gar nicht, sondern sind eher dekorativ. Alles in allem also das perfekte Postkartenmotiv.
 

Tipp: Postkartenmotiv

Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Foto-Session geht es für uns weiter, allerdings nicht zurück Richtung Küste, sondern weiter die Dinarischen Alpen hinauf. Auch von weiter oben ist der Blick bis zur Adria hinaus erste Sahne. 

Unser Ziel ist der Lovćen Nationalpark, genauer gesagt das Mausoleum von Petar II Petrović Njegoš. Der Dichter und montenegrinischen Herrscher fand tatsächlich auf dem Gipfel des Jezerski Vrh seine letzte Ruhe. Wirklich beeindruckend! Das Mausoleum von innen wollen wir uns nicht ansehen, aber wir steigen die imposanten Stufen so weit hoch, bis es nur mehr mit Ticket weitergeht. Von dort oben sieht man sehr weit ins Hinterland des Dinarischen Gebirges sowie auf den höchsten Gipfel des Lovćen, den 1.749m hohen Štirovnik. Glücklicherweise gibt es dort oben auch ein kleines Lokal, denn hier muss man sich natürlichen einen Drink mit Aussicht genehmigen.