Gjogv

Streymoy und Eysturoy

30.03.2023
Roadtrip

Nach einer sehr ruhigen Nacht in Tjørnuvík beginnt der neue Tag gleich mit jeder Menge Sonnenschein. Die grünen Hänge um das kleine Örtchen leuchten richtig. Da fällt es nicht schwer, aus dem Dachzelt zu steigen.

Nach dem Frühstück verlassen wir Tjørnuvík und fahren erst mal die gleiche Strecke zurück, die wir gekommen sind. Von dieser sieht man nochmal die Felsen Risin og Kellingin aus der Nähe sowie das Ufer der gegenüber liegenden Insel Eysturoy. Wir bleiben voerst auf Streymoy, fahren Richtung Süden und halten kurz bei einem zweistufigen Wasserfall mit dem unspektakulären Namen Fossá. 

Unser nächstes Ziel ist Saksun im Nordwesten Streymoys. Bei Streymnes zweigen wir auf eine einspurige Stichstraße ab, die wieder als "buttercup route" ausgezeichnet ist und ein gutes Stück entlang eines idyllischen Flusses führt.

Am Ende des Tals erreichen wir dann den bekannten Ort Saksun, der umgeben von Bergen wunderschön auf einer Anhöhe über einer vom offenen Meer abgetrennten Lagune liegt.  Bemerkenswert sind die vielen grasgedeckten Häuser, die dem ganzen noch mehr nordischen Charme verleihen.

Der Legende nach raffte die Pest im Mittelalter die gesamte Bevölkerung Saksuns dahin - mit einer Ausnahme. Eine einzige Frau soll überlebt haben und in der Folge den gesamten Grund und Boden in Saksun für sich beansprucht haben. Dies wurde ihr von der Gerichtsversammlung unter der Bedingung, sich einen Ehemann zu suchen, auch bewilligt. Gesagt, getan - so wurde Saksun von neuem bevölkert. Mäßig erfolgreich allerdings, denn der Ort leidet permanent unter seiner schwindenden Einwohnerzahl. Im Jahr 2015 lebten hier nur mehr 10 Personen, und der Ort ist drauf und dran zu einem reinen Museumsdorf zu verkommen.

Wir verlassen Streymoy und erreichen über eine kleine Brücke Oyrarbakki auf der Nachbarinsel Eysturoy. Wir kaufen dort ein paar Sachen ein und dann fahren wir die westseitige Küstenstraße hoch. Von hier haben wir außerdem einen super Blick auf den exakt gegenüber liegenden Fossá, den wir am Morgen besucht haben. 

Wir erreichen Eiði im Nordwesten von Eysturoy, eine der größten Gemeinden auf den Färöer Inseln. Eine witzige Besonderheit in dem Ort ist, dass der landschaftlich schön gelegene, ehemalige Fußballplatz seit 2015 als Campingplatz genutzt wird. In Eiði beginnt eine "buttercup route", der wir für den restlichen Tag folgen werden. Hinter dem Ort gelangen wir an einen Aussichtspunkt, von wo man noch mal sehr schön die Steintürme Risin og Kellingin sehen kann - diesmal aus einer anderen Perspektive. 

Die Straße steigt weiter an und führt Richtung Osten. Wir kommen an wunderschönen - uns bereits aus Schottland bekannten - Heidelandschaften vorbei sowie am Slættaratindur, dem mit 880 Metern höchsten Berg der Färöer Inseln. 

Am nordöstlichesten Zipfel von Eysturoy liegt Gjógv, das gerne für die färöische Tourismuswerbung eingesetzt wird. Wenn man die Küstensiedlung mit eigenen Augen sieht, ist das auch vollkommen verständlich. Wir sind ganz hingerissen, wie das Dörfchen da zu Füßen dieser unglaublich schönen, sattgrünen Hügel liegt. Der Name Gjógv bedeutet "Felsspalte", was auf eine Besonderheit des Ortes hinweist . Es besitzt einen schmal und tief eingeschnittenen, natürlichen Hafen, der schon zu Zeiten der Wikinger benutzt worden sein soll. Die Kirche auf der anderen Seite gibt es allerdings erst seit 1929. Davor mussten die Einwohner von Gjógv tatsächlich bis Funningur wandern, wenn sie einen Gottesdienst besuchen wollten.

Entlang des natürlichen Hafens führt ein Wiesenweg weiter Richtung Küste. Folgt man diesem, kommt man an einen Aussichtspunkt, von dem sich das Dörfchen perfekt ablichten lässt.

Tipp: Postkartenmotiv

Da auch Gjógv am Ende einer Sackstraße liegt, müssen wir erst ein Stück gleichen Weges zurückfahren. Dann biegen wir aber Richtung Funningur ab. Von oben kommend haben wir einen schönen Blick auf das Örtchen. Wir fahren den Funningsfjørður aus, erst am Westufer nach Süden und dann genau gegenüber wieder nach Norden. Kurz vor Elduvík kommen wir an einen weiteren grandiosen Aussichtspunkt, der auf einer Landzunge liegt. Von hier sehen wir auf Funningur zurück. Uns zu Füßen liegt außerdem ein unbeschreiblich schönes Färöer-Panorama sowie ein paar recht niedliche Schafe. Obwohl wir schon fast an unserem Tagesziel angekommen sind, machen wir hier noch eine längere Pause. Es ist einfach zu schön! 

Unser Übernachtungspunkt ist Elduvík, wo wir wieder einen tollen Stellplatz gleich neben einer öffentlichen Toilette finden. Nach dem Abendessen quatschen wir ein wenig mit einem deutschen Radfahren, der gerne wissen möchte, wie das Wetter in den kommenden Tagen wird. Da die Färöer Inseln nicht zum EU-Datenroaming-Raum zählen, wissen wir es zwar auch nicht, aber die Unterhaltung ist sehr nett. Danach machen wir noch einen Abendspaziergang. In Elduvík gibt es noch ein paar traditionelle, grasgedeckte Häuschen. Das ganze ist sehr malerisch. Hinter dem Ort führt der Weg noch weiter zu einer auch als Anlegestelle genutzten Felsspalte vergleichbar mit jener in Gjógv, aber bei weitem nicht so groß. Das ist an sich ja schon ganz nett, wird aber noch übertroffen von den Tiersichtungen, die wir auf dem Weg dorthin machen. Wir sehen nämlich tatsächlich eine Robbe und einen einzelnen, im Wasser schwimmenden Papageientaucher. Puh! Da können wir gleich entspannter nach Island fahren.