Radtour durch die Ruinenstadt Ayutthaya
Ayutthaya liegt - anderes als viele andere Destinationen in Thailand - am vorhandenen Eisenbahnnetz und ist somit bequem vom Bangkoker Bahnhof Hua Lamphong mit dem Zug erreichbar. Es gibt zahlreiche Verbindungen täglich und die Tickets kosten nur wenige Bahts, auf der anderen Seite sind die Garnituren nicht übermäßig komfortabel, der Begriff "Holzklasse" ist hier mehr als treffend. Uns stört das nicht weiter, da die Fahrt ja auch nicht übermäßig lang ist. Trotz gehörigem Bummeltempo sind wir in ca. 90 Minuten in Ayutthaya. Die Fahrt durch Bangkok und seine Vororte ist eigentlich recht interessant und abwechslungsreich und die ganze Fahrt von da her sehr empfehlenswert.
Vom Bahnhof nehmen wir ein Tuktuk zu unserem Hotel, dem Baan Luang Harn. Die Anlage ist sehr liebevoll gestaltet, die Zimmer in kleinen Hütten untergebracht, die sich idyllisch um einen Lotusteich gruppieren - ein richtige kleine Oase.
Am frühen Nachmittag brechen wir dann auf, um Ayutthaya zu erkunden. Dafür leihen wir uns unweit unserer Unterkunft zwei Fahrräder und los geht's.
Ayutthaya war ca. 400 Jahre lang die Hauptstadt des siamesischen Königreichs Ayutthaya und im 18. Jahrhundert die bedeutendste Metropole Südostasiens. Die Ruinen der Stadt sind noch teilweise erhalten und können im Ayutthaya Historical Park bewundert werden. Da Ayutthaya auch heute noch eine nicht ganz unbedeutende Stadt mit ca. 50.000 Einwohnern ist, liegen die archäologischen Anlagen in die moderne Ansiedlung eingebettet, was etwas Vorsicht beim Radfahren erfordert, da auch der Straßenverkehr modern ausgeprägt ist.
Als erstes fahren wir zur Anlage Wat Phra Si Sanphet. Sie war der königliche Tempel auf dem Gelände des Königspalasts und die größte und prunkvollste Anlage in Ayutthaya. Von den vielen Gebäuden sind zum Großteil nur mehr die Ziegel-Grundmauern übrig, quasi vollständig erhalten sind aber die erhöht auf einer zentralen Plattform gelegenen 3 Chedis. Hier wurden die Ziegel auch wieder mit Mörtel überzogen, was den "originalen" Eindruck verstärkt. Insgesamt sind wir begeistert, wie wenige Besucher sich trotz Hauptreisezeit in der Anlage herumtreiben. Viele Bereiche haben wir ganz für uns allein, und das auch noch bei bestem, wolkenlosem Wetter.
Nicht weit entfernt liegt Wat Lokayasutharam, der Tempel des Ruhenden Buddha. Wie der Name schon verrät ist das zentrale Element hier eine wahrhaft riesige, liegende Buddhastatue. Sie ist ca. 40 Meter lang und 8 Meter hoch, also nicht ganz so groß wie der "reclining buddha" im Wat Pho in Bangkok, aber doch ziemlich beeindruckend.
Danach müssen wir uns auf unseren Rädern eine Weile abstrampeln, bis wir den auf der Westseite des Chao Phraya gelegenen Tempel Wat Chai Watthanaram erreichen. Es ist wahnsinnig heiß und wir kommen ordentlich ins Schwitzen, so dass wir - bevor wir das Tempelgelände entern - noch in eine Garküche am gegenüberliegenden Straßenrand einfallen. Neben einer erfrischenden Kokosnuss genehmigen wir uns auch eine Portion Pad Thai, die reichlich garniert ist und hervorragend schmeckt.
Der Tempel erinnert uns stilistisch sehr an Angkor Wat, allerdings unterscheiden sich die beiden hinsichtlich des Baumaterials. Angkor wurde aus Naturstein errichtet, hier wurden "lediglich" Lehmziegel verwendet, was vielleicht auch Rückschlüsse auf den Machtstatus der beiden Königreiche zulässt. Die Anlage hier ist aber ebenfalls sehr beeindruckend, sie spiegelt im Kleinen das buddhistische Weltbild wider. Der in der Mitte errichtete Prang symbolisiert den Berg Meru, um ihn gruppieren sich die 4 Kontinente. Der außen liegende Kreuzgang mit allerhand enthaupteten Buddha-Statuen stellt die "Eisenberge" dar - die äußere Begrenzung der Welt.
Nach einer wieder etwas längeren, schweißtreibenden Radlerei erreichen wir Wat Phu Khao Thong. Es handelt sich dabei um einen einzelnen gewaltigen Chedi von 80 Meter Höhe. Leider ist dieser erst kürzlich gleißend weiß gestrichen worden, an der Basis sind die Arbeiten sogar noch in Gang. Er reflektiert das Sonnenlicht so stark, dass wir ihn fast nicht anschauen können, das tut richtig weh in den Augen. Auf Bildern haben wir ihn außerdem grau und mit Mörtel überzogen gesehen, da hat er uns eigentlich besser gefallen.

Weiter östlich liegt Wat Na Phra Men. Der Tempel aus dem 13. Jahrhundert wurde in den 90er Jahren renoviert und ist sozusagen auch heute noch in Betrieb. Wir sehen den Besuchern zu, die Opfergaben hierherbringen, Räucherstäbchen entzünden und vor den Buddha-Statuen beten.
Anschließend überqueren wir den Muang River und erreichen wieder das Zentrum Ayutthayas, wo Wat Mahathat Ayutthaya liegt. Auch hier finden sich allerhand beeindruckende, archäologische Reste, die vor allem bei den umfassenden Restaurierungsarbeiten in den 50er Jahren ihr heutiges Aussehen erhielten.
Die Anlage im Khmer-Stil ist sicher eines der Highlights, bietet aber auch noch eine ganz besondere Extra-Sehenswürdigkeit. Der Banyan Tree ist eine Würgefeige, zwischen deren Wurzeln das Gesicht einer Buddha-Statue sichtbar ist. Einer Legende zufolge vergruben gläubige Buddhisten diesen Kopf einer von burmesischen Soldaten enthaupteten Statue, der dann auf wundersame Art und Weise von dem Baum wieder freigeben wurde.
Auf der anderen Seite des Rama Public Parks liegt Wat Ratchaburana. Der Tempel wird über einen beeindruckenden, gepflasterten Hof betreten und gilt als Zwillingstempel Wat Mahathat Ayutthayas. Von einer erhöht liegenden Plattform bieten sich wunderbare Ausblicke auf das Tempelgelände, die Stadt und den Historical Park, welche wir im Licht der sich bereits senkenden Sonne genießen. Zudem sind auch Innenräume des Tempels über extrem steile Treppen zugänglich, welche mit Wandmalereien verziert wurden.
Da es mittlerweile schon fast dunkel ist, haben wir für eine genauere Besichtigung von Wat Phra Ram keine Zeit mehr. Wir nutzen aber die ultimativ letzten Sonnenstrahlen dieses Tages, um den Tempel noch mit den Fahrrädern zu umrunden. Außer uns ist niemand mehr im Historical Park unterwegs und die Stimmung unter dem rosa gefärbten, wolkenlosen Abendhimmel wirkt irgendwie magisch.
Nachdem wir unsere Fahrräder zurückgegeben haben, erkunden wir noch per pedes den Night Market in Ayutthaya. Hier sind wir ganz in unserem Element, werden hier doch Unmengen an exotischen Köstlichkeiten angeboten. Wir können uns zwar nicht für frittierte Insekten erwärmen, schlagen aber abgesehen davon gerne zu. Iris genehmigt sich eine Suppe, die hervorragend schmeckt und uns wieder in Erinnerung ruft, wie scharf thailändisches Essen sein kann. Uh - that's hot!
Die Busstation, von der wir wieder abfahren, liegt östlich außerhalb des Stadtzentrums, an der an Ayutthaya vorbeiführenden Schnellstraße. Bis dorthin nehmen wir ein Tuktuk - die morgendliche Fahrt ist sehr angenehm, da der Großteil des Verkehrs noch nicht erwacht ist. Ein großer, moderner und vor allem auch klimatisierter Bus bringt uns dann weiter nach Norden - genauer gesagt nach Sukhothai.



