Eine Wallfahrt in die Hauptstadt
Bei unserer Ankunft auf den Philippinen haben wir bereits eine Nacht in Manila verbracht. Genauso führt uns unser weg von Palawan nach Banaue wieder für eine Nacht in die philippinische Hauptstadt.
Unser Flug nach Manila verläuft dabei reibungslos und wir kommen am Abend dort an. Da es am bequemsten ist, nehmen wir uns diesmal ein Coupon-Taxi zum Hotel. Das ist zwar etwas teurer, aber es gibt keine Diskussion bzgl. der Benutzung des Meters und auch keine Warteschlange. Da wir bereits am nächsten Morgen in den Norden der Insel Luzon fahren wollen, haben wir das Go Hotel im Stadtteil Otis zum Übernachten gewählt. Es ist nicht viel Verkehr und wir kommen zu einer annehmbaren Zeit beim Hotel an.
Auf unserem Zimmer inspizieren wir dann Wolfgangs Wunde, die er sich beim Schnorcheln in El Nido zugezogen hat, und stellen leider fest, dass der Fuß mittlerweile ordentlich angeschwollen ist. Hmmm. Das sollte sich doch besser mal ein Arzt ansehen. Wir fragen an der Rezeption, welche Möglichkeiten es diesbezüglich gibt und die empfehlen uns das gut einen Kilometer entfernte Manila Medical Center. Mit einem wirklich sehr fragwürdigen Tricycle rauschen wir dorthin und melden Wolfgang in der Ambulanz an. Das Krankenhaus macht einen ganz passablen Eindruck. Nicht so, dass wir hier eine Operation am offenen Herzen machen lassen möchten, aber für unsere Zwecke in Ordnung. Nach einer kurzen Wartezeit kommen wir auch schon dran. Die Wunde wird ordentlich gereinigt und verbunden und Wolfgangs Tetanus-Impfung zur Sicherheit auch noch aufgefrischt. An dem Breitband-Antibiotikum, das Iris Wolfgang verordnet hat, ist nichts auszusetzen, der Arzt empfiehlt Wolfang, die Einnahme fortzusetzen. Na ja, war ja gar nicht so schlimm. Wir bezahlen die Behandlung an der Kasse und fahren wieder zum Hotel zurück. Mittlerweile ist es schon sehr spät. Wir haben die ganz Zeit überlegt, ob es so überhaupt sinnvoll ist, nach Banaue zu fahren. Bis zu unserer Rückreise haben wir aber noch 5 Tage und die Aussicht darauf, diese in Manila zu verbringen, ist auch nicht gerade prickelnd. Wir beschließen also zu fahren. Rumsitzen und den Fuß hoch lagern kann man auch in Banaue!
Nach unserem Aufenthalt dort fahren wir mit dem Nachtbus zurück nach Manila. Laut Fahrplan soll dieser in etwa um 05:30 in der Hauptstadt ankommen. Wir glauben es selbst fast kaum, aber wir sind auf der Fahrt wohl tatsächlich eingeschlafen und werden abrupt wach, als der Bus im Busbahnhof hält. Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass es gerade mal 4:00 ist. Wir wollen gar nicht wissen, was das für ein nächtlicher Höllenritt war. Wir klettern aus dem Bus, holen unser Gepäck und erinnern uns an den Tipp, nicht mitten in der Nacht in irgendein Taxi zu steigen. Da der Busbahnhof und auch seine Umgebung nicht gerade vertrauenerweckend sind, bleibt uns aber wohl oder übel nichts anderes übrig. Wir erwischen tatsächlich einen Fahrer, der auch gleich gewillt ist, mit Meter zu fahren, und ab geht's. Wir sind froh, nicht länger hier rumhängen zu müssen. Um 05:00 sind wir bereits wieder beim Hotel Red Planet Aseana City, wo wir auch die erste Nacht auf den Philippinen verbracht haben.
Wir fragen mal nach, wie es mit einem "Early Check-In" aussieht, aber verständlicherweise ist es dafür doch noch etwas arg früh. Die nette Rezeptionistin schlägt uns vor, dass wir um 09:00 noch mal wiederkommen sollen, dann sähe die Sache schon anders aus. Wir lassen also unsere Rucksäcke im Hotel und starten in einen ausgedehnten Morgenspaziergang.
Unser Hotel liegt nicht weit von der Mall of Asia, einem der weltweit größten Shopping Center. Das hört sich doch gut an! Wir laufen in der frühen Morgensonne dorthin, stellen aber leider fest, dass es auch zum Shoppen noch zu früh ist - die Mall ist geschlossen. Auf der zum Meer gerichteten Seite ist eine Art Strandpromenade und so lungern wir dort herum und schauen der immer höher steigenden Sonne sowie den Sportlern zu, die hier schon unterwegs sind. Zumindest bei McDonald's herrscht schon Betrieb, und so genehmigen wir uns dort ein Frühstück.
Um 09:00 stehen wir pünktlich wieder auf der Matte und bekommen tatsächlich schon unser Zimmer - so ein Service! Da der Schlaf im Nachtbus nicht recht ergiebig war, beschließen wir, uns nochmal aufs Ohr zu hauen und gegen Mittag die Erkundung Manilas zu starten. Die Betten sehen himmlisch weich aus und wir schlafen sofort weg.
Gegen Mittag richten wir uns aber wie geplant zusammen und schnappen uns ein Taxi, das uns zum Rizal-Park bringen soll. Wir erwischen diesmal einen - wie es aussieht - tiefreligiösen Fahrer. Bei jeder Kirche, an der wir vorbeikommen - und das sind in Manila nicht wenige - küsst und erhebt er seinen Rosenkranz.
Je weiter wir uns der Innenstadt nähern, desto mehr fallen uns die vielen Menschen auf, die teils in großen Gruppen zusammenstehen, teils irgendwohin zu gehen scheinen. Unser Fahrer weiß - wenig verwunderlich - Bescheid, was es damit auf sich hat. Heute ist der Tag vor dem Fest des Schwarzen Nazareners. Das jedes Jahr am 9. Jänner stattfindende Spektakel ist das bedeutendste religiöse Fest auf den Philippinen. Dabei wird eine schwarze Christusstatue, die im 17. Jahrhundert in Mexiko hergestellt wurde, herumgetragen. Berührt man sie, darf man auf die Heilung von Krankheiten hoffen. Na das trifft sich ja gut!
Wir starten unsere Erkundungstour erst mal beim Rizal-Park. Er ist benannt nach dem philippinischen Nationalhelden José Rizal, der hier 1896 von den Spaniern erschossen wurde. Dieses Ereignis wird durch das im Park liegende Rizal Monument mittels überlebensgroßer Metallplastiken nachgebildet. Auf dem geschichtlich bedeutungsvollen Gelände befinden sich noch andere Denkmäler und ansprechend gestaltete Außenanlagen. So ist es nicht verwunderlich, dass hier sowohl die philippinische Unabhängigkeit als auch das Ende der Marcos-Diktatur verkündet wurden.
Der historische Kern von Manila wird als Intra Muros bezeichnet. Die von den Spaniern errichteten, kolonialen Gebäude haben über die Jahrhunderte - vor allem aber während des 2. Weltkriegs - erheblichen Schaden genommen. Sanierungsprogramme versuchen nun, dem entgegenzuwirken und tatsächlich sind schon ettliche Gebäude wunderschön hergerichtet, was dazu beiträgt, dass das Stadtviertel einen gewissen Charme versprüht.
Nachdem wir eine ganze Weile in Intra Muros herumgestreift sind, spazieren wir entlang des Pasig River zum Manila Central Post Office. Das imposante Gebäude ist eine Nachkriegsrekonstruktion, da das Original ebenfalls im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Da wir - wie immer - unsere Postkarten noch nicht abgeschickt haben, können wir hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und einen Weg erledigen.
Danach überqueren wie den Pasig River und kommen in den Stadtteil Bindondo, wo sich viele Chinesen niedergelassen haben. Wie es sich für eine Chinatown gehört, werden wir vom Filipino-Chinese Friendship Arch empfangen. Das recht quirlige Viertel gefällt uns ganz gut. Wir fühlen uns wohl in dem typisch asiatischen Konglomerat aus exotischem Warenangebot, futuristischen Hochhäusern und aberwitziger Elektroinstallation - wie in einer Bladerunner-Szene.
In etwa bei der Plaza Santa Cruz beginnt dann das bodenständige Viertel Quiapo.
Da wir schon da sind, wollen wir mal sehen, was bei der Quiapo Church so los ist. Die im Herz des Viertels gelegene Kirche beherbergt den Schrein des "Schwarzen Nazarenen" zu dessen Ehren ja an diesem Wochenende DIE philippinische Wallfahrt stattfindet. Es dauert nicht lange, da finden wir uns - entgegen aller angelesenen Ratschläge, vor allem in Manila Menschenansammlung zu meiden - in genau einer solchen wieder. Puh, je weiter wir uns der Kirche nähern, desto mehr wird das Geschiebe und Gedränge.
Wir sind sehr darauf bedacht, unsere Wertsachen fest bei uns zu behalten, Diebstahl ist auf den Philippinen - wie anscheinend in jedem tief-katholischen Land - ein nicht unwesentliches Problem. Just in dieser Situation fällt Wolfgang beim Anblick der vielen Verkaufsstände ein, dass er gut ein Paar Socken gebrauchen könnte. Er schlägt natürlich sofort zu - so bringt halt jeder ein anderes Souvenir von einer Wallfahrt mit. In die Kirche selbst gehen wir dann nicht mehr rein, es ist wohl doch klüger, einen weniger frequentierten Ort aufzusuchen.
Über die Quezon Bridge gehen wir wieder ans andere Ufer zurück und schauen uns nach einem Taxi um. Das ist zu der Uhrzeit gar nicht so leicht und es dauert eine ganze Weile, bis wir jemanden gefunden haben, der uns - diesmal nur gegen einen Aufpreis auf den Meter-Preis - zur Mall of Asia fährt.
Sie hat nun geöffnet und wir beschließen hier - in wohlklimatisierter Umgebung - zu Abend zu Essen. Es dauert eine ganze Weile, bis wir uns vorbei an unzähligen Geschäften zu unserem eigentlichen Ziel, dem Foodcourt durchgekämpft haben. Dann werden wir aber nicht enttäuscht. Auch hier ist das Angebot unüberschaubar riesig, genau wie unser Hunger.
Von der Mall of Asia geht es zu Fuß zurück zum Hotel, wo wir ziemlich erledigt in unsere Betten fallen. Auch diese Nacht wird eher kurz werden. Unser Heimflug über Hongkong und Peking startet schon vormittags und es wird Zeit, den Philippinen Lebewohl zu sagen.
