Marmorberge, My Son & Nha Trang
Mit dem Roller, den wir uns in Hoi An ausgeliehen haben sind wir auf einmal ziemlich mobil, und so entscheiden wir, dass wir auf eigene Faust zu den Marmorbergen fahren werden, die ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Hoi An und Da Nang liegen.
Die Marmorberge sind 5 bis zu 100 Meter hohe Kalksteinfelsen, die hier - anders als in der Ha Long Bucht - nicht aus dem Wasser, sondern aus der Ebene herausragen. Das Ganze ist auch nicht wirklich als Naturwunder zu beschreiben, da die Ebene an der Stelle überaus dicht besiedelt ist. Die Vietnamesen nennen die Felsen "Berge der 5 Elemente" und ordnen jedem Berg eines davon zu. Auf dem Wasserberg (Thuy Son) wurde bereits zu Zeiten von Kaiser Minh Mang ein Rundgang angelegt, der einen auf dem Felsen herum und vorbei an Pagoden, Tempeln und Höhlen führt.
Die größte der Grotten ist die etwa 30 Meter hohe Huyen Khong, in der heute die Statue des Thich Ca (Buddha der Gegenwart) sowie die Schreine der Schutzgeister aufgestellt sind. Alle werden mit allerhand Räucherstäbchen bedacht, was Nebelschwaden und Dämpfe entstehen lässt, die die Grotte noch geheimnisvoller erscheinen lassen. Während des Krieges wurde sie auch als Stützpunkt und Lazarett für die Befreiungsfront genützt.
Von der Bergkuppe hat man einen hervorragenden Blick über die Ebene und die in sie eingebetteten Marmorberge, die der immer näher rückenden Bebauung trotzen. An klaren Tagen sieht man offenbar auch den nicht weit entfernten China Beach sehr gut. Wir müssen uns heute mit weniger Aussicht zufriedengeben.
In dem Ort, der die Marmorberge regelrecht umfließt, gibt es unzählige Werkstätten, die ungelogen alles aus Marmor herstellen und verkaufen, was man sich so wünschen könnte. Buddhastatuen reihen sich an Christusfiguren, an Tiere, an Gefäße aller Art. Wir sind überzeugt, dass man hier auch ein beliebiges Motiv in Auftrag geben könnte, das dann in Windeseile produziert werden würde.
Ein weiterer (Pflicht) Ausflug führt uns von Hoi An zur Ruinenstadt My Son. Dafür nehmen wir aber nicht den Roller, sondern schließen uns einer Gruppentour an, die wir in einer Buchhandlung in Hoi An buchen. Für lediglich 7$ (für uns beide) sind wir dabei und da werden wir sogar extra vom Hotel abgeholt. Wir glauben ja erst gar nicht richtig dran, aber tatsächlich rollt der Bus fast pünktlich an. Auf der Fahrt bekommen wir noch ein Wasser und der Guide erzählt ein paar wissenswerte Dinge über My Son. Mehr kann man für den Preis wirklich nicht erwarten.
My Son ist eine Tempelstadt der Cham - genauer gesagt die größte innerhalb des Champa-Reichs - und wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Die Cham-Kultur selbst entwickelte sich ab dem 2. bis 3. Jahrhundert in Zentralvietnam und gilt als stark von der indischen Kultur beeinflusst. Es wurden religiöse Vorstellungen des Hinduismus übernommen und auch in der Baukunst ist der Einschlag deutlich sichtbar - so auch in der dem Gott Shiva geweihten Anlage von My Son.
Von den rund 70 Bauwerken aus rotem Ziegel, die die Anlage umfasst, sind heute die Überreste von knapp 20 erhalten. Das liegt unter anderem auch daran, dass das Gebiet während des Vietnamkriegs von der US-Luftwaffe zur free fire zone erklärt wurde, was es zu einem der meistbombardierten Ziele Zentralvietnams machte.
Wir sind zwar im Rahmen einer Gruppentour hier, aber das Gelände erkunden wir auf eigene Faust. Es ist die erste Tempelruine in Asien, die wir überhaupt besuchen, was unseren Besuch schon irgendwie besonders macht. Witzigerweise wird hier zeitgleich auch ein Film gedreht. Keine schlechte Location und wir schauen interessiert eine Weile bei den Dreharbeiten zu.
Nach ein paar Tagen in Hoi An geht es für uns weiter Richtung Süden. Wir recherchieren ein wenig, wie wir weiterreisen und bringen dann in Erfahrung, dass es zwischen Hoi An und Nha Trang einen sleeping bus gibt. Da wir ja auch mit dem Nachtzug nach Hue gute Erfahrungen gemacht haben, beschließen wir, das auszuprobieren. Die Fahrt ist so lang, dass sich eine ordentliche Mütze Schlaf ausgehen sollte, und effizient ist es außerdem, da wir so tagsüber keine Zeit mit Im-Bus-sitzen verplempern.
Unser Fazit ist insgesamt aber durchwachsen. Klar gibt es einige Vorteile, Nachteile aber auch. Der Bus ist im Gegensatz zum Zug viel schaukeliger, da er ja auch engere Kurven fährt, so dass man alleine dadurch schon permanent aus dem Schlaf gerissen wird. Dazu kommt, dass der ganze Bus ein einziges Großraumabteil ohne akustische Trennungen ist, schnarchende Mitreisende inklusive. Das Sahnehäubchen ist die viel zu kalt eingestellte Klimaanlage.
Als wir gegen 6:00 morgen in Nha Trang einrollen, sind wir froh, es endlich geschafft zu haben. Eventuell wird das unsere einzige Fahrt mit dem sleeping bus bleiben.
In Nha Trang steigen wir im Starlet Hotel ab. Das ist eigentlich recht komfortabel und von unserem Zimmer in einem der oberen Stockwerke haben wir einen tollen Blick auf die Stadt. Den Vormittag verbringen wir damit, einen Ausflug in die Highlands zu organisieren. Da das nicht zum Standard-Programm einer Vietnamreise gehört, gibt es da ein eher überschaubares Angebot, aber bei Mr. Vu's Tour Adventure werden wir bald fündig. Wir rufen dort an und treffen uns dann mit Mr. Vu in der Hotellobby, um alles genau durchzusprechen. Wir werden mit einem Fahrer und einem Guide für 3 Tage und 2 Nächte durch die Highlands fahren und final nach Mui Ne gebracht. Die Organisation des Trips ist - wie alles in Vietnam - sehr unkompliziert, das Schwierigste ist definitiv die Bezahlung. Wir brauchen mehrere Millionen Dong, was wir bei einer Bank gar nicht aus dem Bankomaten herausbekommen. Wir müssen ein paar Banken abklappern und lernen so schon einen guten Teil von Nha Trang kennen.
Für den Nachmittag leihen wir uns Fahrräder aus, um zu den Cham-Türmen Po Nagar zu fahrend. Die liegen etwas nördlich des Stadtzentrums, so dass wir eine Weile durch den Stadtverkehr strampeln müssen. Die Tempelgruppe ist Po Nagar, der Muttergöttin der Cham, geweiht und liegt auf einem Hügel über der Flussmündung des Song Cai ins Südchinesische Meer. Am Fuße des Hügels befinden dich die Überreste einer Meditationshalle. Den Hauptteil der Anlage bilden 4 Türme, die den Hindugöttern Hanuman, Ganesh, Shiva und eben Po Nagar geweiht sind.
Um alle Religionen gleich zu würdigen, sehen wir uns danach noch die Long-Son-Pagode, einen buddhistischen Tempel an. Vom Eingangsbauwerk führt der Weg wiederum auf einen Hügel, auf dem eine große weiße Buddha-Statue aufgestellt ist. Auch von hier hat man eine gute Aussicht auf Nha Trang, die in unserem Fall nur ein wenig vom diesigen Wetter getrübt wird.
Insgesamt sind die Sehenswürdigkeiten Nha Trangs überschaubar. Die Stadt scheint vor allem im Sommer und/oder bei besserem Wetter ein beliebtes Reiseziel für Partytouristen zu sein. Das ist jetzt nicht so unser Ding und leider wirkt sich das auch nicht positiv auf die Gesamtatmosphäre aus, die die Stadt verströmt. Was aber unabhängig davon - wie anscheinend in jeder vietnamesischen Stadt - gut funktioniert ist das Essensangebot. Wir schlendern noch etwas durch die Stadt und suchen uns einige gute Restaurants und Garküchen, um unsere Mägen zu füllen. Besonders überzeugt sind wir vom Lokal Ninh Hoa, wo es angeblich die besten Frühlingsrollen (Nem) der Stadt gibt. Dazu nehmen wir einen Softdrink aus - wie wir verstehen - Wasserkastanien. Die Kellnerin meint zwar, dass sie nicht glaubt, dass wir das mögen werden, wir bestehen aber darauf. Schlussendlich müssen wir ihr aber leider doch recht geben.