Fuerteventura Nord
Die von Nord nach Süd quer über Fuerteventura führende Hauptstraße führt in etwa der Mitte der Insel über ein Lavafeld, das Teil des Landschaftsschutzgebiets Malpais Grande ist. Es ergoss sich vor Zehntausenden von Jahren von den weiter im Landesinneren liegenden Vulkanen Richtung Osten ins Meer. Auch heute noch sind die riesig aufgetürmten, erstarrten Gesteinsmassen überaus beeindruckend. Von der erhöht Richtung Meer führenden Straße FV-420 bekommt man einen guten Überblick über die tiefschwarzen, leicht mit Vegetation überzogenen Lavaberge.
Die FV-420 endet schließlich ein einem winzigen Fischerdörfchen namens Pozo Negro. Malerisch liegen die einheitlich weißen Häuschen an einer im Halbrund geschwungenen Bucht mit schwarzem Kiesstrand. Ein Riff schirmt die Buch gut vom offenen Meer ab, so dass es fast keine Brandung gibt. Auch war die Bucht wohl der erste (natürliche) Hafen Fuerteventuras und 1423 bereits kartographisch festgehalten. Später wurde der Ort angeblich gerne von Badegästen aufgesucht, die sich von einem Bad im Meer die Heilung verschiedener Krankheiten versprachen. Heute ist hier absolut gar nix los, aber gerade das ist ungemein charmant und verleiht dem Örtchen viel Authentizität.
In dem einzigen geöffneten Lokal Essen wir was. Die mejillones sind nicht schlecht, allerdings ist die kanarische Variante mit Tomatensauce nicht Iris' Favorit. Al vapor wären sie einfach noch besser. Nach dem Essen erklimmen wir die nach Süden ansteigenden Hänge. Von dort bietet sich nochmal ein hervorragender Panoramablick auf die Bucht - echt schön ist es hier! Laut unserem Wanderführer gibt es einen Küstenwanderweg Richtung Gran Tarajal. Wir finden ihn auch, aber bereits nach ein paar hundert Meter verläuft er nicht ungefährlich an einer bröckelnden Felswand entlang. Der müsste wohl dringend instandgesetzt werden.
Über die Hauptstraße FV-1 gelangen wir in den Norden der Insel. Direkt am Straßenrand taucht der Montaña Roja, ein besonders formschöner Vulkankegel, auf. Je nach Sonnenstand leuchten die Abhänge in den verschiedensten Rottönen und der Vulkan macht somit seinem Namen alle Ehre.
Am nordöstlichen Inselende liegt das berühmte Landschaftsschutzgebiet Parque Natural de Corralejo. Auf einer Fläche von über 2.500 Hektar breitet sich hier eine Dünenlandschaft aus, die sich auch vor der gar nicht so weit entfernten liegenden Sahara nicht zu verstecken braucht. Der helle Sand aus Muschelkalk reicht so weit das Auge reicht und blendet ordentlich. Das Gebiet, in dem auch einige endemische Pflanzenarten vorkommen, hat aber durchaus seinen Reiz, was vor allem auch an den außergewöhnlich tollen Stränden liegt, die es dort gibt.
Die Dünenlandschaft fällt an der Küste flach ins Meer ab, die Brandung hält sich auch in Grenzen und da wir Ende Oktober eine richtige "golden week" mit sommerlichen Temperaturen erwischt haben, steht dem Badevergnügen nichts mehr im Weg. Die Abkühlung ist wirklich herrlich und wir sind einmal mehr begeistert, mit was für tollen Stränden Fuerteventura aufwarten kann.
Nachdem wir uns genug abgekühlt haben, nehmen wir einen Drink im nahe gelegenen Banana Beach Club. Durch Corralejo fahren wir nur durch, da der beliebte Touristenort wahrlich keine Augenweide ist. Wir wollen stattdessen nach El Cotillo an der Nordwestküste der Insel.
Die ehemals bedeutende Hafenstadt ist auch heute noch ein Fischerdorf, das sich viel von seinem ursprünglichen, kanarischen Charme bewahrt hat. Wir schwitzen zwar nicht schlecht beim Schlendern durch die engen Gassen und entlang der Hafenpromenade, finden den Ort aber auch wirklich bezaubernd. Der einheitliche Stil der weiß getünchten Häuser mit den blauen Details tut dem Ort gut und gefällt uns sehr.
Da es bereits früher Nachmittag ist, macht sich Hunger bemerkbar. Da bietet es sich an, Mittagessen zu gehen, bevor die Lokale am späteren Nachmittag zur Siesta schießen. Yven erleichtert uns heute die Auswahl des Restaurants, da er unbedingt in "das mit der Kuh" gehen möchte. Irgendwie hat er einen sechsten Sinn oder so was, auf jeden Fall ist das Restaurante La Vaca Azul ein wirklicher Volltreffer. Wir finden einen tollen Tisch auf der obersten Terrasse und lassen uns mit Blick über El Cotillo ein wirklich vorzügliches Mittagessen schmecken. Wolfgang und Iris genehmigen sich einen fangfrischen Fisch für 2 und Yven bekommt seine heißgeliebten Pommes frites.
Tipp: Restaurante La Vaca Azul
Nachdem es uns in El Cotillo zu heiß wird, fahren wir noch eine kurze Strecke zum Faro del Tostón. Hier am Meer weht tatsächlich eine angenehme Brise, die auch Heerscharen von Kitesurfern zu nutzen wissen. Das Bauwerk, das kurioserweise 3 Leuchttürme besitzt, erleichterte die Befahrung der La Bocayna, der Meerenge zwischen Fuerteventura und Lanzarote. Im Hinterland des Leuchtturms hat sich ebenfalls eine Dünenlandschaft breitgemacht. Abgesehen von den afrika-inspirierten Temperaturen könnten wir auch an der Ostsee sein.
Auf dem Weg nach Süden halten wir noch am Montaña Sagrada de Tindaya in der Nähe der Ortschaft La Oliva. Der 400 Meter hohe markante Berg war für die Ureinwohner der Insel ein heiliger Ort mit Zauberkräften, wovon viele Felszeichnungen, die hier gefunden wurden, zeugen.