Yosemite

Owens Valley & Yosemite NP

27.09.2021
Roadtrip

Vom Death Valley kommend durchfahren wir das Owens Valley und langsam ändert sich die uns umgebende Landschaft. Die Wüste weicht einer nadelbaumbestandenen Gebirgslandschaft, die den Alpen nicht unähnlich ist und gibt uns einen Vorgeschmack auf die weiteren Tage. In Bishop machen wir einen ausgiebigen Versorgungsstopp. Als wir zum Auto zurückkommen, haben uns Puritaner eine Art Flugblatt auf der Windschutzscheibe hinterlassen, das zu unserer Verwunderung aber auch Erheiterung beiträgt. Nach dem gescheiterten Bekehrungsversuch machen wir uns auf nach Mammoth Mountain, einem Skiresort mit Hotels im alpenländischen Stil, wo auch im Sommer einiges los ist.

Mammoth Mountain

Von hier startet ein Shuttle-Bus, der uns nach Reds Meadow bringt. Die Straße dorthin ist eng und für den Individualverkehr gesperrt, die Gegend in der wir landen dafür wunderbar abgeschieden. Das Hochgebirge fühlt sich nach der vielen Wüste ganz wunderbar an. Durch den Nadelwald gehen wir noch ein kurzes Stück, bis wir das Devils Postpile National Monument erreichen. Es handelt sich dabei um einen ca. 20m hohen Geländeabbruch, der aus einer Vielzahl von Basaltsäulen besteht, die bei einem Vulkanausbruch vor 100.000 Jahren entstanden sind. Die Regelmäßigkeit der entstandenen Struktur ist beeindruckend und wir bestaunen sie nicht nur vom Fuße des Abbruchs aus, sondern gehen auch den Hang hinauf, wo uns die Basaltsäulen buchstäblich zu Füßen liegen.

Im Anschluss spazieren wir noch etwas entlang des Sotcher Lakes, bevor wir den Shuttle-Bus zurück nach Mammoth Mountain nehmen.

Sotcher Lake

Wir fahren das Owens Valley weiter nach Norden und kommen bald zum Mono Lake. Dies ist ein Natronsee, wodurch er sowohl sehr sauer als auch salzhaltig ist. Das dort vorherrschende Ökosystem hat sich diesem Umstand angepasst, gilt aber als bedroht, da die Wasserversorgung von Los Angeles unter anderem aus dem Mono Lake bestritten wird, was ein kontinuierliches Absinken des Wasserspiegels zur Folge hat. Dabei sind eigenwillig geformte Kalktuff-Gebilde zu Tage getreten, die man sich im South Tufa Reserve am Südufer des Sees ansehen kann. Entstanden sind diese durch im See ausfallenden Kalk des Gebirgsquellwassers. Die Gebilde sehen fremdartig und bizarr aus und würden sich hervorragend als Star-Wars-Kulisse eignen.

Vom Mono Lake geht es westwärts auf die California State Route 120. Diese führt uns über den gut 3.000m hohen Tioga-Pass, welcher als östlicher Zugang zum Yosemite Nationalpark gilt. Der Pass wird aufgrund der Schneemassen, die hier im Winter anfallen, oft erst im Mai oder Juni geöffnet und tatsächlich dauert es nicht lange, bis wir den letzten Resten der weißen Pracht neben der Straße begegnen.

Die Hochgebirgslandschaft, durch die wir fahren, ist unglaublich, der Straßenverlauf spektakulär. Die schiere Unendlichkeit aus stark von Gletschern überformten Berge, Nadelwäldern und blitzblauen Gebirgsseen beeindruckt uns nachhaltig und gibt uns einen Vorgeschmack auf den morgigen Tag. Yosemite ist offenkundig nicht grundlos einer der meistbesuchten Nationalparks der USA. Wir machen einige Fotostopps - unter anderem beim Olmstead Point - und können uns gar nicht sattsehen an den uns umgebenden Bergen.

Da es praktisch ein Ding der Unmöglichkeit ist, im Yosemite Valley einen Camp-Spot zu ergattern, haben wir im KOA in Mariposa reserviert. Wir durchfahren also einmal den Yosemite National Park und übernachten in der kleinen Stadt an der Westseite der Sierra Nevada.

Den nächsten Tag widmen wir voll und ganz der Erkundung des Yosemite National Parks. Da dieser generell als gut besucht gilt, wollen wir in der Frühe gleich eins der Highlights absolvieren. Wir fahren über den als Einbahn geführten Southside Drive bis zum Ende des Yosemite Valleys, genauer gesagt zum Curry Village, wo wir unser Auto abstellen. Dort steigen wir in den Shuttle-Bus um, der die wichtigsten Punkte im Yosemite Valley miteinander verbindet. Dieser bringt uns bis Happy Isles, wo wir eine Wanderung starten, die uns mit einem Blick auf die Vernal Falls belohnen soll.

Durch den Wald gehen wir bis zur Vernal Falls Bridge, wo man die Wasserfälle bereits sehen kann, allerdings sind sie noch sehr weit weg. Wir gehen daher auf dem Mist Trail weiter, teils über Treppen bergauf, am Südufer des Merced River entlang. Die Fälle kommen immer näher und sie sind in der Tat gewaltig. Im Juni ist reichlich Schmelzwasser vorhanden und so donnern die Wassermassen mit einer Urgewalt direkt neben uns zu Tale. Die hinter ihnen liegende Felswand ist schon ganz glatt gewaschen.

An dem Punkt, wo der Fluss über die Klippe stürzt, gibt es einen tollen Aussichtspunkt. Gleich dahinter bezaubert der Emerald Pool, an dessen Ufer es sich nicht nur Wanderer gemütlich machen, sondern auch eine Menge an wahrlich ausgefressenen Eichhörnchen zu beobachten sind.

Wir finden die Hochgebirgslandschaft der Sierra Nevada unglaublich toll und so gehen wir weiter bis zum noch höher gelegenen Clark Point. Von hier hat man auch einen unverstellten, einzigartigen Blick auf den Nevada Fall und den neben ihm stehenden Half Dome, einem der markantesten Gipfel des Nationalparks. Um nicht auf dem selben Weg zurückgehen zu müssen, steigen wir über den John Muir Trail ab, und treffen bei der Vernal Falls Bridge auf den Weg, den wir gekommen sind.

Wir fahren eine Station mit dem Shuttle-Bus bis zum Mirror Lake Trailhead, um besagten See aufzusuchen. Bei den richtigen Bedingungen soll sich der Half Dome perfekt in ihm spiegeln. Nun ja, für das perfekte Spiegelbild ist der Wasserstand im See zu niedrig. Da haben wir schon besseres gesehen, die Landschaft an sich ist aber auch hier wunderschön.

Auf dem Rückweg zum Shuttle-Bus erleben wir dann aber doch noch etwas ganz Besonderes. Wir spazieren so auf dem Weg dahin, als wir links neben uns ein lautes Rascheln hören. Siehe da: Da steht ein kleiner Grizzly-Bär zwischen den Bäumen. Die Verhaltensregeln für so einen Fall erläutert das am Parkeingang ausgehändigte Infomaterial, das wir uns selbstverständlich nicht genau zu Gemüte geführt haben. Dementsprechend verdattert - und auch etwas verängstigt - stehen wir da. Glücklicherweise sind noch andere Wanderer hier unterwegs, die bzgl. Bärenkontakt offenbar mehr Erfahrung haben. Wir beobachten den "Teenager" eine Weile, als er aber aus dem Gebüsch hervorkommen will, machen die anderen Besucher große Gesten mit ihren Armen und laute Geräusche, was den Grizzly dann auch sofort zurückweichen lässt. So geht das.

Unsere Mittagspause verbringen wir im Yosemite Village. Hier ist mittlerweile ordentlich was los, wir finden aber trotzdem ein lauschiges Plätzchen unter einem Baum. Während wir was Essen, beobachten wir - als wären wir Verhaltenspsychologen - wie sich die Parkbesucher an den bärensicheren Mülltonnen zu schaffen machen. Und siehe da, auch so mancher Zweibeiner hat Probleme mit dem Durchschauen des Verschlussmechanismus und zieht kopfschüttelnd, unverrichteter Dinge wieder ab. Wir amüsieren uns köstlich.

Im Anschluss machen wir einen Stopp beim Lower Yosemite Fall, der sich auch recht ansehnlich über die Granitmassen nach unten stürzt.

Für unsere weiteren Erkundungen brauchen wir wieder das Auto, also holen wir es beim Curry Village ab und fahren nun das Yosemite Valley auf dem Northside Drive talauswärts. Wir biegen auf die Wawona Road ein und halten am Tunnel View. Nach Osten gerichtet bietet sich uns ein unvergleichlicher Blick auf das Yosemite Valley. Rechts ist der Bridalveil Fall erkennbar, welcher sogar genügend Wasser führt, um einen Regenbogen entstehen zu lassen.

Weiter geht es auf der Wawona Road. Bei Yosemite West biegen wir links in die Glacier Point Road ein. Die kurvenreiche, enge Straße führt uns eine gefühlte Ewigkeit durch den Wald. Die lange Fahrt macht uns extrem neugierig auf das, was da kommen mag. Schließlich kommen wir zu 2 dicht hintereinander gelegenen Aussichtspunkten, die ihresgleichen suchen. Sowohl vom Washburn Point als auch vom Glacier Point bietet sich uns ein Blick über das Yosemite Valley, wir er sich mit Worten schwer beschreiben lässt.

Wir haben ja schon einiges in Bezug auf tolle Landschaften gesehen, aber dieser Anblick macht uns doch ausnahmsweise sprachlos. Vor uns liegt das Yosemite Valley in all seiner Einzigartigkeit, ein perfektes Zusammenspiel von Bergen, Wäldern, Wasserfällen, nichts als unberührte Natur, so weit das Auge reicht. Richtig paradiesisch! Aus der erhöhten Perspektive sehen wir alle Punkte, an denen wir heute schon gewesen sind, als Miniaturen: Vernal Falls, Nevada Fall, Half Dome, ... Alles direkt vor unserer Nase.

Nach diesem perfekten Finish machen wir uns auf den langen Rückweg, der uns über die Glacier Point Road wieder zurück und bis nach Mariposa führt. Nach einer weiteren Nacht auf dem KOA geht der Camping-Teil unseres Abenteuers damit zu Ende. Wir packen eine letztes Mal besonders sorgfältig unsere Sachen zusammen und fahren dann zu UPS in Mariposa, wo wir die gesamte Ausrüstung - wie vereinbart - nach Phoenix zurückschicken. Das ist sofort erledigt und im Anschluss düsen wir Richtung San Francisco.