Skader See

Budva bis Skadersee NP

03.04.2024
Roadtrip

Vom Lovćen Nationalpark geht es auf einer bergigen Strecke wieder zurück Richtung Meer, genauer gesagt nach Budva.

Nach einem erfrischenden Bad am Jaz Beach wollen wir uns auf dem hoch über der Bucht liegenden Campingplatz "Camping Seoce-Budva" einrichten. Glücklicherweise bekommen wir einen der letzten freien Plätze auf dem begehrten Areal. Der Gastgeber ist sehr freundlich, heißt uns mit einem Begrüßungsgetränke willkommen und der wirklich: Der Blick über die Bucht ist der Wahnsinn! Die guten Bewertungen sind vollkommen verdient.

Budva selbst gefällt uns zumindest teilweise. Die auf einer ins Meer ragenden Halbinsel erbaute Altstadt ist mit ihren engen Gässchen, netten Plätzen und kleinen Läden typisch für Dalmatien und recht ansprechend - auch wenn es sich hierbei gar nicht mehr um die originale Struktur handelt. Diese wurde nämlich 1979 bei einem Erdbeben fast vollständig zerstört. Die heutige Altstadt von Budva ist eine komplette Rekonstruktion. So weit, so nett.

Der sehr viel größere - außerhalb der Altstadt liegende Teil Budvas - ist allerdings - und das wussten wir nicht - eine Partyhochburg. An den (teils sehr teuren) Autos sieht man, dass vor allem auch viele Russen hierher kommen. Eine Einreise in die EU ist für sie ja seit 2022 mit erschwerten Visa-Bedingungen verknüpft, Montenegro scheint da ein naheliegende Alternative zu sein. Zusätzlich unangenehm fallen die vielen gesichtslosen, monströsen Neubauten auf, die zum überwiegenden Teil von serbischen und russischen Investoren finanziert wurden. Milliardenschwere Oligarchen haben offenkundig schon früh das Potential der montenegrinischen Küste erkannt und hier eine Art "Côte d’Azur des Ostens" geschaffen, die den historischen Kern Budvas in den Schatten stellt. 

Budva lassen wir also rasch hinter uns und in Sveti Stefan - einer kleinen Insel mit mehreren alten Kirchen und Häuschen, die heute allesamt zu Hotels umfunktioniert wurden, begnügen wir uns mit einem Fotostopp an der Küstenstraße. 

Zum Baden ist es heute nicht schön genug, aber wir würden gerne ein wenig am Meer spazieren gehen. Der Drobni Pijesak Beach und der benachbarte Riva Beach sollen ganz schöne mit der "Blauen Flagge" ausgezeichnete Strände sein. Das stimmt, und zwar vor allem wegen der kaum vorhandenen Badegäste und der damit einhergehenden Ruhe und Beschaulichkeit, die wir in Budva vergeblich gesucht haben.

Bei Petrovac na moru verlassen wir die Küste wieder und fahre auf einer toll in Serpentinen gelegten Straße, die Teil der Panoramaroute 3 ist, durch bergigere Gegenden ins Landesinnere. In Montenegro gibt es 4 offiziell ausgezeichnete Panoramarouten, die landschaftlich besonders hervorstechen. Nummer 3 ist die Strecke "Die Berge und das Meer" und verläuft entlang der Küste. In den letzten Tagen sind wir bereits immer mal wieder Teile davon gefahren.

Bei Virpazar zweigten wir auf die kleine Neben-Panoramaroute 3B ab, die sehr eng und schlecht ausgebaut ist. Sie erinnert uns an die Single Track Roads in Schottland, nur dass hier leider die Ausweichmöglichkeiten fehlen. Es ist zwar kaum Verkehr, aber wenn ein Fahrzeug entgegenkommt, ist das Aneinander-vorbei-manövrieren oft gar nicht leicht. Wir haben keine Ahnung, ob der Zustand der Straße durchgehend so bleibt, aber bis zum nächsten Abzweiger in 25 Kilometer Entfernung wird sich da wohl nicht viel ändern. Also, auf geht's.

In puncto landschaftlicher Qualität wird die Route ihrem Ruf gerecht. Sie verläuft entlang der unregulierten Ufer des Skadersees, des größten Binnensees der Balkanhalbinsel, der sich im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien befindet. Zudem befindet sich das sensible Ökosystem auf montenegrinischer Seite als Skadarsko Jezero Nationalpark unter besonderem Schutz. Der See liegt in einer Karstebene und ändert seine Größe je nach Jahreszeit und Intensität der Schneeschmelze. Der Wasserspiegel kann dabei um bis zu 5 Metern schwanken.

Der Skadersee ist Heimat einiger (endemischer) Pflanzen- und Tierarten und ein wichtiger Brutplatz für Zugvögel aus Nordeuropa. Wir staunen am meiste über die riesigen Seerosen-Teppiche aus weißen Seerosen. Den Fluss Crnojević, der den Skadersee von Norden her speist, wuchern sie fast zu. Es bleibt nur mehr eine relativ schmale Wasserstraße für den Bootsverkehr frei.

Zu unserem Glück gibt es im Nationalpark-Gebiet auch einen sehr abgeschiedenen, naturnahen Campingplatz - Camping Dodosi. In park4night wird zwar vor der schwierigen Anfahrt gewarnt, aber so leicht lassen wir uns nicht abschrecken. Der 8 Kilometer lange Zubringer von der "Hauptstraße" ist zwar nur teilweise asphaltiert und voller Schlaglöcher, aber im Prinzip kein Problem für unseren Bulli. Kurz schlucken müssen wir allerdings beim Anblick der Brücke, die kurz vor dem Campingplatz über einen Flussarm führt. Die ist tatsächlich so eng, dass uns links und rechts nur ein paar Zentimeter zum Geländer bleiben. Mit einem nur leicht größeren Gefährt hätten wir hier wohl auch Kehrt gemacht. 

Der Platz selbst ist offenkundig noch ein echter Geheimtipp. Nur ein paar andere Abenteurer haben sich an diesen idyllischen Ort verirrt und es gibt immer noch massenhaft Platz auf der großen Campingwiese. Ein besonderes Zuckerl ist der "private" Badezugang zu dem Flussarm, den wir zuvor überquert haben. Obwohl es schon spät ist nehmen wir noch ein erfrischendes Bad und sogar Yven traut sich mit Schwimmreifen bewaffnet in dem ruhigen Wasser herumpaddeln.