Bilbao und die baskische Küste
Von Gorliz aus steht nun die Erkundung von Teilen der baskischen Küste am Golf von Biskaya auf dem Programm.
Erstes Highlight dabei soll die nur durch eine schmale Steinbrücke mit dem Festland verbundene und mit einer Kirche auf der Spitze versehene Insel Gaztelugatxe sein, welche durch die Serie "Game of Thrones" mittelweit reichende Berühmtheit erlangt hat.
Problemlos finden wir einen Parkplatz beim Restaurant Eneperi, von wo wir den ca. 1km langen Fußmarsch zu der Kircheninsel in Angriff nehmen wollen. Womit wir in diesem Fall nicht gerechnet haben ist, dass uns Corona einen Strich durch die Rechnung machen könnte. So ist es aber. Das Begehen der Insel ist in diesem Jahr überhaupt untersagt, und für den Zutritt bis zur Steinbrücke ist eine Vorab-Registrierung erforderlich. Die ist zwar kostenlos, was zwar nett ist, uns aber auch nichts nützt, da der nächste frei Slot erst in ein paar Tagen ist. Sogar hier hätte man also "vorbestellen" sollen.
Nun gut, auf OpenStreetMap sehen wir, dass nicht weit von hier ein frei zugänglicher Aussichtspunkt - der Mirador Behatokia - liegt. Dann gehen wir eben dorthin und siehe da, der Blick auf die Einsiedelei mit der zu ihr hochführenden, spektakulären Treppenanlage ist von dort ziemlich gut. Wir genießen den Blick auf das eindrucksvolle Monument und das umgebende, tiefblaue Meer, bevor wir uns zur Stärkung noch einen Kaffee im Restaurant kaufen.
Der Straße beim Restaurant noch Norden folgend gibt es noch einen "inoffiziellen" Aussichtspunkt, der ebenfalls mit tollen Ausblicken - auch auf die Küste und das tiefblaue Meer - aufwarten kann.
Weiter nach Osten werden wir nun nicht mehr fahren. Es geht zurück nach Bakio und von dort auf der kleinen Straße BI-3151 weiter die Küste entlang. Wir machen ein Pause bei einen weiteren Aussichtspunkt mit Top-Ausblick über die Küste und tingeln dann weiter Richtung Westen.
In Lemoiz kommen wir an einer undefinierbaren Industrieanlage vorbei, die sich nach späterer Recherche als nicht fertig gebautes Atomkraftwerk entpuppt. Wäre aus unserer Sicht auch wirklich kein guter Platz dafür gewesen.
Nach Armintza erreichen wir dann schon wieder Gorliz, das wir allerdings links liegen lassen und dafür einen Strand auf der anderen Seite der Bucht anpeilen, der landschaftlich sehr reizvoll sein soll und auch als Drehort für "Game of Thrones" herhalten musste. Da es heute auch ziemlich heiß ist, passt das ganz gut. Unseren Van stellen wir in Barrika ab und marschieren dann los Richtung Playa De Muriola. Auf dem Fußweg dorthin sind immer wieder Piktogramme angebracht, die unsere Ansicht nach nicht lesbar sind, was für ein Piktogramm immer eine schlechte Sache ist. Wir vermuten schon, dass es was mit den Corona-Abstandsregeln zu tun hat, aber wieso die Männlein und Weiblein dann die Plätze tauschen bleibt ein Rätsel.
Als wir am Strand ankommen, stellt sich heraus, dass er ziemlich klein ist und außerdem FKK - zumindest großteils. Wo wir aber schon mal da sind, beschließen wir uns doch in die Fluten zu schmeißen, der September soll ja ohnehin der Monat mit den höchsten Wassertemperaturen sein, also nix wie rein. Nun ja, obwohl das eine wirklich geschützte Bucht ist und die Außentemperatur locker über 30° sind wir ziemlich geschockt, als wir merken, wie kalt der Atlantik hier ist. Wir würden mal schätzen, dass das maximal 18° sind. Für uns eigentlich zu kalt, nur Yven scheint das überhaupt nicht zu stören und er entwickelt sich in Windeseile zu einer richtigen Wasserratte.
Zum Übernachten fahren wir dann auf den schön über einer Bucht gelegenen, aber sauteuren Campingplatz Sopelana, wo wir einen recht schönen Sonnenuntergang erleben.
Zeitig am nächsten Morgen packen wir zusammen und machen uns auf nach Bilbao. In einem von uns erst mit etwas Spott bedachten Youtube-Reisevideo, das wir uns bereits zu Hause angesehen haben, haben wir für diese Stadt einen Tipp bekommen, der sich auszuchecken lohnt. Erhöht über Bilbao gibt es offenkundig einen Wohnmobil-Stellplatz (sogar mit WC und Grauwasser-Ablassmöglichkeit) mit Wahnsinns-Blick über die Stadt am gleichnamigen Fluss. Da es ratsam sein soll, schon eher früh dort anzukommen, fahren wir nun also gleich in der Früh dorthin. Problemlos bekommen wir einen Platz in der ersten Reihe und die "Área de Autocaravanas de Kobetamendi" hält definitiv was wir uns von ihr versprochen haben. Die Aussicht ist wirklich grandios, viele Details sind im Stadtbild erkennbar.
Gleich unterhalb des Stellplatzes gibt es eine Bushaltestelle und der Bus 58, der dort abfährt, bringt uns sogar ohne Umsteigen bis zur Altstadt.
Sie trägt in Bilbao den Namen "Siete Calles", da sie aus genau diesen besteht. Die Gassen sind von wunderschönen, perfekt restaurierten Häusern gesäumt. Die meisten besitzen die für Spanien typischen, hölzernen Erker. Schön ist die einheitliche Baustruktur, die nicht von moderneren Gebäuden zersetzt ist.
Außerdem gibt es hier noch viele Geschäfte - auch für den täglichen Bedarf - die von den Bewohnern frequentiert werden. Das ist mal wieder eine wunderbar intakte, lebendige Altstadt.
Das Herumwandern darin macht uns sehr Spaß und dass die engen Gassen gut verschattet sind, kommt uns bei den heutigen Temperaturen sehr gelegen.
Die Plaza Nueva erinnert uns sehr an die Plaça Reial in Barcelona. Nur viel weniger los ist hier, was auch an der Corona-Pandemie liegen mag, uns aber beim Fotografieren sehr entgegenkommt.
Nach Mittag meldet sich der erste Hunger und wir beschließen zur am Flussufer gelegenen Markthalle - dem Mercado de la Ribera - zu gehen. Die Verkaufsstände sind leider schon fast alle geschlossen, aber in dem Teil, wo sich die Lokale befinden, ist noch was los. Hier gibt es - wie von uns erhofft - einige offene Bars mit einer wirklich guten Auswahl an Pinchos, der baskischen Variante der Tapas. Die kleinen Häppchen werden oft von Holzspießen zusammengehalten, von wo auch ihr Name herrührt. Pincho ist das spanische Wort für Spieß. Wir suchen uns die "Vermuteka" aus und lassen uns jeder einen ordentlichen Häppchen-Teller zusammenstellen. Es gibt die in Spanien allseits beliebten Kroketten, viele Varianten mit Shrimps und Garnelen und auch Ziegenkäse ist eine beliebte Pincho-Auflage. Es schmeckt alles überaus köstlich so dass wir das Lokal als absoluten Top-Tipp empfehlen können.
Tipp: Vermuteka
Frisch gestärkt wollen wir nun am rechten Flussufer entlanggehen. Die dort angelegte, großzügige Promenade ist sehr eindrucksvoll, da sie von allerhand prachtvollen Bauten gesäumt wird. Der Bahnhof, das Arriaga-Theater, das Rathaus - sie alle sind Zeugen davon, was für einen Wohlstand die Industrie und der Hafen der Stadt einst gebracht haben, bis sich die Situation gegen Ende des 20. Jahrhunderts durch die zunehmende Luft- und Gewässerverschmutzung zusehends verschlechterte.
Am Flussufer ist es leider nicht mehr so schattig wie in der Altsadt und da heute ein wirklich extrem heißer und schwüler Tag ist, kommen wir bei unserer City-Tour ordentlich ins Schwitzen. Wir kommen an der Zubizuri-Brück von Architekt Santiago Calatrava vorbei und dann eröffnet sich uns schon bald der Blick auf Frank Gehrys Guggenheim-Museum.
Vor allem vom rechten Flussufer lässt es sich hervorragend bestaunen. Es ist schon toll, vor allem wenn man bedenkt, dass das Gebäude jetzt auch schon wieder fast 25 Jahre alt ist. Es wirkt immer noch sehr futuristisch.
Bei der nächsten Fußgängerbrücke wechseln wir dann auf das linke Ufer und gehen direkt zum Gebäude mit der bekannten Spinnen-Skulptur davor. Mit Yven ist ein Museumsbesuch eine eher unentspannte Angelegenheit und so besuchen wir keine Ausstellung, gehen aber zumindest durch die öffentlich zugänglichen Bereiche des Museums, was nach einer kurzen Messung unserer Körpertemperatur, auch problemlos möglich ist. Im Museums-Café kaufen wir uns außerdem einen Kaffee und einen kleinen Snack dazu.
Der Hauptzugang zum Museum ist nicht am Flussufer sondern eine Etage höher vom Fluss abgewandt. Dort gibt es außerdem ein riesige, über und über mit Blumen bedeckte Hundeskulptur auf dem Museums-Vorplatz, die ist echt ziemlich witzig und gefällt Yven auch. Überhaupt ist die Gestaltung des öffentlichen Raums rund um das Museum sehr gelungen. Es gibt auch einen Brunnen mit Wasserfontänen, die direkt aus dem Boden schießen und gerade bei der Hitze heute die Attraktion für die dort spielenden Kinder sind. Wir würden eigentlich auch gerne mit ihnen da durchlaufen.
Da es so dermaßen heiß ist, fahren wir mit der Straßenbahn wieder zurück zur Altstadt, welche am späteren Nachmittag allerdings ziemlich ausgestorben ist. Trotzdem finden wir noch offene Lokale, um noch ein paar Pinchos zu essen.
Die sind zwar auch gut, aber nicht so deliziös wie jene in der Markthalle. Da wir heute sowieso nicht kochen wollen, gehen wir also nochmal dorthin auf eine Runde Dinner-Pinchos. Auch beim zweiten Mal sind sie vorzüglich. In der Nähe der Markthalle nehmen wir dann wieder den Bus zurück zu unserem Stellplatz, wo wir nachdem die Sonne untergegangen ist, noch ein schönes, kühles Bier trinken und auf die Lichter der Stadt hinunterschauen. Das kann schon was!


