Central und der Victoria Peak
Central ist das Finanz- und Geschäftszentrum Hongkongs und einer der bedeutendsten Geldumschlagplätze der Welt. Die extreme Dichte an Wolkenkratzern, die vor allem die Headquarters von Banken und Finanzdienstleistern beherbergen, ist schon beeindruckend und auch ein wenig einschüchternd. Die Macht des Geldes offenbart sich hier in jedem Fall auch baulich.
Interessant ist das hier etablierte System aus Walkways für Fußgänger, die sich eine Ebene über dem Straßenniveau befinden und die Wolkenkratzer miteinander vernetzen. So ist ein vom Verkehr unabhängiges, schnelles Fortkommen zu Fuß gesichert. Kein lästiges Anstehen an der Ampel und keine Gefahr totgefahren zu werden, während man auf dem Smartphone die letzten Börsenkurse checkt. Wir finden die Verbindungswege auch überaus bequem, außerdem bieten sie von ihrer erhöhten Position tolle Ausblicke auf die Stadt.
Unbedingt hervorzuheben aus der Masse der Wolkenkratzer ist der HSBC Tower von Architekt Sir Norman Foster. Das 1985 fertiggestellte Gebäude galt zu seiner Zeit als teuerster Wolkenkratzer der Welt. Mit 52 Stockwerken ist es zwar nicht überragend hoch, in vielerlei anderer Hinsicht aber außergewöhnlich. Die auch an der Gebäudeaußenseite ersichtliche Stahlrahmen-Tragstruktur kommt ohne aussteifende Betonelemente im Kern aus, die Stahl-Leichtkonstruktion lässt viel Tageslicht ins Innere der Struktur. Im Inneren befindet sich ein 12 Stockwerke hohes Atrium, das im 3. Stock auch für Besucher zugänglich ist. Wir nutzen das natürlich aus und beheben dort gleich Bargeld.
Einen Steinwurf entfernt befindet sich der Bank of China Tower des Architekten Ieoh Ming Pei, der besser bekannt sein dürfte als Designer der Louvre-Pyramide. Die markante Form des Wolkenkratzers setzt sich aus 4 unterschiedlich hohen Dreieckstürmen zusammen und ist ein fixer Bestandteil der modernen Architekturgeschichte. Im 43. Stock gab es mal eine frei zugängliche Ebene, diese ist aber zum Zeitpunkt unseres Besuchs bereits geschlossen und so müssen wir uns mit der Außenansicht begnügen.
Wir recherchieren ein wenig, welche Möglichkeiten es gibt, um die Stadt auch mal von oben zu bewundern. Wir stoßen dabei auf die Monetary Authority im Two IFC. Im 55. Stockwerk des International Finance Centers - das übrigens der höchste Wolkenkratzer auf Hongkong Island ist - befindet sich eine Ausstellung zum Hongkong Dollar, deren Besuch genau wie die Aussicht kostenlos ist. Einzige Bedingung ist, dass man sich vor Zutritt mit einem Reisepass ausweist. Diesen sollte man also bei sich führen, wir brauchen dafür 2 Anläufe. Bei unserem Besuch ist die Sicht dann (leider) alles andere als klar. Die Stimmung, wenn sich die Dunstwolken teilweise lichten und den Blick fetzenartig auf die Häuserschluchten freigeben, ist aber auch ungemein toll.
Im Sockelgeschoß des IFC befindet sich eine Mall, was an sich nicht ungewöhnlich ist. Diese besitzt allerdings einen recht schön gestalteten, frei zugänglichen Dachgarten, von dem man zudem einen hervorragenden Blick auf das gegenüber liegende Kowloon-Ufer hat.
Südwestlich des International Finance Centers liegt der Central Market, wo sich der Beginn einer besonderen baulichen Anlage befindet - des Central Mid-Levels Escalator. Es handelt sich dabei um ein System von mehr als 20 hintereinander gereihten, überdachten Rolltreppen, die die Stadtteile Central und Mid-Levels miteinander verbinden. Auf einer Strecke von ca. 800m überwindet der Besucher dabei 135 Höhenmeter, was tatsächlich eine sehr bequeme Möglichkeit darstellt, den Geländeabhang, auf dem die Stadt errichtet wurde, zu bewältigen. Der Blick nach hinten auf die steil ansteigenden Rolltreppen in den Häuserschluchten ist spektakulär. So was haben wir noch nirgendwo sonst gesehen.
Die Gegend um die Mid-Levels Escalators ist dann auch schon weniger durchsetzt von Banken und anderen Institutionen der Hochfinanz. Die Anzugträger weichen wieder der "normalen" Hongkonger Bevölkerung und die Häuserschluchten werden zunehmend quirliger und belebter, was den Stadtteil gleich wieder interessanter und fernöstlich-exotischer macht.
Wer von den Wolkenkratzern und Häuserschluchten Centrals eine Pause braucht, findet die dafür nötige Ruhe im Hong Kong Park. Verschlungene Wege führen teils über Treppen durch die üppig bewachsenen Grünanlagen und an einigen Freizeiteinrichtungen vorbei. Künstlich angelegte Seen und ein Wasserfall spenden etwas Abkühlung.
Am nordwestlichen Ende des Parks befindet sich die Peak Tram Station, von wo die Auffahrt auf den Victoria Peak mittels einer historischen Standseilbahn möglich ist. Wir haben sie im Endeffekt nicht benutzt, da uns der Andrang hier zu groß und uns nicht nach Anstellen war. In Eigenregie haben wir aber eine tolle Alternative ausgecheckt, welche am Ende des nächsten Abschnitts verraten wird.
Das Panorama von einem Nebengipfel des Vicoria Peaks ist DIE Sehenswürdigkeit in Hongkong. Der Blick auf das vor uns liegende Meer aus Wolkenkratzern und der dazwischen liegenden Meerenge sucht wahrhaftig seinesgleichen, ist doch Hongkong weltweit die Stadt mit der höchsten Wolkenkratzerdichte. Von hier hat man sowohl die Hochhauskulisse auf Hongkong Island als auch jene in Kowloon direkt vor der Nase. Es lassen sich hier wunderbar die unterschiedlichen Konstruktionsweisen, Formen und Größen der Türme vergleichen. Das ist mal wirklich ein beeindruckender Aussichtspunkt und wir möchten hier die Auszeichnung "Postkartenmotiv" vergeben.
Tipp: Postkartenmotiv
Die uneingeschränkteste Sicht hat man sicher vom auf der Anhöhe errichteten Peak Tower. Wir sparen hier aber unser Geld und genießen eine sicher genau so gute Aussicht von der am Hang entlang laufenden Findlay Road. Auch hier sind wir ehrlich gesagt erst beim zweiten Anlauf erfolgreich. Wir wollten das Panorama eigentlich nachts, in beleuchteter Form genießen. Da haben uns aber die in der Stadt gerne auftretenden Dunstwolken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einigermaßen gute Sicht haben wir nur tagsüber.
Da wir - wie oben bereits erwähnt - die Auffahrt auf den Victoria Peak nicht mit der Peak Tram gemacht haben, hier nun die Alternative: Beginnend von den Ferry Piers in Central verkehrt die zu den städtischen Verkehrsbetrieben gehörende Buslinie 15 zwischen den Piers und dem Peak. Zusteigen kann man natürlich auch an jedem weiteren angefahrenen Punkt in Central. Die gesamte Fahrt dauert relativ lang - so ca. 45 Minuten - kostet aber im Vergleich zur Peak Tram eine Bagatelle. Besonders toll ist, dass sich der Bus langsam die kurvigen Straßen Richtung Peak emporschlängelt. Die Bebauung wird dabei immer weniger dicht, die Grundstückspreise und Anwesen immer opulenter. Alles in allem ist die Busfahrt an sich schon ein tolles Erlebnis und bietet auch unterwegs sagenhaft tolle Ausblicke auf die Stadt.
