Parthenon

... im antiken Athen

13.07.2022
City-Trip
Geschichtsträchtiger Spaziergang zu den Highlights des antiken Athens rund um den Akropolis-Hügel

An den Monastiraki Square schließt südlich das Gelände der Hadriansbibliothek an. Der römische Kaiser Hadrian hatte wohl ein Faible für Athen und die Griechen und stiftete der Stadt mehrere Gebäude, unter anderem die Bibliothek. Obwohl heute nur mehr Bruchstücke der Anlage vorhanden sind, bekommt man doch einen guten Eindruck davon, wie großartig das Bauwerk zu seiner Zeit gewesen sein muss. Toll ist, dass das Bibliotheksgelände ein paar Meter gegenüber dem heutigen Straßenniveau abgesenkt ist, so dass man es bei einer Umrundung ganz bequem von oben anschauen kann, das ist wie ein antikes Freilichtmuseum.

Weiter den Akropolis-Hügel hinauf befinden sich die römische Agora und der Turm der Winde. Kaiser Augustus ließ den Markt- und Versammlungsplatz errichten, von dem heute noch einige Säulenreste vorhanden sind. Im Westen befand sich das Tor der Athene durch das das Areal betreten wurde, die 4 dorischen Säulen des Bauwerks sehen auch heute noch gut erhalten.

Der achteckige Turm der Winde ist allerdings das am eindeuting besten erhaltene antike Bauwerk Athens. Er fungierte zu seiner Zeit als eine Art Wetterstation. Die Reliefe an der Außenseite zeigen die Windgötter und an jeder der acht Seiten prangt eine Sonnenuhr.

Hinter der römischen Agora beginnt der Akropolis-Hügel stärker anzusteigen, über Treppen und Rampen geht es höher bis man schließlich den Areopagus Hügel erreicht, was bei den Temperaturen schon eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Da Wolfgangs Consulting an diesem Tag etwas früher endet, nehmen wir diese Schinderei gemeinsam in Angriff. Entschädigt werden wir durch einen tollen Blick auf die uns zu Füßen liegende (griechische) Agora mit dem außerordentlich gut erhaltenen Hephaistos-Tempel. Auch der Lykabettos-Hügel und der Zugang zur Akropolis liegen pittoresk vor uns.

Am Fuße des Areopagus Hügels liegt die Plateia Jacqueline de Romilly, wo es sehr viele nette Lokale gibt. Hier lässt es sich gut Essen und Trinken mit monumentaler, geschichtsträchtiger Kulisse im Hintergrund.

Nach einem weiteren Fußmarsch ohne Schatten, dafür wieder mit viel Staub und Schweiß bietet sich uns eine ebenso grandiose Aussicht vom Philopappos-Hügel, der südlich des Areopagus-Hügels liegt. Richtung Süden blicken wir etwas im Gegenlicht entlang der gleichförmigen, orthogonalen Häuserschluchten bis zum ägäischen Meer.

Richtung Norden liegt die perfekte Postkartenansicht der Akropolis mit dem Lykabettos-Hügel im Hintergrund im weichen Licht der Nachmittagssonne vor uns. Das ist wirklich ein unbeschreiblicher Anblick und wir zeichnen die Stelle als Postkartenmotiv aus.

Tipp: Postkartenmotiv

An der südöstlichen Basis des Akropolisfelsens liegt das uns von mehreren Seiten empfohlene Akropolismuseum, welches wir aber nicht gemeinsam besuchen. Iris macht das allein, während Wolfgang wieder fleißig die griechischen Kollegen consultet. Generell sind Museumsbesuche ja nicht immer eine spannende Angelegenheit, aber wenn das Ausstellungskonzept stimmt und die Exponate ansprechend präsentiert werden, kann das schon eine tolle Sache sein. Das Akropolismuseum erfüllt seine Aufgabe in dieser Hinsicht perfekt. Die moderne Architektur schafft einen bewussten Kontrast zu den Ausstellungsstücken und bringt sie somit gut zur Geltung, wenngleich ein noch minimalistischeres Architekturkonzept auch kein Fehler gewesen wäre. Das Gebäude wurde über einer Ausgrabungsstätte errichtet und diese dadurch in die Ausstellung integriert. Die Anzahl der Einzelexponate aus der klassischen Periode ist insgesamt überschaubar, das Museum als Ganzes nicht vollgestopft oder überladen, was ebenfalls dazu beiträgt, den einzelnen Teilen den ihnen würdigen Rahmen zu verleihen. Die Hauptattraktion befindet sich auf der obersten Ebene, wo in räumlich korrekter Abfolge der Parthenonfries ausgestellt ist, oder zumindest jene Teile, die bis dato verfügbar sind. Einige Abschnitte des Frieses befinden sich nämlich im Besitz des British Museum und um die Herausgabe und Überführung dieser wird mit den Briten immer noch gefeilscht. Der Fries kommt in dem luftigen Raum unheimlich gut zur Geltung. Große, verglaste Fassadenflächen geben außerdem permanent den Blick auf die "echte" Akropolis frei, was für den perfekten historischen Kontext sorgt. Insgesamt ist der Museums-Besuch eine ziemlich kurzweilige Angelegenheit und von da her sehr zu empfehlen.

Der Besuch der "echten" Akropolis steht noch aus. Wir heben uns diesen für unseren letzten Tag in der griechischen Hauptstadt auf. Der Zugang erfolgt von der Westseite, wo im Schatten einiger Bäume das Ticket-Office, Infostand und Kiosk untergebracht sind. Hinter der Zugangssperre beginnt dann der kurze Anstieg auf den Akropolisfelsen. Bevor es aber durch das historische Eingangstor geht, folgen wir rechterhand einem kleinen Pfad, der uns zu einem Punkt bringt, von wo man sehr gut das Oden des Herodes Atticus einsehen kann. 

Das nach seinem Stifter benannte, antike Theater fasst in etwa 5000 Personen. Es wurde im Jahr 161 n.Chr. in römischer Bauform errichtet, was bedeutet, dass die Bühne von den Zuschauerrängen und dem Bühnenhaus umfasst wird. Auch heute wird es noch als Veranstaltungsstätte benutzt. Unter anderen sind hier bereits Mikis Theodorakis und Nana Mouskouri aufgetreten. Sicher toll, ein Konzert vor so einer eindrucksvollen Kulisse zu erleben.

Durch das nach seinem Ausgräber benannte Beulé-Tor gelangen wir auf das Gelände der antiken Akropolis. Von hier hat man einen guten Blick auf den uns bereits bekannten Aeropagus-Hügel, auf dem die Menschen wie Ameisen herumwuseln. 

Gleich hinter dem Tor erhebt sich rechterhand der kleine, aber feine Tempel der Athena Nike, der Siegesgöttin. Prominent sitzt das Gebäude auf einer gemauerten Plattform, von der man bis zum Meer sehen kann. Der Tempel wurde um 400 v.Chr. fertiggestellt und ist mit seinen 8 ionischen Säulen das erste Bauwerk auf der Akropolis, das in dieser Ordnung errichtet wurde.

Die um 430 v.Chr. errichteten Propyläen stellen den eigentlichen Eingang zum heiligen Bezirk dar. Interessant ist, dass sie auch in antiker Zeit niemals vollständig fertiggestellt wurden. Da kam den Athenern der Peloponnesische Krieg dazwischen. Geschickt überwindet der Bau, an dem sowohl dorische als auch korinthische Säulen zu finden sind, den natürlich vorhandenen Geländesprung, was ihn zum Vorbild für einige andere, wohlbekannte Bauwerke machte. Das Brandenburger Tor in Berlin versteht sich als klassizistischer Nachbau der Propyläen.

Das Herzstück der Akropolis ist der Parthenon. Der der Stadtgöttin Pallas Athene geweihte Tempel ist vielleicht das bedeutendste noch erhaltene Bauwerk der Antike und natürlich jedermann schon vor dem Besuch ein Begriff, da sein Abbild viel zu oft Postkarten, Plakate, Souvenirs, und und und ziert. Zusammen mit dem Kolosseum in Rom und den Pyramiden von Gizeh zählt er sicher zu den bekanntesten Baudenkmälern der Geschichte überhaupt.

Errichtet wurde das Bauwerk nach der Zerstörung eines Vorgängerbaus um 440 v. Chr. Der Bau dauerte knapp 10 Jahre, was für damalige Verhältnisse als Rekordzeit gilt. Interessant ist, dass das Gebäude nicht nur eine sakrale Funktion erfüllte, sondern auch als Schatzkammer des Attischen Seebundes diente.

Und was ist nun dran an dem Mythos, dem Ruf, der dem Gebäude voraneilt? Nun ja, obwohl man den Bau ja schon so oft auf Bildern gesehen hat, ist das Erlebnis in 3D doch nochmal was ganz anderes. Es ist schon wirklich beeindruckend, wie sehr hier die Proportionen stimmen und wie harmonisch die einzelnen Bauteile zusammengefügt wurden, so dass der Eindruck einer perfekten Geometrie entsteht. Skurrilerweise wird letzterer vor allem durch eine Reihe optischer Täuschungen erzeugt. So ist beispielsweise die Basis des Tempels in Wahrheit gewölbt, die dorischen Säulen gebaucht und an den Ecken wurde mit den Triglyphen übelst getrickst, da sich deren Anordnung im Säulenraster sonst ja nie ausgegangen wäre - Stichwort "dorischer Eckkonflikt".

Was man sich heute nur mehr schwer vorstellen kann ist, dass der Parthenon überaus reich mit Bildhauerarbeiten ausgestattet war. Heute sind eigentlich nur mehr die Metopenreliefe am Gebäude zu bewundern. Die anderen Arbeiten wurden zum Teil zerstört, von den Briten gestohlen oder werden im Akropolismuseum aufbewahrt.

Obwohl wir ja schon einige tolle Aussichtspunkte in Athen entdeckt haben, sind wir auch von dem sich von der Akropolis bietenden Rundumblick regelrecht hingerissen. Nach allen Seiten lässt sich die Stadt überblicken. Es sieht ganz lustig aus, wie sie um die wenigen vorhanden Hügel herumfließt und viele Sehenswürdigkeiten - die wir teilweise schon besucht haben - liegen uns in Miniaturform zu Füßen. So zum Beispiel das Stadtviertel Anafiotika und das Olympieion mit dem Hadrianstor.

Das Erechtheion ist im Gegensatz zum Parthenon eine ziemlich verworrene Sache. Einerseits ist die bauliche Struktur nicht so klar sondern ziemlich verschachtelt. Andererseits wurden hier insgesamt 13 verschiedene Gottheiten verehrt und der Tempel diente als Heimstatt diverser mythologischer Besonderheiten wie heilige Schlangen und Ölbäume. Das herausragendste Merkmal ist allerdings bis heute seine Vorhalle, deren Dach von Säulen in Form von weiblichen Figuren getragen wird. Die sogenannten Karyatiden sind wohl Abbilder von Frauen der Stadt Karya auf dem Peloponnes. Wen sie genau darstellen ist allerdings nicht bekannt. Die Originale von fünf der sechs Figuren durfte Iris schon im Akropolismuseum bewundern. Eine Figur allerdings teilt das Schicksal von Teilen des Parthenonfries und wurde nach Großbritannien ins British Museum entführt.

Das Dionysostheater am südöstlichen Fuße der Akropolis war das bedeutendste Theater des antiken Griechenlands sowie das erste Theater der Welt überhaupt. Hier wurde - wenn man das so sagen kann - das Ereignis als solches erfunden und jährlich die Festspiele der Dionysien abgehalten. Wenn man bedenkt, dass Dionysos der Gott des Weins, der Ekstase sowie des Wahnsinns ist, war das sicher eine ganz spaßige Veranstaltung. 

Die heute sichtbaren, baulichen Überreste sind aus der Zeit um 330 v.Chr. - also über 2000 Jahre alt. Wir finden, dass sie dafür noch ziemlich gut erhalten sind. Wirklich beeindruckend!

Östlich der Akropolis befindet sich das Hadrianstor, das wir vom Akropolisfelsen aus schon aus der Vogelperspektive bewundert haben. Das wirklich gut erhaltene Bauwerk wurde zu Ehren Hadrians errichtet und stellt den Eingang zum Athener Olympieion dar, auf dessen Gelände noch heute die ansehnlichen Reste eines Tempels mit korinthischen Säulen zu bewundern sind.