State Route 36 & Lassen Volcanic NP
Für den heutigen Tag haben wir ursprünglich noch gar kein Programm ins Auge gefasst. Der Lassen Volcanic National Park ist noch zu weit weg, um ihn heute schon zu besuchen und so haben wir einen Tag Zeit, um nach Red Bluff zu tingeln. Wir kaufen uns erst noch den Ferrari unter den Weltsteckern und machen uns dann auf Richtung California State Route 36. Diese zweigt in Fortuna vom Highway 101 nach Osten ab, gilt als eine der spektakulärsten Straßen in Northern California und spielt auch eine Rolle in der Populärkultur- beispielsweise in einer Episode der von uns hochgeschätzten Serie "Lost". Sie führt durchgehend durch wenig besiedeltes Gebiet und unberührte Landschaft mit allerhand tollen Ausblicken.
Teils gibt es Landstriche, die schwer durch Waldbrände gezeichnet sind. Die verbliebenen kahlen Baumstämme ragen wie schwarze Nadeln in den Himmel. So richtig wundern tut uns das nicht. Im Westen des Nordamerikanischen Kontinents ist ab August Waldbrandsaison und auch heute klettert das Thermometer ganz schön weit rauf. Hier wird in Fahrenheit gemessen und wir sind uns daher nicht so ganz sicher, aber es hat weit über 30°. Außerdem ist die ganze Vegetation über die Maßen ausgetrocknet. Das brennt alles wie Zunder.
Beim Hells Gate Campground machen wir eine Pause und stapfen zur Abkühlung etwas im South Fork Trinity River herum. Das tut echt gut.
In Red Bluff angekommen beziehen wir unser Zimmer in dem recht bescheidenen "Classic Inn". Es würde sich ohne umzudekorieren als Kulisse für Bates' Motel eignen.
Es ist noch früh und wir haben zur Abwechslung mal Lust auf richtigen Kaffee, mit dem Americano können wir uns einfach nicht anfreunden. Stilecht fahren wir mit dem Auto zu Java Detour, einem Drive-Thru-Coffeeshop, der wirklich einen tollen Cappuccino zu einem stattlichen Preis anbietet. Wir trinken ihn mit Andacht im Red Bluff River Park mit Blick auf den Sacramento River.
Anschließend schauen wir noch ein wenig in die "Innenstadt". Vor dem Bezirksverwaltungsgebäude des Tehama County findet eine Art Bauernmarkt statt, der eigentlich recht nett ist. In einem angrenzenden Café essen wir noch was und fahren dann in unser Motel zurück.
Von Red Bluff ist es nicht mehr weit bis zum Lassen Volcanic National Park und genau diesen wollen wir uns an diesem Tag ansehen. Wir entern das zum Kaskadengebirge gehörende Gebiet beim Kohm Yah-mah-nee Visitor Center, wo wir uns auch gleiche den "America the Beatiful Pass" - eine Jahreskarte für alle US-Nationalparks - kaufen. Dann geht es los mit der Fahrt über den Lassen Peak Highway.
Den ersten Halt machen wir bei Sulphur Works, einem sogenannten "Mudhole", das - bedingt durch die vulkanischen Aktivitäten in diesem Gebiet - auch ordentlich blubbert und nach Schwefel riecht. Dies ist zwar nicht mit den Aktivitäten im Yellowstone National Park vergleichbar, aber eine gute Einstimmung auf unseren Aufenthalt in dieser Region, in der - als Teil des pazifischen Feuerrings - Vulkanismus allgegenwärtig ist.
Nach einem Stück auf dem Lassen Highway erreichen wir den Emerald Lake und schließlich den Bumpass Trailhead. Ab hier führt ein Wanderweg in ein Gebiet mit dem interessanten Namen "Bumpass Hell". Aufgrund der extremen Schneemassen, die in diesem Jahr gefallen sind, ist der Trail aber immer noch gesperrt und wir können diesen Teil des Nationalparks nicht besichtigen. Wir sind allerdings froh überhaupt hier sein zu können. Der Lassen Peak Highway wurde heuer erst am 24. Juli für die Durchfahrt geöffnet, also gut eine Woche vor unserer Ankunft und so spät wie noch nie.
Der Ausblick vom Parkplatz nach Süden ist überwältigend. Wir schauen lange auf die vor uns liegende Gebirgslandschaft und benutzen auch die öffentliche Toilette hier, der wir gerne den Titel "Most Scenic Toilet in the world" verleihen möchten. Ein Klo mit einer solchen Traumkulisse im Hintergrund findet man selten.
Tipp: Top-Spot
Weiter geht es zum Lake Helen. Der auf 2500m Höhe gelegene See ist Anfang August (!) immer noch nicht eisfrei. Große Schollen schwimmen auf dem glasklaren, blitzblauen Wasser und an den Seeufern türmen sich noch ca. 2 Meter hohe Schneewände. Da haben wir uns ein ordentliches Jahr ausgesucht! Die Umgebungsluft ist allerdings schon recht warm und wir können sogar hier oben mit kurzen Hosen herumlaufen.
Kurz hinter dem Lake Helen erreichen wir den höchsten Punkt des Lassen Peak Highways. Von hier ließe sich der Lassen Peak relativ komfortabel besteigen, in Anbetracht der Schneemassen verzichten wir aber darauf.
Von der Kings Creek Picnic Area machen wir eine kurze Wanderung zum Cold Boiling Lake. Es ist nicht gleich offensichtlich, aber durch die geothermischen Aktivitäten in der Region steigen an manchen Stellen des Sees Blubberblasen auf, die durch entweichendes Kohlendioxid entstehen. Die Wassertemperatur hingegen ist normal, der See kocht natürlich nicht.
Weiter geht es auf dem Lassen Highway, bis wir zur Devastated Area an der Ostseite des Lassen Peaks kommen. Ein kurzer Rundweg gibt einen Überblick über die Auswirkungen der diversen Ausbrüche des Lassen Peak. Dies ist insofern recht anschaulich, als die gesamte Gegend hier bei dem letzten Ausbruch im Jahr 1915 schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und nun einer Kraterlandschaft ähnelt.
Beim Manzanita Lake Campground machen wir dann eine Pause und genießen den Blick auf den See und den Lassen Peak. Im Anschluss geht es weiter in einen entlegeneren Teil des Nationalparks.
Wir fahren über Old Station bis zum Beginn der Butte Lake Road. Über die Schotterstraße erreichen wir den Butte Lake im Norden des Nationalparks, der etwas niedriger liegt als das Gebiet um den Lassen Peak. Die Gegend hier ist auch nicht so gebirgig, sondern ähnelt eher einer Mondlandschaft. Wir wollen zum Cinder Cone, einem recht pittoresken vulkanischen Aschekegel. Der Weg dorthin führt ca. 3km lang entlang eines meterhohen, erstarrten Lavastroms. Wir gehen zwar großteils durch Kiefernwald, aber auf dem Boden ist nur mehr Vulkanasche, was das Gehen - gemeinsam mit der Hitze - zu einer schweißtreibenden Angelegenheit macht.
Zusätzlich angespornt werden wir durch Donnergrollen aus der Ferne. Nach einer Weile erhebt sich dann der Cinder Cone in all seiner Pracht vor uns. Das ist wirklich ein schöner, wohlproportionierter Schuttkegel.
Unbedingt müssen wir ihn natürlich auch besteigen. Wir fangen also an, uns über den losen Untergrund aufwärts zu quälen, als Wolfgang ein Problem meldet, mit dem wir nicht gerechnet haben. Das scharfkantige Vulkangestein hat die Sohle seiner nicht mehr ganz neuen Wanderschuhen perforiert, so dass nun Steine von unten in die Schuhe gedrückt werden, was die Sache noch etwas beschwerlicher macht. Das Gewitter hat sich in der Zwischenzeit aber Gott sei Dank verzogen, so dass wir unseren Aufstieg fortsetzen.
Oben angekommen bietet sich uns ein atemberaubender Blick über die Umgebung, den Krater im Schuttkegel und die Painted Dunes hinter dem Cinder Cone. In der Ferne ist sogar der Lassen Peak wieder zu sehen. Die ganze tolle Kulisse haben wir auch noch für uns allein, wir sind bisher keinen anderen Besuchern begegnet. Was für ein unglaublicher Ort!
Tipp: Top-Spot
Beim Abstieg geben Wolfgangs Schuhe durch den nun vermehrt von oben kommenden Druck dann leider vollends den Geist auf. Binnen kürzester Zeit biegen sich die perforierten Sohlen auseinander und Wolfgangs Füße werden nur mehr durch das Schuhinnenfutter vom Boden getrennt. Die geborstenen Gummisohlen sehen bereits nach kurzer Zeit wie überdimensionale Hufe aus und wir können uns bei dem Anblick ehrlich gesagt nicht mehr halten vor lauter Lachen. Iris befürchtet, dass sie wohl noch ein paar Extra-Kilometer einlegen wird müssen, um Wolfgang Ersatzschuhe vom Auto zu holen, aber wie durch ein Wunder hält das Innenfutter auch auf dem gesamten Rückweg und die Gummisohlen fungieren irgendwann als eine Art Luftkissenboote, die Wolfgang fast über den Boden schweben lassen. Ziemlich fertig kommen wir zum Butte Lake zurück, wo wir die Schuhe - oder was davon übrig ist - entsorgen und Wolfgang noch einen Sprung in den Butte Lake unternimmt. Was für eine denkwürdige Wanderung!
Auf dem Weg nach Redding stoppen wir nochmal beim Manzanita Lake. An dessen Westufer befindet sich der Lassen Peak Vista Point, von wo man einen perfekten Blick auf den namensgebenden Berg hat. Das Wasser ist ganz ruhig und so spiegelt sich der Lassen Peak ungetrübt in der Seeoberfläche. Ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag!
In Redding übernachten wir im Red Lion Inn und essen thailändisch zu Abend.