Japanische Brücke

Hoi An

14.11.2023
Backpacking

Als wir in Hoi An aus dem Bus klettern, fällt uns sofort eine Sache sehr positiv auf. Klimatisch sind wir im Süden Vietnams angekommen. Die Temperaturen sind um vieles milder als bisher und der Himmel droht uns nicht mehr permanent mit Regen. Wir gehen zu Fuß zu unserer Unterkunft, dem Thien Thanh Boutique Hotel. Auf dem Weg verlieben wir uns gleich eine wenig in das beschauliche Städtchen, das zu seiner Blütezeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert den größten Hafen Südostasiens besaß. Viele chinesische und japanische Händler ließen sich hier nieder, später wurden in Hoi An europäische Handelsniederlassungen gegründet, wie die English East India Company, wodurch noch Engländer, Franzosen, Portugiesen und Niederländer dazukamen. Der Niedergang der Stadt wurde eingeläutet, als der Hafen zunehmend versandete und die größeren Schiffe nach Da Nang ausweichen mussten. Das historische Stadtbild blieb zum Glück erhalten. Die Altstadt ist die einzige, die sogar während des Vietnamkriegs unversehrt blieb.

Passend zu der auf den ersten Blick ansprechenden Kulisse ist das Hotel das bislang schönste auf dieser Reise. Wir bekommen ein gemütliches Zimmer und von der Frühstücksterrasse kann man auf die grünen, bis ins Stadtzentrum reichenden Felder schauen. Wirklich toll!

Ein paar der sehenswertesten Tempel und Handelshäuser in Hoi An lassen sich mit einer Art Kombi-Ticket besichtigen, das wir uns natürlich besorgen. Die chinesischen Händler, die sich hier niederließen gründeten Versammlungshallen (Hoi Quan), in denen Dinge des täglichen Lebens besprochen wurden bzw. die religiösen Zwecken dienten. Wir sehen uns erst die Versammlungshalle der Händler von der Insel Hainan (Hai Nam) an. Das im 19. Jahrhundert errichtete Gebäude gedenkt 108 Kaufleuten, die irrtümlich für Piraten gehalten und unweit von Faifo (chinesischer Name Hoi Ans) getötet wurden. 

Danach geht es weiter zur kantonesischen Versammlungshalle Quang Trieu. Das farbenfrohe Gebäude wurde zur Gänze in China vorgefertigt, dann nach Hoi An transportiert und an Ort und Stelle zusammengesetzt. Auffällig ist der Drachenbrunnen im Vorhof der Halle, besonders stimmungsvoll die vielen, langsam abbrennenden Räucherstäbchen und -spiralen, deren Duft betörend über das Gelände weht. 

Das Wahrzeichen Hoi Ans ist die Japanische Brücke. Die toll restaurierte, überdachte Holzkonstruktion spannt sich über einen Seitenarm des Thu-Bon-Flusses und verband einst das japanische mit dem chinesischen Viertel. Die beiden Affen an einem der Brückenenden sind ein Hinweis darauf, dass das Bauwerk bereits 1593 - im Jahr des Affen - begonnen wurde. Die beiden Hunde am anderen Ende verraten dann, dass der Bau wohl auch nur 2 Jahre dauerte.  

Auch abseits der Sightseeing-Highlights ist die Altstadt Hoi Ans ein echtes Schmuckstück. Die einheitlich gelben, maximal 2-geschoßigen Kaufmannshäuser verhelfen ihr zu einem ungemein harmonischen Stadtbild. Auch ist es beim Herumflanieren total angenehm, dass die Stadt ziemlich klein ist und es kaum motorisierten Verkehr gibt. Teils existieren sogar noch unbebaute Areale, die für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden und schöne Grüninseln im Stadtgefüge bilden. Da Hoi An in puncto Tourismus aber bei weitem kein Insider-Tipp mehr ist, sind unzählige Lokale und Geschäfte in die ehemaligen Handelshäuser eingezogen. Vor allem Schneidereien gibt es bis zum Abwinken.  

Die gesamte Stadt ist außerdem reich mit Lampions dekoriert, welche bei Einbruch der Dunkelheit in allen Farben zu leuchten beginnen. Hört sich kitschig an, ist es sicher auch, aber auch soooo schön. 

Was natürlich in keiner vietnamesischen Stadt fehlen darf, ist der Markt, wo vor allem Obst, Gemüse und Blumen angeboten werden. Das Angebot ist riesig und unglaublich vielfältig. Da wir ja keine Verarbeitungsmöglichkeit haben, können wir hier nicht wirklich was kaufen, aber es stellt sich heraus, dass der Markt auch ein guter Ort zum Kaffeetrinken ist. Vor allem der iced coffee - was von den Vietnamesen etwas eigenwillig ausgesprochen wird - hat es uns angetan. Wir werden toll bedient und die Besitzerin des Kaffeestands sagt zur Verabschiedung, dass wir morgen wiederkommen sollen. Es ist keine Frage, eher ein Feststellung. 

Die letzte Versammlungshalle, die wir uns ansehen, ist jene der Fukien-Gemeinde, die im Jahr 1697 gegründet wurde. Sie ist Thien Hau, der Patronin der Seefahrer, geweiht. Da den Segen für die Schiffe zu erhalten für die Händler von damals ungemein wichtig war, ist die Versammlungshalle reich ausgestattet. Über den Innenhof gelangt man in den Raum, der den drei Grundpfeilern der chinesischen Lebensphilosophie gewidmet ist: Ahnenverehrung, Wohlstand und Kindersegen. Am 1. und 15. des Mondmonats pilgern viele Frauen hierher, um um Nachwuchs zu bitten.  

Besonderen Charme besitzt die Uferpromenade Bach Dang, die den Thu-Bon-Fluss an seiner Nordseite ein Stück weit begleitet. Es ist zwar schon ziemlich touristisch, aber man muss hier ja nicht unbedingt Essen gehen. Zum Sitzen und Auf-den-pittoresken-Fluss-schauen ist das auf jeden Fall ein sehr gutes Plätzchen. 

Was wir uns in Hue noch nicht getraut haben, wagen wir schließlich in Hoi An. Wir leihen uns einen Roller aus. Das ganze ist recht lustig, da die Vermieterin wenn’s hoch kommt 10 Wörter englisch spricht. Wir wollen eigentlich eine Art Moped mit 50ccm, aber so was scheint sie nicht da zu haben. Auch ist ihr der Wunsch unverständlich, sie deutet immer wieder auf die Fahrräder, die neben uns angelehnt sind. In Vietnam fährt jeder eine Honda mit 125ccm und so machen wir es dann auch, auch wenn wir in Österreich dafür genau genommen gar keinen Führerschein hätten. Den machen wir - Achtung Spoiler - erst Jahre später. 

Mit dem fahrbaren Untersatz ausgestattet kurven wir zwischen den unglaublich schönen Reisfeldern herum, die Hoi An umgeben. Die sehen in Kombination mit den hochgewachsenen Palmen so schön aus. Was für eine Traum-Landschaft! Auch einen Abstecher zu den ein paar Kilometer von der Stadt entfernten Stränden machen wir, wobei uns die 125ccm dann schon zu Gute kommen. Die Honda hat ordentlich Power, so dass wir im Nullkommanix da sind. Wir spazieren entlang des weitläufigen Cua-Dai-Strands. Etwas weiter nördlich liegt der aus unzähligen Vietnam-Filmen bekannte China Beach, der während des Kriegs eine beliebte Destination für Soldaten auf Urlaub war.