Zu Wasser und zu Lande durch Chiang Mai
Da wir nun schon einiges an Kultur getankt haben, und uns zum Ausgleich auch von den landschaftlichen Reizen Thailands überzeugen wollen, beschließen wir, eine 2-tägige Trekking-Tour in das Gebiet nördlich von Chiang Mai zu unternehmen. Das Gesamtpaket buchen wir bei "Chiang Mai Trekking mit Piroon", einer lokalen Agentur, die uns von mehreren Seiten empfohlen wurde.
Wie in Asien üblich, werden wir frühmorgens von unserem Hotel abgeholt. Nach ein paar weiteren Zwischenstopps ist unsere kleine Gruppe dann auch schon komplett. Wir sind nur 4 Pärchen (aus Belgien, Schweden, den Niederlanden und Österreich), also in Summe lediglich 8 Personen, was sehr angenehm und überschaubar ist.
Wir nehmen allesamt auf der Ladefläche eines Pick-Ups Platz und schon geht's los. Da wir momentan noch nicht im Besitz eines tauglichen GPS-Trackers sind, können wir über die von uns angefahrenen Orte leider nur vage bis gar keine Auskünfte geben. Aber gut, das trägt auch zum abenteuerlichen Charakter dieser Unternehmung bei.
Als erstes halten wir in einer untouristischen Kleinstadt, wo wir etwas Zeit haben, uns auf dem lokalen Markt umzusehen und noch etwas Verpflegung oder Snacks einzukaufen. Ein paar Bananenchips gehen eigentliche immer, zumal diese mittlerweile mit Selbstverständnis auch ohne Zuckerzusatz angeboten werden.
Nach einer nicht allzu langen Fahrt halten wir an einem Wasserfall, genauer gesagt dem Mork Da Waterfall. Im Gegensatz zu den Fällen im Doi Ithanon National Park stürzen hier nicht die großen Massen runter, dafür ist der mehrfach geteilte Wasserschleier sehr dekorativ - ein wirklich schöner Tümpel, in das wir uns zum Fotos-Schießen auch bis zu den Knien hineinwagen.
Die weiter Fahrt führt uns in gebirgigeres Terrain, was mit allerhand Serpentinen und in weiterer Folge mit etwas Übelkeit verbunden ist. Vor allem Iris kann die Fahrt nicht wirklich genießen.
Wir werden erlöst durch unseren Mittags-Stopp bei einem tollen, nach allen Seiten offenen Thai-Restaurant in den Bergen. Zum Glück ist uns nach etwas Beine vertreten und Horizont fixieren auch gleich wieder nach Essen zumute. Wäre ja schade, wenn wir hier passen müssten.
Nach dem Essen fahren wir Gott sei Dank nur mehr ein kurzes Stück bis zum Ausgangspunkt des ersten Trekking-Abschnitts. Von der asphaltierten Straße biegen wir dafür auf einen nicht befestigten Hohlweg ein, der vom Regen der vergangenen Tage so aufgeweicht ist, dass wir in Null Komma nix mit dem Pick-Up darin steckenbleiben. Es nützt alles nichts, da müssen wir auch mit Hand anlegen und den Karren sprichwörtlich aus dem Dreck ziehen.
Nun geht's aber los mit der eigentlichen Trekking Tour. Wir wandern - nicht mehr weit von der burmesischen Grenze entfernt - durch tollen südostasiatischen Regenwald. Immer wieder gibt es außergewöhnliche, tropische Pflanzen und kleinere Tiere zu bestaunen. Von den höher gelegenen, lichten Stellen haben wir einen tollen Ausblick auf das unendlich große, vor uns liegende grüne Meer. Obwohl heute ein eher bewölkter und kühler Tag ist, kommen wir beim Wandern doch gleich mächtig ins Schwitzen. Wir sind das tropische Klima in Zusammenhang mit sportlicher Aktivität einfach nicht gewohnt, das zeigt sich ziemlich schnell. Glücklicherweise geht es unseren Mit-Trekkern auch nicht besser. Der Fitteste ist eindeutig Dirk, unser 63-jähriger Holländer.
Auf dem Weg zu dem Karen-Dorf, in dem wir übernachten werden, kommen wir an noch einem anderen traditionellen Dorf des Karen-Stammes vorbei. Das Bergvolk gehört einer ethnischen Minderheit an, die in Burma durch die Militärdiktatur verfolgt wird und sich daher oft in Thailand niederlässt. Unser Tourguide Wan gehört ebenfalls dieser Minderheit an und weiß allerhand über Herkunft und Lebensweise der Karen zu erzählen.
Das Dorf besteht aus aufgestelzten Holzhäusern, die zwar einfach, aber recht ordentlich sind. In den offenen Räumen unter den Häusern leben die zum Haushalt gehörenden Tiere. Wir sehen Hunde, Hühner, Schweine und sogar einen Wasserbüffel. Die Karen leben unter anderem von der Haltung dieser Tiere und vom Reisanbau. Eine Stromleitung gibt es in dem Dorf nicht, wohl aber Solarkollektoren. Wan erzählt einige interessante Dinge, wir dürfen uns überall umsehen und kosten schließlich auch noch eine Kurkumawurzel. Sie schmeckt gut und der in ihr enthaltene Farbstoff färbt unsere Lippen eine Zeit lang knallgelb.
Nach in etwa einer weiteren Gehstunde erreichen wir schlussendlich das Karen-Dorf, in dem wir übernachten werden.
Es ist ähnlich aufgebaut wie das bereits besuchte, liegt aber etwas erhöht, so dass wir einen tollen Blick über den Dschungel und die abgeernteten Reisfelder haben. Vor dem Haus, in dem wir untergebracht sind, gibt es eine Terrasse, auf der wir als Belohnung für unsere tolle Gehleistung Kaffee und ein Bierchen einnehmen. Inzwischen wird für uns das Abendessen zubereitet. Es schmeckt alles ganz hervorragend und wir langen auch dabei ordentlich zu.
Nachdem es schon stockdunkel ist, zünden wir auf der Terrasse ein Feuer an, versuchen uns wenig erfolgreich am Grillen von Marshmallows und lassen schlussendlich noch einen Papierlampion in den Nachthimmel steigen. Das soll Glück bringen und ist - ganz ohne Ironie - wunderschön. Wir sitzen noch ein Weilchen und lauschen den Geräuschen des nächtlichen Dschungels bevor wir uns auf unser Matratzenlager zurückziehen.
Nach einer ganz angenehmen und gar nicht kalten Nacht (die Schlafsäcke hätten wir wirklich nicht mitnehmen müssen) wird uns im Dorf Frühstück zubereitet. Die Pancakes mit frischen Früchten schmecken wunderbar und lassen uns motiviert in den nächsten Tag starten. Da wir am Vortag schon eher spät im Dorf angekommen sind, hatten wir eigentlich nicht viel Zeit uns umzusehen, das holen wir nun bei Tageslicht nach.
Im Anschluss setzen wir unsere Trekking-Tour zu Fuß fort. Es geht noch eine gute Stunde - vorbei an einigen schönen Aussichtspunkten - durch den Dschungel, bis wir beim nächsten Tour-Highlight ankommen.
Wir statten einem Elefanten-Camp einen Besuch ab. Die Tiere befinden sich auf einer Art Koppel, wir sind aber nur durch einen lockeren Holzzaun von ihnen getrennt und können so sehr nahe an sie herantreten. Angenehmerweise sind die indischen Elefanten nicht solche Riesen, so dass wir uns eher auf Augenhöhe mit ihnen befinden. Sie lassen sich so noch besser betrachten und wir dürfen sie auch am Rüssel und Kopf berühren. Ein besonderes Highlight ist natürlich die Fütterung der Dickhäuter. Wir geben ihnen Zuckerrohr-Stangen, die sie sich gleich mit dem Rüssel schnappen und dann ins Maul stecken. Was für tolle und sanftmütige Tiere!
Während wir beim Elefanten-Camp sind, bessert sich das Wetter rapide. Die Wolkendecke bricht auf und lässt endlich die Sonne wieder durch. Zu unserem Leidwesen ist es dann auch gleich wieder viel heißer, was allerdings für den nächsten Programmpunkt eh ganz gut passt. Den Nachmittag werden wir nämlich auf dem Fluss Mae Taeng verbringen, genauer gesagt bei einer Fahrt mit einem Bambus-Floß.
Die Konstruktion des Bootes ist recht einfach, aber doch ziemlich tragfähig. Ganz vorn steht der Tour-Guide, der das Boot mit einer langen Bambusstange steuert, dahinter je 4 Mitfahrer, von denen die 2 hintersten ebenfalls eine Bambusstange zur Unterstützung bekommen. Unsere persönlichen Sachen kommen in Plastikbeutel und werden auf Bambuskreuzen aufgehängt.
Der Mae Taeng ist glücklicherweise kein reißender Gebirgsbach sondern ein recht gemächliches Gewässer. So haben wir genug Zeit, bei angenehmer Fließgeschwindigkeit den uns umgebenden Dschungel zu betrachten. Es ist wirklich wunderschön hier und wir genießen die Fahrt ungemein. Vieles lässt sich vom Wasser aus entdecken, wir sehen jede Menge Vögel und auch einen badenden Wasserbüffel.
In Teilabschnitten ist es etwas rütteliger, die Stromschnellen sind aber nicht allzu schlimm und wir können sie ohne Probleme mit unserem Gleichgewicht austarieren. Einen Schock-Moment gibt es auf der Tour allerdings doch. Unser Tour-Guide Wan passt einmal kurz nicht 100%-ig auf und verliert seinen Steuer-Bambusstab beim Navigieren durch eine der Stromschnellen. Unser Bambusfloß treibt schon auf ein paar Steine zu, als unser schwedischer Mitreisender Wan geistesgegenwärtig seinen Stab zuwirft. Die Aktion wirkt wie 100 Mal geübt, wir sind alle sehr beeindruckt und können unsere Fahrt fortsetzen. Puh!
Nach mehreren Stunden auf dem Floß erreichen wir ein kleines Dorf, in dem wir noch einmal essen, bevor wir auf dem Pick-Up wieder zurück nach Chiang Mai fahren, wo unsere 2-tägige Trekking-Tour endet und wir uns in den Süden Thailands aufmachen.
