
Grand Canyon National Park
Gleich hinter Blythe überschreiten wir die Grenze zum Bundesstaat Arizona. Wir wollen nach Phoenix, da wir dort bei einem Outfitter eine gesamte Campingausrüstung für die nächsten 2 Wochen reserviert haben. Ohne Pause glühen wir auf dem Interstate 10 Highway ostwärts. Die Straße verläuft ausschließlich durch Wüste, immer wieder sehen wir riesige Saguaro-Kateen, die einem Lucky-Luke-Comic entsprungen zu sein scheinen. Es hat wohl so um die 40° und wir wundern uns schon ein bisschen, warum Phoenix in den letzten Jahrzehnten zu so einer riesigen Stadt angewachsen ist. Nie im Leben könnten wir uns vorstellen, in so einer Umgebung zu leben. Bei "Lower Gear" übernehmen wir die Campingausrüstung und lassen uns ein paar Dinge erklären. Dann sind wir auch schon wieder on the road, nicht aber ohne zumindest eine "Sehenswürdigkeit" in Phoenix besucht zu haben.
Wir fahren in die innerste Innenstadt und besuchen das Arizona State Capitol, sowie den Senat und das Repräsentantenhaus. Auf der Wesley Bolin Memorial Plaza davor sind unterschiedlichste Denkmäler für Kriege, an denen die USA beteiligt waren, installiert. Das ist eigentlich schon recht interessant. Leider können wir uns bei der Affenhitze nicht lange im Freien aufhalten, wir sind überhaupt die einzigen Menschen weit und breit, die das tun. Mit "walkable downtown" ist hier nicht viel los und so nehmen wir das Auto, um zu einem Lokal in der Nähe zu fahren, wo wir einen Happen essen.
Danach verlassen wir Phoenix Richtung Norden, denn wir haben heute noch eine ordentliche Wegstecke vor uns. In Flagstaff legen wir einen Stopp ein, um bei Walmart eine Lebensmittel-Basisausstattung sowie das notwendigste für die nächsten Tage zu kaufen. Von hier ist es dann auch nicht mehr weit bis zum Grand Canyon National Park, an dem wir spät abends eintrudeln. Wir suchen unsere vorreservierte Parzelle auf dem Mather Campground und beginnen mit dem Zeltaufstellen. Erleichtert stellen wir fest, dass es nicht mehr so heiß ist, was daran liegt, dass wir uns mittlerweile auf über 2000m Seehöhe befinden.
Das Zeltaufstellen klappt ohne weiteres, das Abendessen-Kochen leider nicht. Irgendwie lässt sich das Verbindungsstück zwischen Gaskocher und Gaskartusche nicht an der Kartusche befestigen, da das Gewinde schon recht abgenutzt ist. Nach einigen verzweifelten Versuchen fragen wir unsere Camping-Nachbarn, ob wir mal ihres ausprobieren dürfen, und siehe da, es geht. Wir leihen uns das Ding für den Abend und beschließen, uns morgen eine dauerhafte Lösung zu überlegen. Erschöpft fallen wir in unsere Schlafsäcke und schlafen in der angenehmen, frischen Luft rasch ein.
Früh morgens am nächsten Tag spazieren wir vom Mather Campground zur Market Plaza, wo wir im General Store einen kleinen Gasofen erstehen, dessen Gaskartuschen-Verbindungsstück ident mit dem von uns geliehenen ist, die scheinen eh irgendwie genormt zu sein. Problem gelöst! Danach machen wir uns auf zur Erkundung des Grand Canyon South Rim. Entlang des Canyon-Abbruchs gibt es ein Fahrverbot für jegliche Privatfahrzeuge. Dafür verbinden 3 Shuttlebuslinien die Market Plaza, das Grand Canyon Village und die Aussichtspunkte entlang des South Rim.
Zuerst wollen wir den östlichen Abschnitt entlang der gelben Buslinie in Angriff nehmen. Am Mather Point stehen wir das erste Mal direkt am Abgrund. Obwohl wir das vor uns liegende Naturwunder schon zig Mal in Dokus, auf Plakaten, ... gesehen haben, sind wir doch ziemlich sprachlos bei dem Anblick des - schlicht, aber treffend bezeichneten - Grand Canyon. Seine Ausdehnungen sowohl in Längsrichtung, als auch in der Breite, als auch in der Tiefe sind gigantisch. Es ist schier unvorstellbar, dass das von oben betrachtet winzige Rinnsal des Colorado River diese eigenwillig geformte Schlucht Schicht für Schicht ausgewaschen hat. Das Wetter ist wunderbar, die Sicht gut und wir schauen lange auf die in sämtlichen Rottönen schimmernden Steinmassen, die uns zu Füßen liegen.
Zu Fuß gehen wir auf einem gut ausgebauten Weg am Canyonrand entlang zum Yavapai Point.

Anschließend geht es mit dem gelben Shuttlebus zum weiter östlich liegenden Yaki Point.
Den Nachmittag wollen wir dann dem Areal westlich des Grand Canyon Village widmen. Wir klappern jede Menge Aussichtspunkte ab. Dazwischen gehen wir entweder zu Fuß oder wir fahren ein Stück mit dem roten Shuttlebus.
Gleich westlich des Grand Canyon Village beginnt der berühmte Bright Angel Trail, der über gut 1300 Höhenmeter zum Grunde des Canyons führt. Für gut Trainierte ist die Tour an einem Tag machbar. Wir versuchen es erst gar nicht, können uns aber vorstellen, was für eine enorme Hitze da unten herrschen muss.
Es ist wunderbar, mitanzusehen, wie sich das Gestein im Laufe des Tages mit dem fortschreitenden Sonnenlicht ebenfalls verändert. Immer wieder tun sich imposante Seitentäler auf und der Blick variiert wieder. Vor allem das Gebiet um den Hopi Point bietet wahnsinnig tolle Ausblicke.
Der am Abbruch entlangführende Wanderweg ist toll angelegt. Das Wandern auf dem schmalen Pfad macht total viel Spaß und ist wegen der tollen Kulisse sehr kurzweilig. Wir könnten ewig so dahin laufen. Abseits des Canyon gibt es blühende Kakteen und den ein oder anderen Parkbewohner - Eichhörnchen und Hirsche - zu bestaunen.
Wir handeln uns am Canyonrand weiter und erreichen schon bald den Mohave Point.
Weiter geht es zu einem Aussichtspunkt mit dem dramatischen Namen "The Abyss" sowie zum Pima Point.
Der westlichste für Besucher erschlossenen Punkt ist Hermits Rest, wo wir uns – nomen est omen - zu einer langen Rast hinsetzen. Wir könnten ewig auf die vor uns liegenden Gesteinsschichten schauen, und tun es auch ziemlich lange. Auf dem gegenüber liegenden Rand ist auch das kleinere und weniger besuchte North Rim Village zu sehen, das allerdings den Nachteil hat, dass man von dort immer gegen die Sonne schaut. Ebenfalls erspähen wir in dem umgebenden Flachland ein paar aufsteigende Rauchsäulen. Es scheint sich um kleine, lokale Waldbrände zu handeln.
Mit dem niedrigeren Sonnenstand beginnen die Farben der Abbrüche und Steinterrassen immer intensiver zu leuchten, die Sättigung der Farbtöne nimmt ebenfalls zu und bietet ein einzigartiges Naturschauspiel. Erst gegen Abend nehmen wir den Shuttlebus zurück zum Grand Canyon Village, nicht ohne noch einmal einen letzten "Sonnenuntergangs-Stopp" beim besonders schönen Mohave Point einzulegen. Wir kommen spät zum Campingplatz zurück. Der Tag hat uns vollends begeistert und auch die Tatsache, dass wir nun endlich die Gaskartusche an unserem Kocher befestigen können.
Nachdem wir am Morgen nahezu eine Ewigkeit gebraucht haben, um das Zelt und die Campingausrüstung abzubauen und zwischendurch noch zu frühstücken, machen wir uns auf, den Grand Canyon Nationalpark Richtung Osten zu verlassen. Bevor wir aber tatsächlich die Nationalparkgrenze passieren, steuern wir mit dem Auto noch einige weitere, nicht minder spektakuläre Aussichtspunkte an: Grandview Point, Moran Point und die nah beieinander liegenden Lipan Point, Navajo Point und Desert View.
Bei letzterem gibt es einen aus Stein errichteten Aussichtsturm, dessen Besteigung sich lohnt. Die Perspektive von ein paar Meter über dem Boden ist noch überwältigender, als würde man schweben. Von hier sieht man auch den Colorado River recht gut und ein (altkluges) Kind klärt uns darüber auf, dass Eichhörnchen die gefährlichsten Tiere des Nationalparks sind, da sie Bakterien übertragen, die mitunter für den Menschen tödlich sein können. Mit dieser lebenswichtigen Information verabschieden wir uns vom Grand Canyon National Park.















