Redwood National and State Parks

San Francisco ist eine unserer Lieblingsstädte und wir sind ganz aufgeregt, wieder hier zu sein. Obwohl wir eigentlich gleich nach Santa Rosa - nördlich von San Francisco - fahren wollen, kurven wir zum Spaß etwas beim Golden Gate Park herum, bevor wir über die Golden Gate Bridge fahren. Stadtauswärts ist die Benutzung kostenlos und wir müssen natürlich beim Golden Gate View Point stehenbleiben. Unglaublich, aber wir sehen die Brücke das erste Mal in dichten Nebel gehüllt.

Mit diesem klassischen San-Francisco-Eindruck machen wir uns schließlich auf Richtung Norden. Der Tag ist schon lang, wir sind müde und wollen nur noch ins Bett. Wir wechseln uns mit dem Fahren ab und kommen schließlich schon im Dunkeln bei unserer AirBnB-Unterkunft in Santa Rosa an. Es ist ein hübsches, kleines Häuschen, wir haben jetzt allerdings keinen Blick mehr dafür und versinken nach einer kurzen Unterhaltung mit unseren Vermietern todmüde in der sehr weichen, amerikanischen Matratze.

Nachdem wir wunderbar geschlafen haben, machen wir uns nach dem Aufstehen über das Frühstück her, das in der Küche für uns hinterlassen wurde. Dabei beobachten wir Vögel auf der Terrasse, die ziemlich exotisch aussehen. Voller Tatendrang starten wir dann los, denn wir wollen heute bis Arcata fahren und das ist ein gutes Stück. Auf dem Highway 101 geht es durch Northern California, die Ortsnamen sind Iris teilweise aus T.C.Boyle-Romanen bekannt, deren Handlung oft in dieser Gegend angesiedelt ist. Nach einem Stopp in Willits, wo wir in einer Art Warehouse einen Kaffee trinken, sehen wir dann unseren ersten Redwood. Der Grandfather Tree steht gleich neben der Straße und allerhand lustiger Artefakte, die in einer Art Freilichtmuseum präsentiert werden, stimmen uns auf das uns bevorstehende Naturerlebnis ein.

Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Avenue of the Giants, einem gut 50km langen Bypass zum Highway 101, der auf einer relativ schmalen Fahrbahn eng zwischen den sogenannten Costal Red Woods geführt ist. Das Licht fällt wunderschön zwischen den riesigen Bäumen mit den rostroten Stämmen durch und schafft eine einzigartig mystische Stimmung. Die Fahrzeuge auf der Straße wirken neben den Baum-Giganten wie Spielzeugautos und wir müssen sehr oft stehenbleiben, um diese tolle Umgebung abzulichten, was aufgrund der Höhe der Bäume und der schwierigen Lichtverhältnisse nicht ganz leicht ist.

Nach ein paar Kilometern auf dieser außergewöhnlichen Straße passieren wir die Grenze zum Humboldt Redwoods State Park. Im Rockefeller Forest wandern wir den Founders Tree Trail ab und begeben uns noch näher an die Redwoods heran. Manche der Riesen sind bereits umgefallen, die auf dem Boden liegenden Baumstämme sind so riesig, dass ein Herumgehen fast unmöglich ist. Teilweise wurden sie durchgeschnitten, um den Wanderweg gerade weiterführen zu können. Die Schnittflächen und Wurzelstöcke der umgefallenen Bäume sind gigantisch und wirklich beeindruckend.

Anschließend statten wir noch der Big Tree Area einen Besuch ab. Die Mattole Road führt uns in dieses Gebiet, eine weitere kurze Wanderung zum Giant Tree. Eine Großfamilie, die auch dort ist, versucht - an den Händen gefasst - das Unding gemeinschaftlich zu umarmen und schafft es bei weitem nicht. Es ist wirklich schwer vorstellbar, wie groß diese Bäume sind. In diesem Teil des Waldes wurden Szenen von Star Wars gedreht. Verständlicherweise. Wir finden auch, dass dies ein ganz außergewöhnlicher Ort ist, etwas Vergleichbares noch nie wir gesehen haben.

In Arcata angekommen, beziehen wir unser Zimmer im Red Roof Inn und gehen am Abend noch im Zentrum des gepflegten Städtchens bei Rita's Margaritas & Mexican Grill sehr gut mexikanisch Essen.

Am nächsten Tag wollen wir die Redwoods National and State Parks besuchen. Von Arcata fahren wir an der Küste entlang, wo früh morgens vom Meer her Nebel - die über den kalten Meeresströmungen des Pazifiks entstehen - hereinziehen. Im Radio finden wir auch einen Sender mit guter, dazu passender Musik, was zur Stimmung beiträgt.

Im National Park angekommen machen wir erst einen Stopp beim Thomas H. Kuchel Visitor Center, um uns ein Permit, das wir später noch brauchen werden, zu holen. Das ist in Windeseile erledigt und so schauen wir uns noch eine wenig auf dem Strand hinter dem Visitor Center um. Der Sand ist kohlrabenschwarz und auch hier halten sich noch die Küstennebel. Sobald wir uns aber ein Stück vom Meer entfernen, sind diese wie weggeblasen und es fällt uns auf, dass das heute ein richtig heißer Tag ist.

Unsere erste Unternehmung ist die Begehung des Lady Bird Johnson Grove Trail. Auf der kurzen Wanderung ohne nennenswerte Steigungen sehen wir nun die ersten Redwoods im Redwoods National and State Park. Auch diese sind wahnsinnig beeindruckend und liegen eingebettet in eine wunderschöne Waldlandschaft mit allerhand Farnen und Sträuchern.

Als nächstes wollen wir in den Tall Trees Grove. Die Zufahrtsstraße zum Parkplatz ist eine Schotterstraße, die ab dem Abzweiger von der Bald Hills Road durch einen Schranken gesichert ist. Die Kenntnis der Zahlenkombination für das Schloss stellt das Permit dar, das wir uns im Visitor Center geholt haben.

Nach Passieren des Schrankens geht es ca. 16 Meilen lang auf der Schotterstraße dahin, bis wir den Parkplatz erreichen, von dem wir noch ein gutes Stück in ein Tal absteigen, in dem sich schlussendlich der Tall Trees Grove befindet. In diesem kleinen Gehölz befinden sich nun tatsächlich die höchsten Bäume der Welt. Von unten betrachtet erkennt man ehrlicherweise keinen Unterschied zu den weniger hohen Bäumen, die wir bisher gesehen haben - das Ende der Stämme ist sowieso nicht einsichtig - aber wenn schon denn schon. Wir wandern zwischen den Baumgiganten durch und Menschen und Parkbänke sehen daneben aus als wären sie zu Miniaturen geschrumpft worden.

Teilweise sind die Äste niedrigerer Bäume dicht mit Flechten überzogen, die anscheinend in diesem Mikroklima hier gedeihen. Die Gebilde sehen aus als wären sie einem "Herr der Ringe"-Film entsprungen und würden sich jeden Moment zu bewegen anfangen. Wir sind begeistert und können uns gar nicht an der Umgebung sattsehen. Nachdem wir uns lange hier unten aufgehalten haben, steigen wir wieder den Hang Richtung Parkplatz hinauf. Nicht ohne durchgängig etwas Lärm zu machen. Da es in dem Gebiet Schwarzbären gibt, wurde uns das so empfohlen. Wir halten uns besser daran.

Wieder zurück beim Auto, fahren wir zum Prairie Creek Visitor Center. Auf der Lichtung dort grast eine beachtliche Anzahl an Hirschen.

Von hier startet der Big Tree Loop, der eine Rundwanderung bestehend aus dem Prairie Creek Trail und dem Cathedral Trail ist. Die Gegend hier ist zwar nicht so abgeschieden wie der Tall Trees Grove, aber auch hier gibt es natürlich jede Menge Redwoods und toller Waldlandschaft zu bestaunen. Auf etwa halber Strecke kommt man am Big Tree vorbei. Der Name ist zwar nicht allzu originell, aber besser kann man dieses Naturschauspiel mit einer Höhe von knapp 100 Metern und einem Alter von ca. 1500 Jahren auch nicht beschreiben. Wir staunen nur so.

Schön langsam machen wir uns auf den Rückweg nach Arcata. Da der Redwoods National Park nicht annähernd so gut besucht ist wie seine Kollegen im Südwesten der USA, ist die Fahrt durch die Wälder angenehm einsam. Die paar bescheidenen Siedlungen, durch die wir durchkommen, sind kaum belebt und vermitteln so eine Art "Bates' Motel"-Charme.

Einen Halt machen wir noch bei Orick an dem weitläufigen Sandstrand, der sich dort befindet. Der Sand ist schwarz, die Luft wunderbar klar und wir sind fast alleine hier. Es tut so gut, der Brandung beim Hereinrauschen zuzuschauen, wir genießen die Weite und Menschenleere hier sehr.

Der Highway 101 verläuft hier außerdem zwischen einer Reihe von Lagunen, die wir im Morgennebel gar nicht bemerkt haben. Jetzt ist der Tag wunderbar klar und wir erleben bei einem asiatischen Abendessen in Arcata einen wunderbaren Sonnenuntergang.