Ha Long

Ha Long Bucht

16.11.2023
Backpacking

Auf Empfehlung von Freunden, die bereits in Vietnam waren, buchen wir unseren Trip zur Ha Long Bucht bei ODC Travel in deren Office in Hanoi, und da wir schon vor Ort sind auch gleich noch die Tickets für den Zug, die wir für die Fahrt in den Süden brauchen. Das klappt ganz wunderbar und wir erstehen für günstige 99$ einen 3-Tage-2-Nächte-Trip zur „Bucht des untertauchenden Drachen“. Wir sind gespannt.

Geduldig warten wir am Morgen der Abfahrt in der Lobby unseres Hotels, bis wir abgeholt und in einen Mini-Bus verfrachtet werden. Die übrigen Tour-Teilnehmer sind bunt gemischt, eine burmesische Herrentruppe auf Gruppenausflug, ein Schweizer Geschäftsreisender, 2 US-Amerikaner, die an einer englischen Schule in Bangkok unterrichten und 2 Franzosen, von denen einer in Vietnam studiert und der andere ihn besucht. Iris ist die einzige Frau, was uns später noch zu Gute kommen soll.

Erst mal fahren wir aber mit dem Minibus ca. 2 Stunden von Hanoi nach Osten, bis wir unseren Einschiffungshafen in Ha Long erreichen. Dort ist es ziemlich chaotisch und trubelig, da hier eine Unmenge an Booten auf das Auslaufen wartet. Wir müssen uns etwas gedulden, was eigentlich niemanden stört außer unserem Guide. Der möchte, dass wir uns auf dem Feedback-Bogen über die Wartezeit beschweren, damit es bei der nächsten Tour hoffentlich schneller geht. Na gut, wenn es ihm hilft, beschweren wir uns halt der Form halber.

Die Boote, die im Wasser liegen, sehen allesamt echt toll aus. Es sind nur wirklich alte oder auf alt getrimmte Holzboote, die auch mit (dekorativen) Segeln ausgestattet sind. Zu der vor uns liegenden Kulisse passt das wunderbar, und das Tourboot von ODC ist auch eines der schönsten Schiffe hier. Wolfgang sorgt beim An-Bord-Gehen für einen Schreckmoment, da er mit dem Backpacking-Rucksack auf dem Rücken seine Höhe unterschätzt  und beim Einsteigen fast von der Bordaußenwand zurückprallt und in die Ha Long Bucht fällt. Das fängt ja gut an :-) Da Iris wie bereits gesagt die einzige Frau an Bord ist, bekommen wir eine der beiden guten Kabinen auf dem Oberdeck zugewiesen. Die ist wirklich sehr gemütlich und wir haben ein großes Fenster mit tollem Ausblick aufs Wasser.

Dann geht es auch schon los und wir laufen aus dem Hafen aus. Bis zu den ersten Aktivitäten haben wir noch Zeit, welche mit einem ausgiebigen Mittagessen überbrückt wird. ODC Travel genießt unter anderem aufgrund der angebotenen Verpflegung einen hervorragenden Ruf, und wir können das bestätigen. Das Flying Buffet mit viel Fisch und frischem Gemüse, das hier aufgetischt wird, kann sich wirklich sehen lassen und schmeckt vorzüglich. Nach anfänglicher Zurückhaltung räumt unsere kleine Gruppe dann auch sämtliche Teller und Platten ratzeputz leer. Nach dem Essen rasten wir uns an Deck etwas aus, während wir tiefer und tiefer in die Ha Long Bucht hineingleiten. Das Gebiet im Golf von Tonkin zeichnet sich durch seine fast 2000 Kalkfelsen aus, die eigenwillig aus dem Wasser ragen und ein besonderes Naturschauspiel bieten. Der Legende nach entstand die Bucht durch einen Drachen, der hier lebte und mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land zog, die dann vom Meer überflutet wurden. 

Den ersten Landgang machen wir bei der sogenannten "Überraschungshöhle" (Hang Sung Sot). Die Landmassen der Ha Long Bucht sind aus Kalk, in welchem ja bekanntermaßen gerne Höhlen entstehen. Hang Sung Sot ist eine der größten und schönsten davon. Auch uns begeistern die vielen recht stimmungsvoll beleuchteten, wundersamen Formationen, um die sich ebenfalls einige fernöstliche Legenden ranken.  

In der Höhle überwindet man einige Treppenstufen, so dass man sie im Endeffekt weiter oben verlässt als man sie betritt. Vor allem am Austrittspunkt bietet sich ein unbeschreiblich schönes Panorama über die Kalkfelsen, das Meer und die vielen Segelboote. Auf alle Fälle ein echtes Postkartenmotiv. 

Tipp: Postkartenmotiv

Später haben wir die Wahl, ob wie lieber Kajak-Fahren oder Wandern möchten. Da wir zum Kajaken morgen noch ausreichend Gelegenheit haben werden, entscheiden wir uns fürs Wandern. Der Kalkfelsen Ti Top lässt sich leicht besteigen und oben angekommen bestaunen wir einmal mehr diese ungewöhnliche, mystische Landschaft, dir da vor uns liegt. Der Himmel ist etwas diesig. Am Horizont nähert sich seine Farbe der des Meeres an. Je weiter die Kalkfelsen von uns entfernt sind desto mehr verschwimmen sie mit ihrer Umgebung - als ob sie sich zwischen Himmel und Wasser auflösen würden. Um die Mystik des Schauspiels noch zu unterstreichen, wurden die einzelnen Kalkfelsen mit überwiegend (Tier)Namen bedacht. Wir finden zwar, dass man da schon eine gehörige Portion Fantasie mitbringen muss, um da (Fabel)Tiere zu erkennen - abgesehen natürlich von der Schildkröte, die uns eindeutig zu Füßen liegt. 

Erwähnenswert ist, dass in der Ha Long Bucht ausnahmslos alles schwimmt oder floatet. Abgesehen von den Ausflugsschiffen gibt es schwimmende Händler, schwimmende Supermärkte, schwimmende Tankstellen, schwimmende Dörfer, ... Die bebaubare Fläche um die Kalkfelsen ist verschwindend klein, so dass sich das natürlich anbietet. 

Am nächsten Tag fährt der Teil unserer Gruppe, der nur eine Übernachtung gebucht hat, wieder zurück nach Hanoi. Für den Rest der Truppe - der nur aus uns beiden besteht - geht es weiter in die Ha Long Bucht hinein. Wir wechseln dafür auf ein kleineres Tagesboot ohne Kabinen, das aber trotzdem ziemlich luxuriös ist. Wir schippern gemütlich und fast lautlos dahin und haben viel Zeit, das Schauspiel von 2 Liegestühlen an Deck aus zu bestaunen. Vor Mittag legen wir aber an einer größeren Insel (Cat Ba) an, auf der wir eine Fahrradtour unternehmen. Es geht durch ländliche Gefilde, an Reisfeldern, Wasserbüffeln und winzigen Dörfern vorbei. Es ist wirklich idyllisch hier. 

Danach wird es noch sportlicher und wir steigen in einem der floating villages bei einem Bootsverleih in ein Kajak um. Dabei werden wir von 2 neugierigen Hunden begleitet, die wie selbstverständlich auf den schmalen Holzplanken, die praktisch die Gehsteige des Dorfs sind, um uns herumwuseln. Ins Boot steigen sie dann aber doch nicht mit uns. Das Wasser ist ganz ruhig, von so nah an der Wasseroberfläche bietet sich noch mal eine neue Perspektive und vor allem bekommen wir einen guten Eindruck, wie die Locals in der Ha Long Bucht leben. Die floating villages mit den an sie angebundenen Fisch- und Muschelfarmen sind total interessant und deren Bewohner sehr offen für Besucher. Die Fahrt ist ein echtes Highlight. 

Wieder an Bord wird nur für uns 2 ein Mittagessen aufgetischt, das die Verköstigung vom Vortag glatt nochmal übertrifft. Wir schlemmen uns durch die Köstlichkeiten und sehen uns danach wieder die Umgebung vom Oberdeck aus an. Hier ist viel weniger los als gestern, teilweise sehen wir kein anderes Ausflugsboot.  

Die heutige Übernachtung ist dann nicht auf dem Wasser sondern in einem ganz netten Hotel ebenfalls auf der Insel Cat Ba. Den Rest des Tages haben wir zur freien Verfügung und wir verbringen ihn damit, durch die Hauptstadt der Insel zu bummeln. Das Abendessen im Hotel ist wieder vorzüglich und danach schlendern wir wieder durch die Stadt und werden Zeuge einer großangelegten Stromabschaltung, die heute aufgrund eines Events - der Earth Hour - stattfindet. 

Am nächsten Tag geht es gemächlich zurück zu dem Punkt, wo wir gestern in das kleinere Tagesboot umgestiegen sind. Wir klettern dort wieder auf das große ODC-Company-Boot und werden einer anderen Gruppe angeschlossen, mit der wir schließlich nach Hanoi zurückfahren werden.

Auf dem Weg dorthin halten wir obligatorisch beim Kissing Chicken Rock. Der Name ist selbsterklärend und diesmal bedarf es auch fast keiner Phantasie, um das Motiv zu erkennen. Nur etwas Geduld, bis die Menge an Schiffen, die sich dort tummelt, den Blick freigibt. Anschließend geht es zurück nach Hanoi, wo unsere Tour durch die Ha Long Bucht am Bahnhof endet.