GCOTY_Artist Point

Abenteuer im Yellowstone National Park

21.12.2021
Roadtrip

Wir haben in unserem Zelt gut geschlafen, die zusätzlich gekaufte Ausrüstung hat uns wirklich die ganze Nacht über warmgehalten. Der einzige Wermutstropfen ist die aufblasbare Matratze, die wir als Unterlage benutzt haben. Sie hat leider schon ein Loch bekommen und im Laufe der Nacht sind wir bis auf den Boden runtergesackt.

Heute setzten wir trotzdem unsere Besichtigungen im Yellowstone National Park fort. Wir fahren am Ufer des Yellowstone Lake entlang und dann wieder durch das Hayden Valley Richtung Norden.

Yellowstone Lake
Yellowstone Lake

Nach einiger Zeit erreichen wir den Startpunkt des Mud Volcano Trail. In etwa 1km lang verläuft der Rundweg teils auf Holzstegen an einer Vielzahl an blubbernden, dampfenden und grummelnden Schlammlöchern vorbei. Immer wieder werden wir von den entweichenden Dämpfen eingehüllt. Sie sind angenehm warm, riechen aufgrund der Schwefelverbindungen aber ein wenig nach faulen Eiern, woran man sich erstaunlich schnell gewöhnt.

Kurz bevor wir zum Canyon Village kommen, erreichen wir eine der Hauptattraktionen im Nationalpark, den Grand Canyon of the Yellowstone. Die vom Yellowstone River ausgewaschene, mehrere 100m tiefe Schlucht ist wahrlich beeindruckend. In ihr befinden sich 3 Wasserfälle, von denen wir 2 genauer unter die Lupe nehmen.

Als erstes fahren wir gleich zum gut besuchten Artist Point auf der Südseite des Canyons. Der Name ist nicht ganz unberechtigt gewählt. Wunderbar malerisch breitet sich der Lower Fall vor uns aus und wird dabei perfekt von den ockergelb bis braun schimmernden Steilwänden des Canyons eingerahmt. In regelmäßigen Abständen tauchen Regenbögen in der Gischt der Fälle auf. Das Bild ist so perfekt, dass es tatsächlich fast wie gemalt aussieht, bestens geeignet als Postkartenmotiv.

Tipp: Postkartenmotiv

Den Upper Falls View müssen wir aufgrund von Parkplatzüberfüllung leider auslassen. Wir fahren alternativ auf die Nordseite des Canyons zum Brink of the Upper Falls, also zu jenem Punkt wo die Fälle über die Kante stürzen. Obwohl die oberen Fälle viel kleiner sind, bekommen wir hier einen guten Eindruck von der enormen Kraft der Wassermassen.

GCOTY_Brink of the Upper Falls

Es folgt ein weiterer Stopp beim Lookout Point.

GCOTY_Lookout Point

Von hier sieht man wieder den Lower Fall, ist aber viel näher dran als am Artist Point. Über einige Stufen geht es vom Rand des Canyons ein Stück abwärts bis man dem Wasserfall sozusagen auf Augenhöhe gegenübersteht. Es ist immer wieder unvorstellbar, dass die Wassermassen, die hier runterdonnern nie versiegen. Wo kommt nur das ganze Quellwasser her?

Den letzten Halt vor unserer Mittagspause im Canyon Village legen wir beim Grand View ein, von wo vor allem die Schlucht und ihre in allen Farbtönen schimmernden Flanken beidseitig gut einsehbar sind.

Nachdem wir uns in der milden Spätsommersonne sitzend gestärkt haben, geht es weiter in den westlichen Teil des Nationalparks. Wir wollen zum bekannten Norris Geysir Basin. Auf dem ebenfalls gut ausgelasteten Parkplatz laufen wir einer Asiatin in die Arme, die in dem Trubel wohl ihre Familie verloren hat. Mobilfunknetz gibt es im Park nicht und sie ist einigermaßen aufgelöst und hilflos. Wir versuchen sie zu beruhigen und raten ihr, einfach beim Auto zu warten. Sie scheint zwar ernsthaft zu glauben, ihre Familie sei in einem Mudhole verschwunden, lässt sich schließlich aber trotzdem auf unseren Vorschlag ein und wir können mit unserer Besichtigung starten. Das Norris Geysir Basin ist das heißeste Geysirbecken im Park und beherbergt eine riesige Menge an Geysiren und heißen Quellen. Im Gegensatz zu den anderen Regionen im Park ist das Wasser hier sauer und nicht basisch. Die Landschaft sieht aus wie nicht von dieser Welt und würde sich perfekt als Kulisse für Science-Fiction-Filme eignen. Überall brodelt, dampft und gluckert es. Das Gelände und die Wasserstellen leuchten in den absurdesten Farben und man merkt richtig, wie dünn die Erdkruste in der Yellowstone Caldera und speziell in diesem Gebiet ist - als würde sich gleich um die Ecke der Höllenschlund auftun.

Auf dem ca. 5km langen, wunderschön angelegten Rundweg kommen wir an allerhand Geysiren vorbei. Besonders erwähnt werden sollte der Steamboat Geysir, welcher mit einer Auswurfhöhe um die 100m der größte aktive Geysir der Welt ist. Was die Ausbruchsintervalle angeht ist der Steamboat Geysir allerdings ein undurchschaubares Mirakel, sie sind komplett unregelmäßig und können Tage oder Jahre dauern. Die letzte Eruption fand im September 2014, also vor 3 Jahren statt. Zufällig hält eine Rangerin gerade einen sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag vor dem Geysir und wir hören eine Weile zu.

Wir sind von dem ganzen Areal hellauf begeistert und schießen eine Unmenge an Fotos. Kurz vor dem Parkplatz treffen wir auch unsere asiatische Freundin wieder. Sie hat - wie von uns prophezeit - ihre Familie wieder gefunden, ist jetzt aber schon wieder allein unterwegs.

Ein bisschen vulkanische Aktivität können wir noch vertragen und so machen wir noch einen Abstecher zum Biscuit Basin am Ufer des Firehole River, das ebenfalls wunderschöne, bunt schimmernde Wasserlöcher zu bieten hat.

Im Anschluss kehren wir glücklich aber ziemlich erledigt ins Grant Village zurück, wo wir uns in dem ans General Store angeschlossenen Lokal hervorragende Burger mit Pommes genehmigen, die wir im Schatten eines ausgestopften Elchs verzehren.