Ponte Vecchio

Florenz

15.08.2023
Roadtrip

Florenz ist die letzte Station unserer Toskana-Reise, bevor wir uns wieder auf den Nachhauseweg machen. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Einen wichtigen Punkt absolvieren wir aber doch mit dem Auto bereits am Tag davor. Wir fahren auf gut Glück zur hoch über der Stadt gelegenen Piazzale Michelangelo und ergattern - wahrscheinlich da wir es überhaupt nicht erwartet haben - dort einen Parkplatz. Der Platz ist überaus bekannt, da man von dort den ultimativen und unendlich oft publizierten Panoramablick über Florenz genießen kann. Das ist zwar kein Geheimtipp, aber eine bessern Aussichtspunkt gibt es halt wirklich nicht.

Tipp: Postkartenmotiv

Wir übernachten anschließend in der unweit der Stadt auf einem Hügel gelegenen Villa Ambrosina. Das Umland ist dort recht schön und wir genießen die schöne Abendstimmung samt einer Pizza, die wir uns noch genehmigen.

Am nächsten Tag geht es dann endlich auf in die florentiner Innenstadt. Wir recherchieren, wo man gut parken kann und stoßen dabei auf den Parcheggio Oltrarno bei der Porta Romana. Entlang der dort verlaufenden Stadtmauer sind wirklich unzählige Parkplätze vorhanden, der Tarif ist vernünftig und bis ins Stadtzentrum sind es nur ca. 15 Minuten zu Fuß - was will man mehr.

Wir starten also los und kommen als erstes am Palazzo Pitti vorbei. Der Renaissance-Palast war einst die Privatwohnung reicher Florentiner, heute ist darin eine weltbekannte Gemäldesammlung untergebracht. Die grobe Fassade lässt das Gebäude festungsartig aussehen, was wohl typisch für die Paläste des Florentiner Adels war, im Stadtbild aber recht ungemütlich aussieht. Wir könnten uns vorstellen, dass auf der vor dem Palast gelegenen Piazza dei Pitti in einer lauen notte italiana mächtig was los sein könnte. Heute ist es dafür aber nicht lauschig genug, es sind kaum Leute auf der Straße. Hinter dem Palast liegen die weitläufigen Boboli-Gärten. Die sehen wir uns nicht an, wir bewundern nur den Eingang zur Buontalenti-Höhle im manieristischen Stil. Der sieht buchstäblich märchenhaft aus.

 

Das mit den wenigen Leuten ändert sich schlagartig als wir die Ponte Vecchio erreichen. Nomen est omen, denn die weltberühmte Brücke über den Arno zählt zu den ältesten Segmentbogenbrücken der Welt. Ähnlich wie die Rialto-Brücke in Venedig wird auch die Ponte Vecchio beidseitig von kleinen Geschäften gesäumt, deren Eingänge zur Innenseite der Brücke gerichtet sind. Ursprünglich wurden diese Lokale von Schlächtern und Gerbern besetzt, die den Arno als Mülltonne bzw. als Waschbecken nutzten. Der Gestank muss unerträglich gewesen sein, so dass sie im 16. Jahrhundert durch Goldschmiede ersetzt wurden. Diese Gewerbe hat die Zeiten überdauert, denn auch heute sind noch einige Juweliere auf der Ponte Vecchio zu finden. Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, suchen wir uns einen guten Fotopunkt am südlichen Ufer des Arno, den wir entlang der zum Fluss kaum verbauten Via de' Bardi auch finden. Das ultimative Postkartenmotiv befindet sich aber auf der gegenüberliegenden Flussseite, ungefähr da wo die Uffizien beginnen.

Tipp: Postkartenmotiv

Die Uffizien - ein ursprünglich als Amtshaus konzipierter Gebäudekomplex - besitzen eine der wichtigsten kunsthistorischen Sammlungen der Welt, vor allem was Renaissance-Malerei betrifft. Grundsätzlich wissen wir so etwas durchaus zu würdigen, aber seit wir von ein paar Jahren die Vatikanischen Museen in Rom besucht haben, wird uns sicher so schnell kein bedeutendes, italienisches Kunst-Museum mehr von innen sehen. Zu lebhaft ist noch die Erinnerung an die Menschenmassen, die Ticketschlange, die Hitze, ... Abgesehen davon hat Florenz auch in puncto Straßenkunst etwas zu bieten, und zwar ganz stressfrei ohne Schlangestehen.

Wir durchwandern die frei zugängliche Piazzale degli Uffizi und kommen dann auf die Piazza della Signoria, die als Hautplatz von Florenz bezeichnet werden kann. Hier befindet sich beispielsweise der Palazzo Vecchio mit seinem hoch aufragenden Turm, der im 14. Jahrhundert der Sitz des Stadtparlaments und somit das Zentrum der weltlichen Macht in Florenz war. Vor dem Palazzo Vecchio befindet sich an ihrem originalen Aufstellungsort eine Kopie von Michelangelos David. Auch wenn es nicht die echte Figur ist, ist es schon toll, eine der bekanntesten Skulpturen der Kunstgeschichte hier kostenfrei und ohne Anstellen bewundern zu können. 

Weitere Skulpturen sind in der Loggia dei Lanzi zu bewundern, die sich direkt neben dem Palazzo Vecchio befindet. Der offene Arkadenbau im gotischen Stil diente ursprünglich als Rahmen für Kundgebungen, Zeremonien und Empfängen der Republik Florenz. Später verlor sie diese Funktion und wurde zu einer Art Freilichtmuseum umgenutzt. Zu sehen ist hier beispielsweise der originale "Perseus mit dem Haupt der Medusa" sowie der "Raub der Sabinerinnen" von Giambologna- ebenfalls ein Original.

Weiter geht es mit unserer Tour durch Florenz, das uns wie ein dreidimensionales Kunstgeschichtebuch vorkommt, in nordwestlicher Richtung. Dort liegt in der Nähe des Bahnhofs die Piazza di Santa Maria Novella mit der gleichnamigen Basilica di Santa Maria Novella. Die Kirche als solches ist nicht über die Maßen bedeutungsvoll, ganz im Gegensatz zu einem ihrer "Einrichtungsstücke". Dort findet man nämlich das Mascaccios Fresko "Die Heilige Dreifaltigkeit", das als erstes perspektivisch richtig durchkonstruiertes Werk der Kunstgeschichte gilt. Das mag sich nicht für jeden toll anhören, aber Iris hätte sich das unheimlich gerne angesehen. Auf der anderen Seite wollten wir den Eintrittspreis in die Kirche nicht berappen. Was ist das für eine (toskanische?) Unsitte, hier Tickets zu verkaufen. Das kennen wir sonst eigentlich nicht aus Italien.

 

So geht es weiter zum Mercato Centrale, wo wir uns einen Snack kaufen und dann weiter über die Piazza di San Lorenzo Richtung Piazza del Duomo. Hier befindet sich der 1436 geweihte Duomo di Firenze. Gemessen an der Ausdehnung des Längsschiffs - beachtliche 153 Meter - ist er die viertgrößte Kirche Europas. Dadurch, dass er fast die ganze Piazza einnimmt und relativ wenig freie Fläche um das Gebäude herum verbliebt, wirkt er noch extra monumental. Auch hier ist einiges los und es ist gar nicht so leicht aus der Menschenmasse heraus ein paar anständige Fotos zu schießen.

Das wohl beeindruckendste feature des Doms ist seine weithin bekannte und auch sichtbare Kuppel. Brunelleschi legte die Entwürfe dazu vor. Die Realisierung des 107 Meter hohen und 45 Meter im Durchmesser messenden "Ungetüms" dauerte 16 Jahre und gilt noch heute als Höhepunkt der Renaissance-Baukunst. Etwas verständlicher wird diese Gigantomanie wenn man bedenkt, dass es in Italien immer schon Tradition war, die Architektur zum Träger von Staatsideen werden zu lassen. Die Kuppel des Florentiner Doms verdeutlicht auch baulich den Machtanspruch, den die Stadt, die mit 50.000 Einwohnern so viele Bewohner hatte wie London, für sich beanspruchte. 

 

 

Anschließend wandern wir noch in den Ostteil der Innenstadt zur Piazza di Santa Croce wo sich die gleichnamige - auch sehenswerte - Basilica di Santa Croce di Firenze befindet. Niemand geringerer als Franz von Assisi soll ihren Grundstein gelegt haben und in der Kirche befinden sich die Grabmäler von gleich vier sehr bedeutenden Männern. Machiavelli, Michelangelo, Galileo Galilei und Gioachino Rossini haben hier ihrer letzte Ruhe gefunden. Leider haben wir mit dem Promi-Gotteshaus und dem Platz davor kein Glück, da sich dort eine riesige, unansehnliche Baustelle befindet. Die Kirche selbst ist zwar nicht eingerüstet, aber durch die Bauarbeiten auch nicht zugänglich. Wir schauen sie uns so gut es geht von außen an. Auffällig ist, dass nur die Schauseite zur Piazza aufwändig mit Marmor verkleidet ist, der Rest der Kirche aber ein einfacher Ziegelbau ist. 

Wir kaufen uns in der Nähe der Piazza di Santa Croce ein Eis und gehen dann wieder zurück Richtung Piazza della Signoria. In ihrer Nähe befindet sich noch ein weiteres Wahrzeichen Florenz' - der "Wildschweinbrunnen" Fontana del Porcellino. Die bronzene Statue, die den Brunnen schmückt, ersetzt eigentlich ein Original aus Marmor, das heute in den Uffizien untergebracht ist. Im Volksmund heißt es, dass das Berühren der Wildschwein-Nase Glück bringt. Offensichtlich glauben das auch viele Florenz-Touristen, denn die Statue ist an dieser Stelle schon ganz blank und abgegriffen. 

Das vollständige Verfahren zur Erlangung eines guten Omens wäre, dem Schwein eine Münze in den Mund zu legen, nachdem man die Nase des Schweins gerieben hat: Wenn die Münze hinter das Gitter fällt, wohin das Wasser fließt, wird die Prozedur Glück bringen, sonst nicht. In der Tat ist die Neigung so, dass nur die schwereren Münzen in das Gitter fallen, die die Stadtverwaltung dort sammelt (Quelle: www.wikipedia.org).

Auf dem Rückweg zu unserem Auto sehen wir uns noch die Ponte Vecchio von der Rückseite an und stellen fest, dass das Viertel um die Piazza Santo Spirito sehr, sehr nett wirkt. Das heben wir uns für das nächste Mal auf.