Stilfser Joch_Panorama

Stilfser Joch & Silvretta Hochalpenstraße

16.03.2022
Roadtrip
Roadtrip vom Kaunertal über den Reschenpass zum Stilfser Joch und weiter über die Silvretta Hochalpenstraße

Geweckt vom Klang einiger Kuhglocken beginnen wir den heutigen Tag, für den wir uns was Besonderes überlegt haben. Erst fahren wir mal Richtung Norden aus dem Kaunertal heraus und bei Prutz dann Richtung Süden durchs Obere Inntal.

Oberes Inntal

Hinter Nauders passieren wir die Grenze zu Italien. Ganz wagemutig trauen wir uns - trotz Corona-Pandemie - ins benachbarte Ausland. Gleich hinter der Grenze kommen wir dann zum Reschensee. An dessen Ostufer machen wir eine Kaffeepause im Schatten einer besonders skurrilen Sehenswürdigkeit. 1950 wurde der Reschensee aufgestaut und dabei der Ort Graun überflutet. Lediglich der unter Denkmalschutz stehende Kirchturm des Örtchens schaut noch heute aus den Wassermassen raus.

Reschensee

Im Anschluss geht es weiter südwärts bis Spondining, wo wir nach Westen abbiegen. Schon bald taucht die 3.900 m hohe Silhouette des Ortlers vor uns auf und wir nähern uns unserem heutigen Ziel, dem Stilfser Joch.

Eine außerordentliche Zahl besonders enger Kehren führt außerordentlich spektakulär zum 2.757 Meter hohen Passo dello Stelvio - dem höchsten Gebirgspass Italiens - hinauf. Die Abschnitte sind unterschiedlich gut ausgebaut, teils sieht man der Straße noch ihre Entstehung um 1820 an. Da heute wieder ein strahlender Sommertag ist, tummelt es sich auch gar nicht schlecht auf dem Asphalt. Motorräder, Oldtimer, Radfahrer und natürlich Vanlifer sind heute alle unterwegs.

Wir sind nicht nur von der Ingenieursleistung des 19. Jahrhunderts beeindruckt, sondern natürlich auch von der hoch aufragenden Bergwelt der Ortler-Gruppe. Man merkt schon, dass die Berge hier noch einen Ticken höher und imposanter sind, als wir sie üblicherweise kennen.

Auf dem Weg nach oben machen wir ganz viele Stopps und ebenso viele Fotos, unter anderem beim Berghotel Franzenshöhe.

Stilfser Joch_Franzenshöhe

Obwohl wir schon jetzt tief beeindruckt sind, liegt der spektakulärste Abschnitt der Straße über das Stilfser Joch aber noch vor uns. Hinter dem Berghotel Franzenshöhe werden die Serpentinen immer enger. Es sieht fast aus, als wäre die Straße ein flexibles Band, das einfach auf die Steilhänge gelegt worden wäre, ganz einfach und ohne Aufwand.

Der Blick zurück in das Tal, durch das wir gekommen sind, ist einfach atemberaubend und wir finden, dass das Stilfser Joch definitiv zu den herausragendsten Bergstraßen zählt, die wir je gefahren sind, auch wenn das bislang noch nicht unendlich viele sind.

Knapp unterhalb des Passes gibt es einen großzügig angelegten Parkplatz, auf dem wir uns dann noch lange aufhalten und alle Eindrücke in uns aufnehmen.

Stilfser Joch_Parkplatz

Auf dem Pass selbst steigen wir nicht aus. Hier gibt es viel zu viele Souvenirshops und keuchende Radfahrer, was für ein Rummel! Gleich hinter dem Pass zweigt rechterhand eine ganz kleine Straße ab, der wir im Endeffekt folgen wollen. Da es aber weiter Richtung Bormio noch eine tolle Stelle zu besichtigen gibt, fahren wir erst bis dort runter. Die Haarnadelkurven “Spondalunga” wurden besonders eng aneinandergelegt und in den Hang getrieben. Sehr beeindruckend!

Stilfser Joch_Spondalunga

Von da geht es für uns also wieder den Hang hinauf und dann linkerhand die kleine Straße Richtung Santa Maria im Münstertal, was wiederum in der Schweiz liegt. Gleich hinter der Abzweigung passieren wir die Grenze, das kleine Sträßchen bietet ebenfalls tolle Ausblicke und ist richtig spaßig zu fahren.

In Santa Maria biegen wir dann nach Osten ab und erreichen nach wenige Kilometern wieder die Grenze zu Italien. Einen Kaffee- und Eis-Stopp machen wir in Glurns. Das mittelalterliche Städtchen besitzt eine vollständig erhaltene Stadtmauer und viel originale Bausubstanz. In der Laubengasse findet sich auch ein nettes Café mit gutem Capuccino.

Danach geht’s wieder retour Richtung Österreich. Unser 3-Länder-Ausflug erscheint uns in Hinblick auf die Pandemie ohnehin schon ziemlich wagemutig. Einen letzten Halt legen wir bei der Festung Nauders ein. Die in den 1830ern errichtete Festung liegt ganz versteckt in einer Schlucht und ist sehr gut erhalten, was daran liegt, dass sie nie in Kampfhandlungen verstrickt war. Irgendwie ziemlich österreichisch.

Für unsere Übernachtung haben wir uns den Campingplatz am Claudiasee kurz vor Pfunds ausgesucht, welcher auch noch ein Plätzchen für uns frei hat.

Unser nächstes Straßenabenteuer soll uns über die Silvretta Hochalpenstraße führen. Dafür fahren wir erst mal aus dem Oberen Inntal raus und bei Landeck ins Paznauntal rein. Selbstredend müssen wir auf dieser der Corona-Pandemie geschuldeten Reise dem Örtchen Ischgl einen Besuch abstatten. Ohne das mittlerweile weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Kitzloch wäre es eventuell ja nie zu diesem Trip gekommen. Das Après-Ski-Mekka übertrifft dann unsere kühnsten Erwartungen. Obwohl der gesamte Ort total ausgestorben ist, lässt sich beim Anblick der geschlossenen Hotels und Bars erahnen, welch absurde Blüten der Ski-Massentourismus hier im Winter treibt.

Kitzloch

Zu unserer Überraschung wird das Paznauntal hinter Ischgl dann aber richtig idyllisch. Das Tal weitet sich und die uns umgebenden Hänge leuchten in satten Gelb- und Grüntönen.

Auch Galtür versprüht sogar so etwas wie Charme. Von dort steigt die Straße weiter sanft an und dann ist es auch gar nicht mehr weit bis zum höchsten Punkt der Silvretta-Hochalpenstraße, der Bielerhöhe.

Bielerhöhe

Der Silvretta-Stausee liegt mit seiner etwas unnatürlichen türkisen Farbe zu Füßen des Piz-Buin-Massivs. Heute ist es so warm, dass wir beim Spazieren entlang des Seeufers fast schon ins Schwitzen kommen. Wirklich schön ist es hier.

Auf der Bielerhöhe verläuft die Landesgrenze zwischen Tirol und Vorarlberg, beim Bergabfahren merken wir, dass die “Ländle-Seite” der Straße etwas wildromantischer ist als die Tiroler.

Wir bleiben oft stehen, um Fotos zu machen und die Landschaft zu genießen, unter anderem auch am Vermuntstausee.

Gleich auf diesen folgt eine markante Stelle, wo die Straße in wild verschlungenen Kehren (für uns) bergab führt. Nachdem wir hier hinuntergekurvt sind, erreichen wir bald den Talboden des Montafon.

Silvretta Straße_Kehren