Weihnachten in Sukhothai
Da die Straßenverhältnisse in Thailand recht gut sind und auch die Busse westlichen Standard besitzen, vergeht die Fahrt von Ayutthaya nach Sukhothai wie im Flug und am frühen Nachmittag kommen wir schon in New Sukhothai an. New Sukhothai ist sozusagen die heutige, moderne Stadt Sukhothai und noch nicht ganz unser finales Ziel. Wir wollen uns natürlich das historische Old Sukhothai anschauen, das - anders als Ayutthaya - abseits der modernen Stadt liegt. Für unsere Erkundung haben wir auch ein Hotel unweit der archäologischen Anlagen gebucht - das Thai Thai Sukhothai Guest House. Die gepflegte Anlage mit ihren 2-stöckigen Holzhäusern trifft ganz unseren Geschmack und einen Pool gibt es auch, was will man mehr?
"Fahrräder", denken wir uns! Auch das ist kein Problem, denn diese werden uns vom Hotel zur Verfügung gestellt, so dass wir sofort unsere Erkundungstour durch den Sukhothai Historical Park starten können. Zu besichtigen sind die Ruinen der einstigen Hauptstadt des Sukhothai-Königsreichs aus dem 13.-14. Jahrhundert. Die Ausgrabungen sind somit älter als jene in Ayutthaya.
Das Radfahren im Sukhothai Historical Park macht sehr viel Spaß, da es kaum Verkehr gibt und man nicht so höllisch aufpassen muss wie sonst im südost-asiatischen Straßenverkehr. Wir suchen uns daher gleich ein weiter entferntes Ziel aus, und zwar Wat Si Chum außerhalb der historischen Stadtmauern. Hinter einigen mehr oder weniger gut erhaltenen Säulenfragmenten befindet sich ein eher unscheinbares, oben offenes "Hüllgebäude", in dem eine gigantisch große, sitzende Buddha-Statue bewundert werden kann. Der überwältigende Eindruck wird sicher auch erzeugt durch den sehr geringen Betrachtungsabstand, eine ganz eigenwillige Perspektive!
Gleich gegenüber befindet sich Wat Phra Phai Luang, was so viel wie "Kloster des großen Windes" bedeutet. Die Anlage ist von Wassergräben umgeben, die 3 zentralen Prangs - von denen aber nur mehr einer in wirklich gutem Zustand ist - bestanden wahrscheinlich bereits zu Zeiten der Khmer, sind also noch etwas älter als das Sukhothai-Reich. Die Sonne steht schon relativ tief, als wir zwischen den Ruinen herumstreifen.
Da der Himmel auch heute wieder komplett wolkenlos ist, wird das Gelände in ganz eigenes rosafarbenes Licht getaucht, was zu einer unglaublich tollen Stimmung beiträgt, außerdem sind wir mal wieder ganz allein. So klare Tage sind in den Tropen echt selten!
Auf der Suche nach einer guten Essensmöglichkeit sehen wir, dass auf dem Gelände des Historical Parks eine Art Night-Market stattfindet. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein und tummelt sich auf dem Gelände. Auf einer Bühne gibt es eine ganz ansehnliche Akrobatikvorführung und noch vieles mehr zu bestaunen.
Wäre doch gelacht, wenn es da nicht auch was zu essen gäbe. Wir werden rasch fündig und sind überwältigt von dem tollen Angebot unterschiedlichster Speisen und Snacks. Wir kosten uns durch die Reihe von Marktständen, unglaublich was da für Leckereien dabei sind. Ein paar Snacks nehmen wir uns mit und verspeisen sie auf einer gepflegten Wiese an einem spiegelglatten Lotusbecken, in dem sich das fast surreale Sonnenuntergangs-Farbspektrum und die Silhouetten der Tempeltürme spiegeln.
Auf dem Nachhauseweg fällt uns ein mit unzähligen gelben Lampions beleuchteter Tempel auf, an dem wir tagsüber schon vorbeigekommen sind, der aber ohne die Beleuchtung wohl ziemlich unscheinbar ist. Wir gehen hinein und wandeln lange unter dem gelben Leuchtenmeer umher. Eine Art Weihnachtsbeleuchtung finden wir also auch tausende Kilometer von zu Hause entfernt. Merry Xmas! Wir erleben einen ganz außergewöhnlichen Heiligabend, der uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird!
Da wir am 1. Weihnachtsfeiertag erst am späten Nachmittag Sukhothai verlassen werden, bleibt uns genügend Zeit, mit den Fahrrädern den Rest des Historical Parks zu erkunden. Gleich nach dem Frühstück radeln wir also zum Herzstück der Anlage - zum Tempel Wat Mahathat, der recht ansehnlich hinter einem spiegelglatten Lotusteich liegt, in dem sich Teile der Anlage perfekt spiegeln.
Wir schaffen es, vor den meisten anderen Besuchern bei den Ruinen des größten Sukhothai-Tempels zu sein. So können wir ganz in Ruhe zwischen den teils noch originalen Buddha-Statuen, Säulenfragmenten und Chedis herumwandern. An einigen Bauteilen sind noch die aufwändigen, bildhauerischen Dekorationen erkennbar, was auf die einstige Bedeutung dieses Königreichs schließen lässt.
Einen kurzen Stopp machen wir beim Ramkhamhaeng-Denkmal. Hier wird König Ramkhamhaeng geehrt, der einst über das Reich Sukhothai herrschte und als Begründer der thailändischen Schrift gilt.

Ein Stück weiter nördlich liegt Wat Sa Si malerisch inmitten eines künstlich angelegten Sees, eine Holzbrücke führt über das Gewässer mit den schwimmenden Lotuspflanzen. Der Chedi ist hier in ceylonesischem Stil erbaut und sehr beeindruckend.
Gegen Mittag erreichen wir dann den Tempel Wat Sri Sawai, welcher uns besonders gut gefällt. Einerseits liegt das sicher daran, dass wir ihn ganz für uns allein haben, andererseits erinnert er uns sehr an Angkor Wat, wo wir unsere ersten südost-asiatischen "Tempelerfahrungen" gemacht haben. Die 3 zentralen Prangs sind recht gut erhalten und besitzen noch viele gut erhaltene Bildhauerelemente. Ganz besonders ist der Tempel auch insofern, als er nicht ursprünglich der Ausübung des buddhistischen Glaubens diente, sondern ein brahmanisches Heiligtum war.
Speaking of Angkor ... Elefanten dürfen bei buddhistischen Tempelanlagen nicht zu kurz kommen, so auch nicht in Sukhothai und bei Wat Sorasak kommen wir diesbezüglich auch voll auf unsere Kosten. Von dem ursprünglichen Tempel ist zwar kaum etwas erhalten, dafür macht der verbliebene von Elefanten umgebene Chedi - beides in beachtlicher Größe - ordentlich was her.
Der Tempel Wat Chetuphon liegt südlich etwas außerhalb des historischen Stadtwalls. Wir müssen ein Stück in der brütenden Hitze radeln, bis wir dort ankommen, werden aber auch hier wieder toll entschädigt. Der von einem Wassergraben umgebene Tempel beherbergt ein zentrales Gebäude, auf dessen 4 Seiten die Fragmente riesiger Buddha-Statuen in unterschiedlicher Haltung zu sehen sind.
Selbstredend sind wir auch hier wieder ganz allein, wer tut sich schon die Radlerei bei dieser Hitze an? Um uns aber von den Strapazen etwas zu erholen, beschließen wir, den Rest des Nachmittags bis zur Abfahrt unseres Busses am Pool zu verbringen. Eine wirklich gute Entscheidung, auch wenn wir ihn mit den anderen Hotelgästen teilen müssen. Am späten Nachmittag packen wir uns schließlich zusammen und fahren mit dem Tuktuk zurück zum Busbahnhof nach New Sukhothai.
Während wir warten passiert uns noch was Eigenwilliges, das uns bislang in Thailand noch gar nicht aufgefallen ist. Punkt 18:00 ertönt aus den Lautsprechern die thailändische Hymne und in Reaktion darauf springen alle umliegenden Wartenden auf, um sich das Stück andächtig im Stehen anzuhören. Wir sind erst etwas verdutzt, machen dann aber sicherheitshalber auch mit. Später lesen wir nach, dass das wohl immer um 18:00 an öffentlichen Plätzen so ist. Nach der Huldigung des Königs geht's für uns dann weiter nach Norden, genauer gesagt nach Lampang.



