Mekong Delta
Da wir mit dem Ausflug zu den Cu Chi Tunneln recht happy waren, buchen wir auch einen 3-Tages-Ausflug ins Mekong Delta bei dem selben Veranstalter - Delta Adventure Tours. Wir sind uns bewusst, dass das ein Low-Budget-Anbieter ist und die Touren sicher nicht die besten, aber trotz intensiver Recherche finden wir leider nichts Besseres mit der Option, nicht nach Saigon zurückzukehren, sondern die Tour in Phnom Penh zu beenden. Und das wollen wir auf jeden Fall. Es macht einfach keinen Sinn wieder nach Saigon zurückzufahren und dann eine ähnliche Strecke Richtung Kambodscha. Der Trip kostet eine Bagatelle, so dass unsere Erwartungen grundsätzlich schon mal sehr niedrig sind. Abgesehen von der Phnom Penh-Option haben wir eine Tour-Variante gewählt, bei der es bereits ab Saigon mit dem Boot losgeht. Wir haben uns sagen lassen, dass das wichtigste bei einer Tour ins Delta ist, so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser zu verbringen. Also dann.
Unweit des Backpacking-Viertels besteigen wir also mit ein paar anderen Reisenden ein relativ kleines Boot, und los geht's. Erst fahren wir auf Kanälen durch die riesige Stadt und bekommen vom Wasser aus nochmal eine ganz andere Perspektive. Die Menschen leben teils in recht einfachen, auf das Wasser ausgerichteten Behausungen. Dahinter ragen im Kontrast dazu riesige Wolkenkratzer in den Himmel. Nach und nach werden die Kanäle immer weiter und schließlich befahren wir einen ziemlich breiten Arm des Mekong, auf dem uns auch viele Frachtschiffe begegnen. Die meisten von ihnen haben Baumaterial wie Holz oder Schotter und Schlamm geladen. Letztere werden direkt aus dem Fluss auf die Schiffe gebaggert und so nach Saigon transportiert. Nachdem wir auf einer Obstfarm eine Pause inkl. Met-Verkostung gemacht haben, werden wir zu einem kleinen Nebenarm des Mekong gebracht, wo wir auf noch sehr viel kleinere Ruderboote umsteigen. Die Bootsfahrt auf einem sehr engen und dadurch wunderbar schattigen Kanal wird zwar super-touristisch aufgezogen und es wimmelt nur so von Ruderbooten, aber die Landschaft ist wunderschön und die Bootsfahrt sehr lustig. Mittlerweile sind wir in der Provinz "Ben Tre", die bekannt für ihre vielen Kokospalmen ist. Wir besuchen eine einfache "Fabrik", wo Coconut Candies hergestellt werden. Die sind ziemlich lecker und - wie das Kokoswasser - eigentlich gar nicht so süß. Eine längere Lunchpause wird auf einer palmbestandenen Insel zugebracht, wo es Essen gibt und wir außerdem noch Zeit haben mit klapprigen Fahrrädern ein wenig auf der Insel herumzukurven. Das ist ebenfalls recht lustig, vor allem weil die Drahtesel sogar für uns fast zu klein sind.
Nachdem wir nochmal mit dem Boot und dann ein Stück auch mit dem Bus gefahren sind, kommen wir gegen Abend in Can Tho an. Die Stadt ist die größte im Mekong-Delta und auch eine der größten Vietnams, was aber nicht direkt auffällt. Es gibt hier keine Hochhäuser und auf den Straßen geht es eigentlich recht gemächlich zu. Unser Hotelzimmer ist nicht so toll, im Reiseführer erfahren wir, dass die Zimmer gerade mal 10$ kosten. Von der Terrasse vor dem Zimmer haben wir aber einen super Ausblick und das Abendlicht ist wunderschön. Leider ist es auch ziemlich heiß und das Zimmer ohne Klimaanlage nicht auszuhalten. Für diese werden uns allerdings nochmal 5$ extra abgeknöpft, was in Anbetracht des Zimmerpreises enorm ist. Na ja, ist halt eine Low-Budget-Tour.
Als es dunkel ist, gehen wir in die Innenstadt und entlang der Flusspromenade spazieren. Auf dem alten Markt kaufen wir ein T-Shirt für Wolfgang und ein paar Souvenirs. Das Handeln ist wie immer in Vietnam eher lustig, vor allem da sich auch die Besitzer der Nachbarstände rege daran beteiligen. Von Konkurrenz keine Spur. In der Nähe des großen Platzes, auf dem eine gigantische Ho-Chi-Minh-Statue aufgestellt ist, gehen wir in ein Gartenrestaurant zum Dinner. Die Atmosphäre unter freiem Himmel ist toll, genauso das Essen und so sind wir mit unserem ersten Tag im Delta trotz der trashigen Tour ziemlich zufrieden.
Am nächsten Morgen steht eines der Highlights des Deltas auf dem Programm. Wir besuchen den schwimmenden Markt von Cai Rang. Auch hier sind wir wieder mit einem kleinen Boot unterwegs, bei dem wir sogar aufs Dach klettern dürfen. Das ist super, da man von dort wirklich einen guten Überblick über das Geschehen hat. Was wir nicht gewusst haben ist, dass der schwimmende Markt eigentlich ein Großhandel ist. Nicht Privatpersonen sind hier die vorrangige Kundschaft, sondern Geschäfte, Hotels und Restaurants. Von da her wird pro Boot auch nur eine Ware exklusiv angeboten. Es gibt ein Boot mit Ananas, ein anderes verkauft Zwiebeln, das nächste Melonen. Um das bereits von weitem zu erkennen, sind an den Booten Stangen mit der exemplarischen Ware angebracht.
Zwischen den Verkaufsbooten gibt es zahlreiche kleinere, die die Verpflegung für die Händler und uns Touristen aufs Wasser bringen. Da wird von Getränken, über Snacks bis zu warmen Gerichten alles angeboten. Mittlerweile wundert uns das nicht mehr. Essen hat in Vietnam einfach einen unheimlich hohen Stellenwert. Und alles was es an Land gibt, gibt es auch in schwimmender Variante zu Wasser.
Wir bleiben ziemlich lang auf dem schwimmenden Markt und haben so genügend Zeit, das Treiben und die Menschen rings herum zu beobachten. Zwar ist es nicht ganz so wuselig, wie wir uns das vorgestellt haben, aber es gibt wirklich viel zu sehen und der Markt bietet wirklich interessante Fotomotive. Mit kühlen Getränken zwischendurch lässt sich auch die Hitze, die auf das Boot niederbrennt, gut aushalten. Alles in allem ist der schwimmende Markt sicher das Tour-Highlight und auf jeden Fall ein Muss jeder Vietnam-Reise.
Nach dem schwimmenden Markt besuchen wir eine Reisfabrik, wo gezeigt wird, wie Reispapier hergestellt wird, das für Vietnam ungemein wichtig ist, da es ohne ja keine Frühlingsrollen gäbe. Hier wird noch viel per Hand gemacht und das dünne Reispapier auf Bambusmatten an der Luft getrocknet. Danach geht es zu einer Reismühle, wo wir einiges Wissenswertes über die Reisproduktion in Vietnam erfahren. Auch sehen wir wie unterschiedliche Reissorten hergestellt werden.
Zum Lunch geht es dann noch mal zurück nach Can Tho. Bei der Tour haben wir Lust auf Frühlingsrollen bekommen und so suchen wir uns ein Lokal, wo es genau die gibt.
Danach geht es mit dem Bus weiter. Einmal setzen wir mit einer Fähre über und am Nachmittag erreichen wir schließlich Chau Doc, die Grenzstadt zu Kambodscha, wo wir noch einmal übernachten, bevor es für uns weiter nach Phnom Penh geht. Bemerkenswert ist, dass unser Touranbieter es tatsächlich schafft, zahlreiche Tourvarianten - ein- oder mehrtägig, mit Hotel oder Homestey, mit Bus und Boot bzw. Bus und noch mehr Boot, mit Exit nach Kambodscha oder zurück nach Saigon - unter einen Hut zu bringen. Man sieht zwar auf der eigenen Tour ständig neue Gesichter und wir wissen auch nicht immer, wo unser Gepäck herumgekarrt wird, aber tatsächlich befinden sich am Abend alle mitsamt ihren Rucksäcken dort, wo sie hin gehören. Das klappt wirklich wie am Schnürchen, auch wenn sonst nicht allzu viel Qualität geboten wird.
In Chau Doc übernachten wir nicht in einem Hotel sondern auf einem Boot, das unserer Tour Company - also Delta Adventure Tours - gehört. Das hört sich vielversprechend an, ist aber in Wahrheit noch schlimmer als das Hotel in Can Tho. Auch hier werden wieder 5$ für die Klimaanlage fällig und der Kahn ist alles in allem schon ziemlich heruntergekommen, was - wie wir finden - aber auch auf die gesamte Stadt zutrifft. Wir gehen Abends noch auf dem Markt spazieren, aber hier ist es so gar nicht einladend. Nach einer so là là Nacht besuchen wir noch eine Fischfarm, wo wir erfahren, dass viele der Süßwasserfische, die wir in unseren Supermärkten zu Hause finden, aus dem Mekong kommen - Pangasius zum Beispiel. Der Besuch ist ganz interessant, aber erwartungsgemäß eher unkritisch so dass wir kaum was über die Schattenseiten der Fischzucht erfahren. Gegen Mittag trennt sich unsere Gruppe. Ein Teil kehrt zurück nach Saigon und für uns geht es mit einem speed boat weiter Richtung Kambodscha.
Gegen Mittag trennt sich unsere Gruppe. Ein Teil kehrt zurück nach Saigon und für uns geht es mit einem Speed Boat weiter Richtung Kambodscha.