... wenn Spaniens Blüten blühen
Angekommen in Asturien wollen wir uns gleich der Erkundung der "Picos de Europa" (wörtlich übersetzt "Gipfel Europas") widmen, ein Kalkstein-Massiv innerhalb des Kantabrischen Gebirges. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in das Gebiet vorzudringen. Wir haben beschlossen, zu den Lagos de Covadonga zu fahren. Eine ziemlich langwierige Recherche hat ergeben, dass es wohl möglich ist mit dem eigenen Auto dort hinzufahren, allerdings bis max. 08:30 oder bis der Parkplatz voll ist, je nachdem was früher eintritt. Alternativ müsste man mit einem von der Tourismusregion betriebenen Bus fahren.
Da aber am Tag unseres Besuchs, dem 08. September, Asturien-Tag ist, ist alles wieder ganz anders. Bus gibt es keinen und die Auffahrt mit dem eigenen Auto ist den ganzen Tag möglich, es sei denn der Parkplatz ist voll. Da wir auf Nummer sicher gehen wollen, stehen wir bereits sehr zeitig auf und verlassen den strategisch günstig gelegenen und nach diesem Gesichtspunkt ausgesuchten Campingplatz "Picos de Europa" bereits um 07:15. Es ist dabei dunkel und neblig - kein schlechter Anfang für einen abenteuerlichen Tag. Um 07:45 sind wir dann bereits am Einfahrtsschranken in Covadonga und sieht da: Er ist offen und wir können passieren! Die vor uns liegende Bergstraße ist toll und auch ein wenig herausfordernd zu fahren - so mögen wir das. Wir wussten es erst nicht, aber die vor uns liegende Strecke ist eine der wichtigsten Etappen der Vuelta, das will schon mal was heißen. Langsam schraubt sich das schmale Asphaltband höher und mit jedem gewonnen Höhenmeter lichten sich die Nebel ein wenig mehr. Bald liegen sie vollständig unter uns am Talboden und darüber färbt die aufgehende Sonne die umgebende Landschaft in zarten Rot- bis Lilatönen. Die Stimmung ist magisch und wird uns sicher noch ganz lange in Erinnerung bleiben. Definitiv schlägt hier mal wieder der frühe Vogel zu!
Am Mirador de La Reine steigen wir kurz aus dem Auto aus, machen ein paar Fotos und setzen dann den Rest unseres Weges fort, bis wir die Parkplätze bei den Covadonga-Seen erreichen.
Mittlerweile ist die Sonne richtig aufgegangen und bevor wir zu Fuß weitergehen, frühstücken wir erst mal ausgiebig auf dem Parkplatz. Das ist sich vor Abfahrt nicht mehr ausgegangen und vor dieser eindrucksvollen Kulisse schmeckt's auch gleich noch besser.
Gut gestärkt geht es dann los. Da ist ein kurzer Rundweg ausgeschildert und diesem folgen wir nun. Vorbei am momentan geschlossenen Besucherzentrum geht es erst zum Mirador del Príncipe de Asturias mit Blick nach Norden. Vor uns liegt die eindrucksvolle Gebirgskette, zu ihren Füßen eine als Weidefläche genutzte Ebene, die früher mal ein See gewesen sein dürfte.
Ein Stück weiter erreichen wir die heute stillgelegten Buferra-Minen, wo bis 1918 unter schwersten Bedingungen Mangan, Quecksilber und Eisen gewonnen wurden. Vor allem Yven ist von den noch vorhandenen Schienen, Stollen und Bergbaugefährten begeistert. Am liebsten wäre er gleich hiergeblieben.
Gleich hinter den Minen erreichen wir dann den ersten der Covadonga-Seen, den Lago de la Ercina. Wirklich idyllisch liegt er eingebettet zwischen sattgrünen Weideflächen, auf denen friedlich ein paar Kühe grasen. Dahinter erheben sie einige imposante Gipfel, unglaublich schön! Da kriegen wir gleich Lust auf eine richtige Bergtour!
Rechterhand geht es dann nochmal kurz bergauf bis zum Mirador de Entrelagos, von dem man dann einen wunderbaren Blick auf beide Covadonga-Seen, den Lago de la Ercina und den Lago de Enol hat. An den Ufern des Letzteren machen wir nach einiger Zeit auch eine beachtliche Menschenmenge aus. Da dürfte es sich um die Zeremonie handeln, die hier alljährlich am Asturien-Tag stattfindet.
Nachdem wir den Rundweg abgegangen sind, kehren wir zum Parkplatz zurück, über dem eine ordentliche Anzahl an recht eindrucksvollen Vögeln mit ziemlich großer Flügelspannweite kreist. Das sind sicher irgendwelche Greifvögel, wir wissen aber nicht genau welche.
Unterbrochen von einigen Fotopausen geht es wieder talwärts. Am Mirador de La Reine bleiben wir nochmal länger für eine Kaffeepause, ein paar Snacks und natürlich ganz viele tolle Ausblicke.
Da wir heute so bald aufgestanden sind, ist es erst früher Nachmittag, als wir die Picos de Europa wieder verlassen. Nicht weit entfernt liegt Cangas de Onís, ein Städtchen, dem wir einen Besuch abstatten wollen. Ein Parkplatz im Zentrum ist gleich gefunden. Als wir beim Parkautomaten bezahlen wollen, werden wir gleich von einem einheimischen Pärchen darauf aufmerksam gemacht, dass Parken heute gratis ist. Der Asturien-Tag zahlt sich für uns voll aus! In der Pasteleria "La Golosa" kaufen wir uns Sandwiches und Plundergebäck, die wir dann um die Ecke an einem ganz besonderen Ort verzehren. Über den Fluss Sella spannt sich hier nämlich eine wirklich beeindruckende, mittelalterliche Bogenbrücke, die sogar noch begangen werden kann und eines der meistfotografierten Motive Asturiens ist. Gleich neben der Brücke erstehen wir typisch, asturischen Kuhmilch-Käse. Wir sind schon gespannt wie der schmeckt.
Am späten Nachmittag geht es dann weiter, ausnahmsweise auf dem gleichen Weg, den wir gekommen sind. Wir fahren bis kurz hinter den Campingplatz "Picos de Europa" die gleiche Strecke zurück, dann aber noch weiter geradeaus, bis wir den Mirador del Naranjo de Bulnes erreichen. Direkt vom Straßenrand hat man hier einen Blick auf einen besonders bizarr geformten Berggipfel der Picos de Europa, den besagten Naranjo de Bulnes. Erst liegt er etwas in den Wolken, aber wir warten eine Weile und bald zeigt er sich ganz frei und erinnert uns irgendwie an die ebenfalls recht markanten Gipfel im Yosemite National Park.
Weiter geht es auf der AS-114 Richtung Panes. Die Straße verläuft hier in einer Schlucht entlang des Río Cares, der gesamte Streckenabschnitt ist landschaftlich herausragend schön und sehr zu empfehlen. Uns wird er auf jeden Fall in Erinnerung bleiben, unter anderem auch, weil die kurvige Strecke die von Yven zuvor gegessene Birne nochmals ans Tageslicht befördert hat.
Unser Tagesziel ist der - eigentlich wieder in Kantabrien liegende - Playa de Prellezo. Die App park4night hat uns diesen als Übernachtungsplatz empfohlen. Wir beschließen, das mal auszukundschaften und ziehen dabei das große Los. Auf den terrassierten Anhöhen rund um die Bucht betreibt jemand einen Wohnmobil-Stellplatz, zwar ohne Facilities, dafür aber mit der umwerfendsten Aussicht, die man sich vorstellen kann.
Von jedem Stellplatz lässt sich die traumhafte Bucht mit der natürlichen Steinbogenbrücke wunderbar einsehen. Das perfekte Zusammenspiel von Klippen, Vegetation und Meer lässt wirklich keine Wünsch offen und wir sind begeistert, heute vor dieser Traumkulisse einschlafen zu dürfen.

Die asturische Küste zwischen Llanes und Ribadesella soll besonders schön sein, das müssen wir natürlich einem Test unterziehen. Nachdem wir den wunderschönen Playa de Prellezo verlassen haben, geht es weiter Richtung Westen. Noch vor Llanes steuern wir den Playa de Ballota an. Der Blick von den Klippen ist einmal mehr atemberaubend. Vor uns liegt ein unglaublicher Strand, perfekt eingerahmt von grün bewachsenen Klippen und noch dazu menschenleer. Wir sehen, dass eine kleine, unbefestigte Stichstraße zumindest ein Stück den Hang hinunterführt. Das schauen wir uns mal an. Obwohl es in der Nacht geregnet hat, kommen wir problemlos hinunter, vom Parkplatz ist es dann auch nur mehr ein kleines Stück zu Fuß zum Strand. Abgesehen von ein paar Wasservögeln sind wir ganz allein hier und da die Brandung nicht sehr stark ist, können wir mit Yven gut im Wasser waten, wobei er wieder außerordentlichen Spaß hat. So ein tolles Fleckchen!
Auf dem Weg zurück bleiben wir mit unserem Van dann doch noch hängen, auf der aufgeweichten Schotterpiste drehen plötzlich die Reifen durch. Wir lassen uns ein Stückchen zurückrollen und beim zweiten Anlauf klappt's dann auch. Puh! Unsere obligate Kaffeepause machen wir mit Blick auf die Playa de Toranza.

Etwas weiter oberhalb liegt der Mirador Torimbia, der einen Hammer-Ausblick auf den gleichnamigen Strand Playa Torimbia bietet. So schlecht ist die Küste hier wirklich nicht!
Am Nachmittag unternehmen wir noch eine kurze Wanderung vom Aparcamiento Garaña zu der Formación de Las Grallas. Es handelt sich dabei um Löcher im Fels, durch die man in Küstennähe das darunter tosende Meer sehen kann. Entstanden sind diese Löcher durch Auswaschung des Kalkgesteins. Gut einen Kilometer müssen wir erst auf einem breiteren Forstweg, dann auf einem schmalen Trampelpfad entlanglaufen. Am Wegesrand können wir glückliche Kühe und Schatten suchende Ziegen unter einem Baum bestaunen, vor allem Letztere haben es Yven sehr angetan.
Die Löcher dieser Formation sind riesig und man muss beim darum herum gehen höllisch aufpassen, da die Ränder natürlich nicht gesichert sind. Das unten tosende Meerwasser hat eine wunderschöne, türkise Farbe und es ist schon beeindruckend, was die Natur hier wieder so hingezaubert hat.
Zum Übernachten fahren wir noch ein Stück weiter nach Westen, bis zum Camping "Arenal de Moris". Als wir ankommen, fängt es doch tatsächlich mal zu regnen an. Das ist zwar für den spanischen Norden nicht ganz untypisch, bislang haben wir aber einfach wieder mal Glück gehabt. Wir machen uns erst mal was zu essen und als wir damit fertig sind, hat es auch schon wieder aufgehört. Wir unternehmen noch einen Verdauungsspaziergang zum nah gelegenen Playa Arenal de Moris. Die Stimmung nach dem Regen ist ganz toll und Yven kann jetzt endlich wieder seine geliebten Gummistiefel anziehen, die wir von zu Hause mitgenommen haben.
