Valley of Fire_Fire Wave

Sin City & das Valley of Fire

26.08.2021
Roadtrip

Nach über einer Woche Campingerlebnis tauschen wir in Las Vegas unser Zelt für 2 Nächte gegen ein Bett im The Orleans Hotel & Casino. Das abseits des Las Vegas Strip gelegene Casino-Hotel widmet sich thematisch der Südstaaten-Metropole und dem dort stattfindenden Mardi Gras (Karneval). Da dieses Reiseziel ohnehin nicht auf unserer primären Bucketlist zu finden ist, sind wir recht zufrieden mit unserer Wahl. In Paris und New York waren wir eh schon.

Dem modernen amerikanischen Pioniergeist folgend, stellen wir unser Auto auf dem riesigen Hotelparkplatz ab und betreten dann die klimaanlagen-gekühlten, heiligen Hallen. Soweit das Auge reicht, nur Spielautomaten und Blinklichter. Es dauert tatsächlich eine Weile, bis wir im hintersten Winkel der monströsen Eingangshalle so was Unwichtiges wie die Rezeption finden. Die Boxspringbetten auf dem Zimmer überzeugen uns dann aber doch, hier richtig zu sein. Das Hotel bietet einen Gratis-Shuttleservice zum Strip an, welchen wir gerne an den Abenden benutzen.

Obwohl wir erst ein paar Stunden in dieser irren Stadt sind, brauchen wir dringend eine kleine Dosis europäischen Lebensgefühls. Wir beschließen daher, in Paris zu Abend zu essen und anschließend noch einen Verdauungsspaziergang in Venedig zu machen. Mehr vertragen wir an unserem ersten Abend nicht, wir kehren relativ bald zu unseren Boxspringbetten zurück.

Da wir nicht riskieren wollen, zu sehen, wie "Sin City" im Angesicht hellen Tageslichts seinen Zauber verliert, beschließen wir, tagsüber die Stadt zu verlassen. Wir machen uns auf zum nordöstlich von Las Vegas gelegenen Valley of Fire State Park.

Einen ersten Eindruck verschaffen wir uns beim neben der Straße gelegenen Rainbow Vista. Auch hier ist der Name wieder trefflich gewählt, die sich vor uns auffaltenden Berge schimmern auch zur Mittagszeit in verschiedenen Farben. Die Schattierungen des Gesteins reichen von weiß, über gelb und beige bis zu orange, rot und braun. Auch violette Nuancen sind dabei, der blitzblaue Himmel und die grünen Wüstenbüsche komplettieren das Farbspektrum. Einen ersten Eindruck bekommen wir auch von der Hitze hier im Tal. Bei einer Seehöhe von unter 1.000m macht sich diese wieder gnadenlos bemerkbar, am Himmel natürlich keine einzige Wolke. Valley of Fire eben.

Noch ein Stück weiter nördlich stellen wir unser Auto am Straßenrand ab, um die Attraktion auf dem Titelbild unseres Reiseführers aufzusuchen. Es handelt sich dabei um die nicht weit von der Straße gelegene, noch weitgehend unbekannte und daher wenig besuchte Fire Wave. Der wellenförmig geschwungene, glatte Fels enthält rote und weiße Gesteinsanteile, was die amorphe Form noch besser zur Geltung kommen lässt. Sie sieht wirklich toll aus und entpuppt sich als wahrer Geheimtipp. Es sind keine anderen Besucher hier und wir können die Welle in Ruhe aus allen Blickwinkeln bestaunen.

Obwohl es die Temperaturen hier ziemlich in sich haben, fahren wir bis zum Ende der Straße, um dort noch eine kurze Wanderung zu unternehmen. Der White Domes Trail führt auf einer knapp 2km langen Runde an beeindruckenden Felsformationen vorbei deren Farben - ähnlich der Fire Wave - zwischen weiß und rot changieren. Ebenso werden wir durch einen Slot Canyon geführt, der zwar nicht so spektakulär wie der Antelope Canyon ist, trotzdem aber etwas heiß ersehnten Schatten spendet. Die Felsgebilde hier sehen teilweise fremdartig aus und so wundert es uns nicht, dass auch diese Szenerie schon recht oft als Filmlocation - unter anderem für Star Wars - verwendet wurde.

Bevor wir wieder nach Las Vegas zurückkehren, wollen wir uns unbedingt noch eine unromantische, aber wohlbekannte Sehenswürdigkeit in der Nähe ansehen.

Der Hoover Dam, welcher den Colorado River zum Lake Mead aufstaut, wurde in den 30er Jahre errichtetet und gilt als eine der höchsten Talsperren der Welt. Darum taucht sie wohl auch in unzähligen Filmen - von James Bond bis Superman - auf.

Für den folgenden Abend in Las Vegas beschließen wir, unsere sprichwörtliche Komfortzone zu verlassen und zu tun, was hier getan werden muss: Wir machen uns an den Spielautomaten zu schaffen. Und siehe da, zumindest Wolfgang hat Fortuna auf seiner Seite und schafft es in Windeseile, aus 1$ stolze 10$ zu machen. Wir kaufen uns dafür 2 Cocktails, die sind allerdings hier so billig, dass uns sogar noch Geld übrigbleibt.

Davon abgesehen fahren wir nochmal mit dem Shuttlebus zum Strip und laufen dort die Casinos zwischen Flamingo und Luxor ab. "Bescheidenheit ist eine Zier", besagt ein vielbemühtes Sprichwort, das hier wohl unbekannt zu sein schein. Dekadent und protzig steht die ägyptische Pyramide neben Neuschwanstein, der Freiheitstatue und dem Eiffelturm.

Jeglichem Kontext entrissen dienen Plastik-Kopien von Meilensteinen der Architekturgeschichte als Kulisse für eine Freizeitkultur, die wir nicht so recht verstehen können oder wollen. Auch die Tatsache, dass Alkoholkonsum auf offener Straße und das Rauchen in den Casinos toleriert werden, ändert daran wenig. Fazit: Man muss es wohl doch einmal gesehen haben und die Wasserfontänen vorm Bellagio waren zwar auch echt unbescheiden, aber ziemlich beeindruckend!

Nach 2 wohltuenden Nächten heißt es für uns bereits "Leaving Las Vegas"! Unsere kurze Stippvisite in Nevada ist schon wieder zu Ende und wir düsen Richtung Westen durch die Wüste davon.